01 - Wie Feuer im Blut
Mann
den Kopf auf die Tischplatte gelegt und schlief. Andere waren über den Raum
verstreut, paarweise oder allein, aber Damien befand sich nicht darunter.
Bonnie
wollte schon in ihr Zimmer zurückkehren, als das schrille Lachen einer Frau sie
zurückhielt. Mit klopfendem Herzen blickte sich Bonnie um und sah durch eine
offene Tür das weiße Hemd von Damien. Er saß auf einer Bank. Die Magd war neben
ihm, knöpfte ihm mit einer Hand sein Hemd auf und zerrte es von seiner
Schulter. Dann strich sie über seine nackte Brust zu seinem Bauch.
»Du
bist ein echter Mann«, flötete die Magd. »Es kommen nicht viel von deiner
Sorte hierher. Für zwei Pence verschaffe ich dir ein Vergnügen, das du nicht
so leicht vergisst. Willst du mit der ollen Rita in ihr Zimmer gehen?«
Damien
hob seinen Bierkrug und nahm einen kräftigen Schluck. Bonnie hielt empört den
Atem an.
»Ich
sage dir was, mein Junge. Du hast ein hübsches Ding in der Hose. Wir vergessen die
zwei Pence und feiern ein
wenig in meinem Bett.«
Damien
lächelte, als die Frau ihre Hand über seine Hose schob.
»Vielleicht
sollte ich dir dafür etwas in Rechnung stellen«, lachte er.
»Und
vielleicht würde ich sogar dafür bezahlen. Wie ich schon sagte, kommen nicht
oft solche Kerle wie du in unsere Kneipe.« Die Frau kicherte.
Ein
Lachen erregte Damiens Aufmerksamkeit. Vielleicht hatte er auch Bonnies
Gegenwart gespürt, denn er drehte langsam den Kopf zur Seite, bis sich
plötzlich Bonnies Blick mit dem seinen kreuzte. Einen Moment starrte er sie an,
bevor er der Magd den Krug in die Hand drückte und befahl: »Hol mir noch ein
Bier.«
Rita
bewegte sich überrascht von ihm weg. Dann wurde sie ebenfalls auf Bonnie
aufmerksam. »Himmel, das ist doch nicht etwa deine Frau ... «
»Nein«,
sagte er barsch, »das ist sie nicht.«
»Deine
Verlobte ... «
»Nein.
Halt den Mund und besorg mir das Bier.«
Er
starrte auf seine Stiefel. Selbst aus dieser Entfernung konnte Bonnie erkennen,
dass er wütend war. Aber nicht wütender als sie selbst. Bonnie zitterte so
sehr, dass es ihr angst und bang wurde. Aber sie war machtlos dagegen, und sie
konnte auch nicht verhindern, dass ihr die Worte entschlüpften: »Ein
widerliches Schauspiel, das Sie bieten ... «
Er kam
so rasch auf die Beine, dass die Bank krachend umfiel. Er deutete mit dem
Finger auf Bonnie und schnaubte wütend: »Du hast kein Recht dazu, dich dort zu
verstecken und mich zu bespitzeln! Was ich tue und mit wem, geht dich nichts
an!«
Sie
starrte ihn nur an und bewies dabei eine Courage, die sie gar nicht empfand. Zu
ihrer Empörung und diesem seltsamen Gefühl im Herzen kam noch eine körperliche Erregung,
die noch beunruhigender war als sein Verhalten.
»Hör
auf, mich so anzuschauen«, zischte er.
Mit gepresster
Stimme erwiderte sie: »Wie schau' ich Sie denn an?«
»Wie
ein geprügelter kleiner Hund. Das kann ich nicht ertragen, Bonnie. Ich will
nicht, dass du mir nachspionierst. Halte dich von mir fern und lass mich in
Ruhe.«
»Sie
haben mich doch selbst gebeten, sie nicht zu verlassen!« erwiderte sie hitzig.
Die
Magd kam mit dem Bier zurück, aber Damien schob sie einfach beiseite und trat
noch dichter an Bonnie heran.
»Das
gibt dir aber nicht das Recht, mir nachzuspionieren! «
Bonnie
öffnete den Mund und schloss
ihn wieder, weil sie merkte, dass es plötzlich still geworden war in der
Gaststube und die Gäste sie ansahen. Also drehte sie sich nur um und ging die
Treppe hinauf. Sie hatte schon die Hälfte der Stufen hinter sich gelassen, als
Damien ihr mit dröhnender Stimme nachrief. »Komm zurück!«
»Ich
denke nicht daran.«
»Bonnie!«
Sie
erreichte das erste Stockwerk und hörte, dass Damien die Treppe
heraufstürmte. Als
sie die Zimmertür erreichte, spürte sie, wie ihre Handgelenke von hinten
gepackt wurden. Im nächsten Moment wirbelte sie herum und starrte in Damiens
erhitztes, beunruhigend hübsches Gesicht. Sie merkte, dass er sich nach Kräften
bemühte, seine Wut zu beherrschen - oder noch mehr als das?
»Wie
ich sehe, werde ich mit meiner Schwester reden müssen«, sagte er im gepressten
Ton. »Sie hätte dir längst beibringen müssen, wie man sich älteren und
weisungsberechtigten Menschen gegenüber zu verhalten hat. Es gehört sich nicht, einem Mann
den Rücken zuzudrehen,
der
mit dir redet, Bonnie.«
»Sie
meinen, dass ein Angehöriger der Unterklasse sich nicht erlauben darf, einen
Angehörigen der Oberklasse nicht zu beachten ... «
»Hör
auf, mir
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