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01 - Wie Feuer im Blut

01 - Wie Feuer im Blut

Titel: 01 - Wie Feuer im Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Sutcliffe
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nicht, wie lange er so dagestanden
und ihre Atemzüge gezählt hatte. Er merkte nur, dass seine Schultern und sein
Hals steif waren, als er sich schließlich Dr. Whitman zuwandte und sagte:
»Falls sie überlebt - wann könnten wir sie von hier wegbringen?«
    Der
Arzt sah ihn überrascht an. »In Anbetracht ihrer schlechten Ernährung kann ihre
Genesung lange dauern.«
    »Wie
lange?«
    »Vielleicht
einen Monat. Vielleicht zwei.«
    Ohne
noch einmal einen Blick auf ihr Gesicht zu werfen, löste Damien ihre Finger von
dem seinen und verließ das Zimmer. Dort hatte er nichts mehr zu suchen. Er
würde Bonnie das Zimmer und alles, was sie zum Leben brauchte, zur Verfügung
stellen; aber es war die Aufgabe des Doktors, das Mädchen zu retten, und Damien
hoffte, dass er etwas von seinem Beruf verstand.
    Damien
ging in die Bibliothek und verdrängte das Bild von dem eingefallenen Gesicht
des Mädchens aus seinem Bewusstsein. In seinem Leben war einfach kein Platz
mehr für eine zusätzliche Sorge. Er hatte schon genug eigene Probleme.
    Draußen
hatte der Sturm noch zugenommen. Ein brutaler, eiskalter Wind blies von
Schottland herunter und ließ seine Wut mit der Gewalt eines Hurrikans an dem
Herrensitz von Braithwaite aus. Damien hatte in den Jahren, die er in Amerika
verbracht hatte, ganz vergessen, wie bitterkalt der Frühling in Yorkshire sein
konnte. Zu dieser Jahreszeit saßen in Mississippi die Familien der
Plantagenbesitzer auf den Veranden ihrer Häuser, tranken einen Minz-Julep
und betrachteten die Eichen und Magnolienbäume, deren weitausladenden Äste
Bärte aus spanischem Moos trugen.
    Damien
starrte auf die glühende Spitze seiner Zigarre, die er soeben angezündet hatte,
und nahm dann den Brief zur Hand, der am Nachmittag aus Vicksburg gekommen war.
    Der
Krieg zwischen den Staaten eskalierte, wie er das von Anfang an befürchtet
hatte. Jefferson Davis hatte ganz richtig vermutet - die Marine der
Union beeilte sich, die Häfen der Südstaaten zu blockieren und damit den Export
von Baumwolle für die englischen Textilfabriken zu unterbinden. Vermutlich
sollte sich Damien geehrt fühlen, dass Präsident Davis ihn gebeten hatte, sich
im Parlament für die Sache des Südens zu verwenden. Aber er fühlte sich nicht
geehrt - er fühlte sich scheußlich. Wie sollte er die Peers dazu bewegen,
sich mit den Geschäftsträgern Madison und Slidell zu treffen? Das würde
zweifellos das noble Haus in seinen Grundfesten erschüttern. England war in
letzter Zeit schon in zu viele kriegerische Auseinandersetzungen verwickelt
gewesen, als dass es sich nun leichtfertig in ein neues Abenteuer stürzen
könnte, und schon gar nicht in ein solches mit derart weitreichenden
Konsequenzen.
    Aber
etwas musste geschehen. Und zwar bald.
    Dem
Süden mangelte es an Geld und Waffen. Wenn die südlichen Häfen von ihren
Handelspartnern abgeschnitten wurden - was die Marine der Union jetzt
offenbar tat -, dann war es nicht mehr wichtig, ob es vierzig Tage und
Nächte ununterbrochen regnete, bis die zarten Pflanzen im Schlamm ertranken.
Wenn es keine Möglichkeit mehr zur Ausfuhr der Baumwolle gab, blieb sie auf den
Kais liegen und verrottete dort. Oder schlimmer noch: wenn sie den
Unionssoldaten in die Hände fiel, würde sie in Flammen aufgehen.
    Und was
wurde jetzt aus seiner Plantage, der >Bent Treedie Leitung seines Besitzes in Vicksburg übertragen, da er geglaubt hatte,
seine Mission in England würde nur ein paar Wochen dauern.
    Er
holte das Kontobuch aus der rechten oberen Schublade und öffnete es. Himmel,
was für ein heilloses Durcheinander! Was hatte sich Randolf eigentlich dabei gedacht,
als er Braithwaite in eine so prekäre finanzielle Situation gebracht hatte? Die
Hälfte der Bergwerke war geschlossen, und die Fabriken in Yorkshire und London
hatten in den letzten drei Jahren kaum Gewinn abgeworfen. Selbst wenn er gezwungen
wurde, während des Krieges hierzubleiben, um auf die Entscheidung des
Parlaments zu warten, würde er mindestens sechs zusätzliche Monate darauf
verwenden müssen, das finanzielle Dilemma von Braithwaite zu beseitigen. Wenn
er alles so beließ wie bisher, konnten die Folgen verheerend sein. Braithwaite
und das Warwick-Imperium würden Konkurs anmelden müssen.
    Ein
Laut riss Damien aus seinen Gedanken. Zuerst hörte sich dieses gespenstische
Geräusch eher wie das Heulen des Windes und nicht wie ein Schmerzensschrei an.
Doch als dieser Klageruf von den Wänden der stillen Bibliothek

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