01 - Wie Feuer im Blut
die Worte im Mund herumzudrehen.«
»Das
haben Sie doch gemeint, oder etwa nicht?«
Seine
dunklen Augen fixierten ihre Schulter, bevor er ihren Mund anstarrte. »Nein«,
sagte er leiser. »Es war nicht so gemeint. Tatsächlich habe ich mich in den
letzten Tagen nur noch mit Mühe daran erinnern können, dass du einmal ein
Mädchen aus dem Arbeitshaus gewesen bist.«
Sie
konnte seinen warmen Atem an ihrer Schläfe spüren. Das Blut stieg ihr in den
Kopf und machte sie schwindlig.
Ihr
Herz begann laut zu pochen, als sie sagte: »Ist denn das Mädchen aus Caldbergh
so leicht zu vergessen, Sir?«
Er
lachte - ein seltsam bitteres Lachen - und murmelte: »Wenn es von
meterlangen Schleifen und Spitzen verschluckt wird, durchaus. Es würde einem
Mann sogar schwerfallen, sich auf seinen eigenen Namen zu besinnen, sobald er
sich einer Frau von so ungewöhnlichem ... Liebreiz gegenübersieht.«
Bonnie
sank gegen die Wand, als er mit einer Hand die Konturen ihres Gesichts nachfuhr
und dann sacht über die Stelle an ihrem Hals strich, wo ihr Puls heftig pochte.
Sie schluckte und sagte: »Ich bin wohl kaum eine Frau mit Liebreiz ... «
Er
lachte wieder bitter. »Was
für
eine bezaubernde Bescheidenheit, aber ich bezweifle, dass sie nicht lange
anhält, wenn wir erst einmal in London sind und du von Scharen junger Männer
umschwärmt wirst. Ich habe das schließlich alles schon einmal erlebt. Ich frage
mich, wer dann der größere Narr ist - ich, weil ich dich mitgenommen
habe, oder du, weil du mir gefolgt bist. Ich fürchte, wir werden am Ende beide
leiden müssen.«
»Ich
kann mir nicht denken, warum.«
Er hob
mit dem Daumen ihr
Kinn an. Sie sah, dass seine Augen Funken sprühten die ihr die letzte Kraft in
den Beinen raubten. Sie klammerte sich an Damiens Hemd fest um den Halt nicht
zu verlieren.
Er
begehrte sie. Das sah sie ihm an. Und er empfand tatsächlich etwas für sie -
das bewies das Muskelspiel seiner Wangen und die zornige Falte auf seiner
Stirn. Seine Lippen zuckten. Hoffnungen, die sie erst vor kurzem erstickt
hatte, loderten in ihrem Herzen auf.
Woher
sie nun den Mut nahm, sich auf die Zehenspitzen zu stellen und ihren offenen
Mund auf den seinen zu pressen, wußte sie nicht. Das hatte sie bisher nur in
ihren Träumen gewagt, wenn sie nachts keinen Schlaf gefunden hatte.
Damien
stöhnte leise, ließ ihre Handgelenke los, fuhr mit beiden Händen durch ihr Haar
und hielt ihren Kopf fest, während er sie mit einer Leidenschaft küsste, die
ihr den Atem raubte. Seine Zunge glitt in ihren Mund hinein und wieder heraus,
wie er sich damals in ihrem Körper bewegt hatte. Sie schlang die Arme um seinen
Nacken und erwiderte seinen Kuss mit der gleichen Leidenschaft.
Als er
sich endlich von ihr löste, holte er keuchend Luft, während seine Hände langsam
an ihren Armen hinaufglitten. »Gott helfe uns beiden - aber ich begehre
dich«, flüsterte er rauh. »Wenn ich dich bitte, mit mir auf mein Zimmer zu
kommen - würdest du das tun?«
»Und
was ist mit der Frau in der Gaststube?«
»Wenn
ich dieses dumme Ding hätte haben wollen, hätte ich sie mir genommen.«
Bonnie
senkte den Blick.
»Schamhaftigkeit
steht dir gut, Bonnie. Aber ich bin viel zu erregt und zu betrunken, um sie
gebührend schätzen zu können. Willst du mit auf mein Zimmer kommen oder nicht?«
»Aber
Kate ...
«
»Hat
einen festen Schlaf, wenn ich mich recht entsinne.« Er ging rückwärts zur Tür
seines Zimmers, während seine Finger noch immer ihr Handgelenk umschlossen. Sie
zögerte eine Moment und folgte ihm dann, wie hypnotisiert von dem Hunger in
seinen Augen.
Er
öffnete die Tür und trat zur Seite. Er wollte sie nicht zwingen, ihm zu folgen,
aber Bonnie wünschte, er würde es tun. Während ihr Körper und ihr Geist
miteinander stritten, war sie nicht imstande, sich zu bewegen.
Das
Geräusch schwerer Schritte auf der Treppe schreckte Bonnie aus ihren Gedanken,
und ohne den Blick zu heben, trat sie ins Zimmer. Sie brachte es nicht fertig,
sich umzudrehen und Damien anzusehen. Das war keine Nervosität. Das war nicht
einmal die Scham, die sie in diesem Moment befangen machte. Sie erkannte
plötzlich ganz klar, dass sie ihn liebte und empfand ein Glücksgefühl, weil sie
ihm endlich ohne die trennende Barriere des Hasses und des Zorns gegenübertreten
konnte.
Er
legte seine Hände auf ihre Schultern und strich über ihr Dekollete. Als er
einen Arm um ihre Taille schlang und sie an sich zog, konnte Bonnie die Hitze
seines Körpers
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