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01 - Wie Feuer im Blut

01 - Wie Feuer im Blut

Titel: 01 - Wie Feuer im Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Sutcliffe
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von
einem trockenen Würgen erschüttert, bis sie meinte, ihre Därme wären nur noch
zerfetzte Schläuche.
    Als die
Krämpfe endlich nachließen, holte Bonnie tief Luft, richtete sich langsam
wieder auf und schob sich auf den Korridor hinaus. Zum ersten Mal wurde sie
sich der Pracht bewußt, von der sie umgeben war. Verdammt, dachte sie bei sich,
wo bin ich hier eigentlich? Vielleicht bin ich gestorben. Vielleicht sieht so
der Himmel aus.
    Da
schimmerte hier und dort goldener Zierrat, der ihre Augen blendete. Die Decke
war mit reichem Stuck verziert. Dann bei näherem Hinsehen - ihre Augen
weiteten sich - erkannte sie an der Decke ein halbes Dutzend nackter und
pausbäckiger Engel, die nur Trompeten bliesen und sich auf Zehenspitzen über
eine lange Reihe bauschiger Wolken bewegten.
    Ein
lautes Gelächter drang nun von unten herauf. Bonnie lauschte diesen männlichen
Tönen. Irgendwie war sie davon überzeugt gewesen, dass Gott sich nie so
menschlich äußern würde. Das war nicht Gott, entschied sie schließlich.
    Sie
setzte ihren Weg fort, hielt sich dicht an der Wand, um sich abstützen zu
können. Als sie endlich die Treppe erreichte, sank sie schwankend gegen das
Geländer, hielt sich mit beiden Händen an dem glatten und polierten
Mahagoniholz fest und blickte auf eine Gruppe von Männern hinunter.
    »Und
ein andermal schlichen wir, Damien und ich, uns in Professur Corocans Salon und liehen uns sein Vorlesungsmanuskript aus. Wir schrieben es komplett um
und streuten ein paar sehr persönliche Daten ein, Corocans - wie soll ich
es nennen? - Beziehung zur Frau eines Kollegen betreffend. Der verdammte
Bastard verschluckte fast seine Zunge, als er am nächsten Morgen über diese
Zeilen stolperte und sie auch noch vorlas.«
    Wieder
dieses Gelächter. Bonnie zuckte zusammen, weil es so laut war, und
konzentrierte sich dann auf den blondhaarigen Geschichtenerzähler. Er fuhr in
seinem Vortrag fort und löste abermals bei seinen Zuhörern Heiterkeitsstürme
aus. Sie hielten alle ein Glas in den Händen.
    Ihr
Blick wanderte von einem Gesicht zum anderen auf der Suche nach jenem Mann, den
sie Damien nannten. Sie fragte sich, ob sie ihn erkennen würde, wenn sie ihm
begegnete. Sie hatte sein Gesicht in ihren Fieberträumen gesehen, obwohl sie
nicht wußte, ob er vielleicht nicht bloß ein Produkt ihrer Phantasie gewesen
war. Sie hatte sich eingebildet, dass er sie umarmt und festgehalten hatte.
Manchmal hatte sie ihn auch mit dem Rücken zu ihr vor dem Kamin stehen sehen
oder neben dem Bett, die Hände in den Hosentaschen, während er sie gütig, aber
besorgt, zu betrachten schien. Und seine Stimme war tief und wohlklingend
gewesen ... wie die ihres Vaters ...
    Seufzend
konzentrierte sie sich wieder auf die Gruppe von Männern unter ihr. Dieser
Damien war nicht darunter, stellte sie nach einer Weile fest.
    »Gentlemen«,
drang eine drollige, wenn auch etwas gelangweilte Stimme aus einer anderen
Ecke zu ihr herauf. »Das Dinner ist serviert.«
    »Nach
euch«, rief der goldhaarige Mann seinen Zuhörern zu.
    »Aber,
aber! « gab einer seiner Freunde zurück. »Selbstverständlich nach Ihnen, guter
Sir!«
    Bonnie
verdrehte die Augen. Sie war halbtot vor Hunger, und die Leute dort unten
stritten sich, wer sich zuerst an diesen verdammten Tisch zum Essen hinsetzen
sollte.
    Dann
ertönte wieder Gelächter, und jemand rief. »Sollte nicht jemand auch Damien zum
Dinner rufen?«
    »Seine
Lordschaft muss eben essen, was übrigbleibt.«
    Wieder
eine Lachsalve, während sich auf der linken Seite eine Tür öffnete. Als sich
ein Schatten über dem Boden bewegte, schlich Bonnie um den Geländerpfosten
herum, um besser sehen zu können, und verharrte mitten im Schritt, als ein
großer, dunkelhaariger Mann mit elastischen Schritten ins Foyer kam. Sie konnte
zunächst sein Gesicht nicht deutlich erkennen, aber als er dann plötzlich
stehenblieb, weil er sie bemerkt hatte, wurde sie von einer seltsamen, fast
schmerzlichen Befangenheit ergriffen, als sie in sein hartes Gesicht starrte.
    Es war
ein äußerst männliches Gesicht mit einer geraden, kräftigen Nase. Ein Schauer
der Angst, in die sich noch etwas mischte, rieselte durch ihren Körper, als sie
bemerkte, wie groß und breitschultrig er selbst aus dieser Entfernung wirkte.
Da war eine Art nachlässiger Eleganz in seiner Kleidung - eine schwarze
Samtjacke, die seine Schultern eng umschloss, und ein schneeweißes Tuch, das zu
einem komplizierten Gebilde unter dem Kinn geschlungen und

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