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01 - Wie Feuer im Blut

01 - Wie Feuer im Blut

Titel: 01 - Wie Feuer im Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Sutcliffe
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verdorben, und deshalb ist es
meine Pflicht, den Schaden wiedergutzumachen.«
    »Ihre
Unschuld kannst du schwerlich wiederherstellen. Willst du dich wegen einer
Enttäuschung dein Leben lang davor drücken, dich zu einem Gefühl zu bekennen?
Hast du Angst, eine Frau zu lieben, nur weil du fürchtest, sie könnte deine
Liebe nicht erwidern?«
    Er
lächelte spöttisch. »Ich kann nicht verschenken, was mir nicht mehr gehört. Ich
habe mein ganzes Herz an Bent Tree gehängt.«
    »Ein
Grund mehr, Bonnie gehen zu lassen.«
    »Ich
werde sie gehen lassen, sobald ich dazu bereit bin.«

Siebzehn
    Sie brachen am
Morgen auf. Obwohl es eine Zugverbindung zwischen York und London gab,
entschied sich Damien, die Kutsche zu nehmen. Er dachte, dass Bonnie so mehr
von der Landschaft sehen würde, und er selbst wollte in seinem ruhelosen
Zustand die Reise nicht in einem stickigen Zugabteil zurücklegen. Kate und
Bonnie hatten die Kutsche für sich allein, während er mit einigen Begleitern
vorausritt.
    Bonnie
hatte in der Nacht kaum geschlafen. Eine Stunde vor ihrer Abreise hatte sie
Jewel zu sich gerufen, und sie hatten die Kleider, die Kate ihr geschenkt
hatte, sorgsam eingepackt. Für die Fahrt hatte sich Bonnie ein Kleid aus
blassblauem Tüll mit kurzen Ärmeln und einem Rock ausgesucht, dessen Saum mit
einer breiten Bordüre altweißer Spitzen besetzt war. Als Kate sie in diesem
Kleid sah, eilte sie in ihr Zimmer und holte einen Anhänger aus blauem
Porzellan mit einer weißen Kamee, den sie mit einem Band aus blassblauem Samt
um Bonnies Hals befestigte. Jewel hatte Bonnies Haare gebürstet und, statt es
zu Zöpfen zu flechten, nach hinten gekämmt und im Nacken mit einer Schleife zusammengebunden.
    Bonnie,
Kate und Jewel hatten enttäuscht feststellen müssen, dass Damien wenige
Sekunden, bevor sie die Kutsche bestiegen, bereits mit einer kleinen Eskorte
losgeritten war. »Nun gut«, hatte Kate gesagt, »er kann sich ja nicht ewig unserer
Gesellschaft entziehen.«
    Während
Kate sich wieder mit der Lektüre von Jane Eyre beschäftigte, betrachtete
Bonnie durch das offene Fenster die vorüberziehende Landschaft.
    Gegen
Mittag schickte Damien einen Reiter zur Kutsche, der die Damen fragen sollte,
ob sie beim Rasthaus >Horsehouse Inn< eine Pause einlegen und dort das
Mittagessen einnehmen oder lieber weiterfahren und sich mit dem Reiseproviant
stärken wollten, den die Köchin ihnen eingepackt hatte. Die Ladies entschieden
sich für letzteres. Kate breitete e in feines Damasttuch über die Sitzbank und
packte Fleischpasteten, kalten Braten und belegte Brötchen aus. Zum Nach-tisch
gab es Käse, Weißbrot und eine Flasche Wein. Sie ließen die Weinflasche
ungeöffnet, bis die Nachmittagssonne auf die Kutsche brannte.
    »Wenigstens
regnet es nicht«, sagte Kate, als sie ihr zweites Glas Rotwein an die Lippen
führte. »Noch nicht.«
    Bonnie
lächelte, trank einen Schluck Wein und schaute, wieder durchs Fenster.
    »Was
finden Sie denn so interessant dort draußen?« fragte' Kate.
    »Die
Welt. Ehe ich nach Caldbergh kam, bin ich nie aus dem Ort, in dem ich geboren
wurde, gekommen.«
    »Und wo
war das ...

    Bonnie
dachte eine Sekunde daran, Kate ihre Vergangenheit zu offenbaren, entschied
sich dann aber dagegen. Obwohl sich ihr Verhältnis zu den Warwicks fast zu
einer Freundschaft entwickelt hatte, brachte sie es nicht fertig, über die
grauenvollen Einzelheiten von dem Mord an ihrem Vater zu berichten, solange die
Möglichkeit bestand, dass der Mörder sie finden konnte. Zudem waren die
Alpträume in den letzten Wochen immer seltener aufgetreten. Warum sie wieder an
die Oberfläche ihres Bewusstseins zerren, wenn sie so nahe daran war, all ihre
Ängste und Schmerzen zu vergessen?
    »Für
mich sind alle penninischen Berge meine Heimat«, sagte Bonnie. »Die fernen
Hügel dort könnten der Platz sein, wo ich als Kind gespielt habe. Wenigstens
sehen sie diesen sehr ähnlich. Sie sind schön, nicht wahr?«
    Kate
spitze nachdenklich die Lippen, bevor sie antwortete: »Wenn man einen Hügel und
ein Tal gesehen hat, hat man alle gesehen.«
    »Das
stimmt nicht ganz.«
    Bonnie
deutete auf einen der nächsten Hügel. »Sehen Sie die tiefen Rillen an dem
Abhang? Wissen Sie, was das ist? Man nennt sie >Hushes<. Vor Hunderten
von Jahren haben die ersten Bergleute hier Flüsse mit Dämmen gestaut, um sie
über die Hänge ablaufen zu lassen und auf diese Weise Bleiadern bloßzulegen.
Erst später hat man Stollen und Schächte in den Berg

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