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01 - Wie Feuer im Blut

01 - Wie Feuer im Blut

Titel: 01 - Wie Feuer im Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Sutcliffe
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getrieben. Und sehen Sie
diese schwachen waagrechten Linien? Das waren die Fußwege, die die ersten
Minenarbeiter benützten. Wußten Sie, dass Swaledale schon im zwölften
Jahrhundert das Blei für die Dächer französischer Kathedralen geliefert hat?
Und auch für das Königsschloss von Windsor? Viele romanische Kathedralen sind
mit Blei aus den entlegensten Minen in Yorkshire gedeckt. Die Römer haben als
erste hier Erz gefördert. Man hat einen Bleibarren gefunden, der mit dem
Stempel >Hadrian 117-138< versehen war. Und viele glauben, dass
die Anfänge des Bergbaus noch viel weiter zurückliegen.«
    »Wahrhaftig!«
rief Kate und musterte Bonnie verblüfft. »Ich habe mein ganzes Leben hier
gewohnt und davon nichts gewusst.«
    »Ihr
Leben hatte ja keinen direkten Bezug zu ... « Bonnie schluckte die letzten Worte
hinunter und blickte wieder aus dem Fenster.
    »Wenn
die Bergleute heutzutage hier auf Spuren ihrer Vorfahren stoßen, sprechen sie
ein Gebet. In Swaledale und in Arkengarthdale wurden zu den besten Zeiten fünf-
bis sechstausend Tonnen Blei jährlich gefördert. Die Bergleute werden selten
älter als vierzig. Die Luft in den Schächten scheint sie zu vergiften.«
    Kate
lehnte sich zurück und betrachtete Bonnie eindringlich. »Das ist sehr
traurig«, seufzte sie.
    »Ja«,
gab Bonnie leise zurück. »Es genügt nicht, dass das Leben für sie schon hart
genug ist. Diese Leute müssen oft sechs bis sieben Meilen bis zu ihrer
Arbeitsstätte gehen und bekommen auch noch eine kargen Lohn für ihre schwere Arbeit.
Viele unverheiratete Bergleute leben nur von Haferbrei und trockenem Brot, und
das muss als Nahrung für die stundenlange Arbeit in den dunklen Stollen
reichen.«
    »Ein
Leben zu solchen Bedingungen muss ja unerträglich sein«, rief Kate. »Erfüllt
von Leiden und Unglück.«
    »Sie
sind nicht unglücklich«, erwiderte Bonnie. »Trotz aller Entbehrungen stimmen
die Bergarbeiter oft Lieder an wenn sie über die Steilhänge zu ihren
Arbeitsstellen gehen. Und auf dem Heimweg singen sie auch.. Sie sind' stolz auf
ihre Arbeit und ihr Gewerbe. Ja, es sind feine Leute.«
    »Das
müssen sie sein. Bonnie, ist Ihr Vater in einem Bergwerk gestorben?«
    »Nein,
er ...
«
Bonnie runzelte die Stirn und blickte Kate eisig an. »Ich habe niemals gesagt,
dass mein Vater Bergmann gewesen war.«
    »Das
müssen Sie mir nicht erst sagen.«
    Bonnie
lehnte sich zurück, und sie setzten die Reise schweigend fort.
    Die Kutsche
erreichte bei Anbruch der Dämmerung Grange Inn. Das alte Rasthaus lag in einer
Senke des Hochlandmoors inmitten einer Handvoll aus dunklen Feldsteinen erbauten
Häusern, deren Fenster in einem warmen gelben Licht erstrahlten.
    Das
Rasthaus schien ein beliebter Treffpunkt nicht nur für Durchreisende, sondern
auch für die Einheimischen aus der, nächsten Umgebung zu sein. Als Bonnie und
Kate aus der Kutsche stiegen, schlug ihnen lautes Lachen aus den Fenstern der
Taverne entgegen. Bonnie und Kate tauschten einen amüsierten Blick.
    Das
Gasthaus war voll, und die wenigen offenen Fenster boten nicht genügend Kühlung
und Durchzug für den Raum mit der niedrigen Balkendecke. Bonnie und Kate hatten
kaum die Taverne betreten, als Damien auf sie zukam. Er schien, seinem Aussehen
nach, lange vor ihnen in der Raststätte eingetroffen zu sein. Er hatte seine
Jacke ausgezogen und unterschied sich kaum von den gewöhnlichen Leuten, die an
den langen Tischen saßen. Das weiße Hemd war voller Staub und klebte ihm an
Rücken und Brust, und auch sein Gesicht und sein Haar schienen noch feucht vom
Schweiß zu sein. Er blieb vor ihnen stehen, warf den Kopf in den Nacken und
setzte einen mit Bier gefüllten Humpen an die Lippen. Dann wischte er sich mit
dem Ärmel den Mund ab und begrüßte sie: »Hatten die Damen eine angenehme
Reise?«
    »Sie
war angenehm genug«, erwiderte Kate und zog die rechte Braue ein wenig hoch.
»Und du, Damien?«
    »Nun,
das Bier entschädigt mich ein wenig für die Strapazen.«
    Kate
schmollte. »Du bist ein Schlitzohr und betrunken obendrein. Aufpassen, Bonnie.
Wenn ich mich recht entsinne, sollte sich keine junge Dame in seine Nähe
wagen, wenn Damien zu tief ins Glas geschaut hat. Er verträgt nicht viel, und
sein Benehmen wird auch nicht besser vom Alkohol.«
    Damien
sah Bonnie zum ersten Mal, seit sie das Rasthaus betreten hatte, an. Da war
etwas Verhaltenes in seinem Gesicht, und wie am Tage zuvor verlor er kein Wort
über ihr Äußeres.
    »Ich
habe heißes Wasser und Essen in euer

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