01 - Wie Feuer im Blut
Zimmer hinaufbringen lassen. Dort ist es
viel ruhiger als hier.«
Kate
sah sich um und wollte gerade etwas antworten, als eine vollbusige Magd mit
aufgelösten roten Haaren und Sommersprossen auf Damien zukam, ihm den leeren
Humpen aus der Hand riss und ihn mit einem vollen versorgte. Sie taumelte ein
wenig, und er umfasste sie mit einem Arm. Dann flogen ihre Arme um Damiens
Hals, und sie zog seinen Kopf nach unten, bis sie ihre Lippen auf seinen Mund
legen konnte. Bonnie konnte den Blick nicht von diesem Schauspiel wenden, und
ihr Gesicht wurde kalt trotz der Hitze, die im Raum herrschte.
Als sie
Kate ihren Namen rufen hörte, drehte sie sich widerwillig um. Kate befand sich
bereits auf dem Weg zur Treppe. Bonnie folgte ihr, jedoch nicht ohne Damien
noch einen Blick zuzuwerfen. Er überragte die Männer, die ihn umgaben. Die
braune lederne Reithose saß so knapp, dass sich darunter seine schmalen Hüften
und das Muskelspiel seiner Oberschenkel deutlich abzeichnete. Bonnie sah rasch
wieder weg, während sie ein schmerzliches Brennen in ihrer Brust spürte.
Eine
freundliche Frau zeigte ihnen ihr Zimmer.
Der
Raum war klein, aber ausreichend für ihre Bedürfnisse. Ein Doppelbett füllte
den Platz an einer Wand gänzlich aus, und ein gedeckter schlichter Tisch war
an die gegenüberliegende Wand geschoben. In der Mitte des nackten Dielenbodens
stand ein Zuber, der mit heißem Wasser gefüllt war. Fünf mit dampfendem Wasser
gefüllte Eimer warteten daneben.
Die
Wirtin wischte ihre Händen an der Schürze ab und sagte: »Wenn Sie mit dem Baden
fertig sind, brauchen Sie nur zu läuten, und mein Mädchen leert den Zuber aus
und füllt ihn mit frischem Wasser. Wie Sie sehen, habe ich ihnen das Essen
bereits heraufgebracht. Es ist nichts Besonderes, aber es ist nahrhaft und
füllt den Magen.«
»Es
duftet herrlich«, sagte Kate. »Zu liebenswürdig von Ihnen.«
»Passiert
nicht oft, dass wir so feine Leute bei uns als Gäste begrüßen können, Madam,
obwohl wir Ihren Bruder natürlich noch in guter Erinnerung haben. Er ist früher
häufig bei uns eingekehrt und hat hier mit seinen Freunden immer viel Spaß
gehabt. Keine Dirne im Umkreis von zehn Meilen war vor ihnen sicher, wenn sie
Jimmys Braunbier getrunken hatten.«
Kate
lächelte. »Daran zweifle ich nicht. Er scheint sich auch heute prächtig zu
amüsieren.«
»Er war
damals schon ein hübscher Bursche, und jetzt ist ein schöner Mann aus ihm geworden.
Und Damien hat sich nie lumpen lassen - o pardon, ich meine natürlich
seine Lordschaft. Es ist schwer, sich daran zu gewöhnen, dass er einen Titel
hat.«
»Verständlich
- es fällt ihm selbst schwer«, erwiderte Kate, »Übrigens - wo wohnt
mein Bruder?«
»Direkt
gegenüber.«
Bonnie lag auf dem
Rücken, starrte an die Decke und lauschte den Geräuschen, die vom Gastzimmer
heraufdrangen. Mitternacht musste bereits vorüber sein, aber Damien war noch
nicht auf sein Zimmer gegangen.
Sie
wagte nicht, die Augen zu schließen, weil sie fürchtete, dass sich ihr dann das
Bild von Damien mit der Magd aufdrängte. Hatte sie sich das nur eingebildet,
oder wollte er sie tatsächlich damit herausfordern, dass er vor ihren Augen
diese Frau küsste? Schließlich hatte er sie doch zu dieser Reise eingeladen. Er
hatte sogar zugegeben, dass er sie in seiner Nähe haben wollte.
Bonnie
stand auf.
Sie konnte nicht länger ruhig liegenbleiben, wenn sie sich vorstellte, dass er
mit dieser Frau zusammen war. Warum tat er das? Falls Kate recht hatte und Damien
wirklich etwas für sie empfand - warum suchte er dann nicht ihre Nähe? Es
erschien ihr so sinnlos, dass ein Mann mit einer Frau schlafen wollte, die er
gar nicht kannte, geschweige denn liebte.
Bonnie
lief im Zimmer auf und ab und redete sich ein, dass sich Kate geirrt hatte.
Damien liebte sie gar nicht. Sie würde sich auf eine schlimme Ernüchterung gefasst
machen müssen, wenn sie auch nur eine Sekunde lang annahm, dass sein Gefühl
mehr war als schlechtes Gewissen und Verantwortungsbewusstsein.
Ja, er
hatte sie gebeten, ihn nach London zu begleiten. Er hatte sogar zugegeben, dass
er sich nicht von ihr trennen wollte.
Bonnie versteckte
sich im Schatten neben der Treppe und suchte den Raum nach Damien ab. Die Menge
hatte sich inzwischen etwas gelichtet, aber unter der Decke schwebten noch
immer dicke Rauchschwaden, und der saure Geruch des Braunbiers raubte ihr fast
den Atem.
Eine
Gruppe von sechs Männern stand in einer Ecke, und an einem Tisch hatte ein
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