01 - Wie Feuer im Blut

Haus, wenn Sie das Gebäude
besichtigen möchten. Es liegt ungefähr drei Meilen südlich des Dorfes. Sie
kommen auf dem Weg dorthin an der Kirche vorbei. Sie können sich dort Bonnies
Geburtsschein besorgen. Bonnies Mutter, Mary, ist auf dem Friedhof hinter der
Kirche begraben.« Bradley erhob sich und sagte: »Ich beneide Sie nicht um die
Entscheidung, die Sie nun treffen müssen. Ich wünsche aufrichtig, dass sich
das alles zu Ihrer und Bonnies Zufriedenheit aufklären wird.«
    Damien
blieb noch lange am Tisch sitzen, nachdem Bradley den Gasthof verlassen hatte,
und überlegte, wer, zum Teufel, im Jahr 1855 Aufseher der Gunnerside-Mine
gewesen war. In jenem Jahr war er nach Amerika ausgewandert. Das Fiasko mit
Louisa war nur die Krönung monatelanger Unruhen gewesen, die mit einem Streik
der Gunnerside-Bergleute begonnen hatten.
    Randolf
war eine Weile lang
der Supervisor von Gunnerside gewesen. Aber auch Miles, Richard und ... er
selbst.

Sechsundzwanzig
    Es war schon spät
abends, als sich Damien zu Kate und William in den Salon setzte.
    Kate
hielt ein Papier in der Hand. »Wir haben die Liste der Hochzeitsgäste
zusammengestellt. Du solltest sie dir anschauen. Gestern habe ich Nachricht
von Richard erhalten. Er ist aus Schottland zurückgekommen und hat Miles in
Braithwaite vorgefunden. Wir brauchen ihnen nur eine Karte zu schreiben, und
sie können dort alle Vorbereitungen treffen ... «
    »Nein.«
    Kate
starrte ihn verwundert an. William drehte sich stirnrunzelnd in seinem Sessel
am Kamin um.
    »Dürfen
wir dich fragen, warum nicht?« fragte William.
    Damien
stand auf und rieb sich die angespannten Muskeln im Nacken. Wenn Miles oder
Richard für Edens Tod verantwortlich waren, durften sie Bonnies Mädchennamen
niemals erfahren. »Ich bin nicht sonderlich begeistert, Miles einzuladen. Die
Gründe dafür liegen auf der Hand.«
    »Aber
Richard ... « begann Kate.
    »...
ist ein Trinker.« Damien schüttelte den Kopf. »Er blamiert uns vor allen
Gästen. Alles muss perfekt sein für Bonnie. Alles. Ich möchte nicht, dass ihr
jemand die Hochzeit verdirbt.«
    Kate
und William wechselten einen Blick. »Es ist schließlich deine Hochzeit. Aber
ich möchte nicht in deinen Schuhen stecken, wenn Richard davon erfährt. Du
weißt, dass er dich immer wie einen eigenen Sohn geliebt hat, Damien«, sagte
Kate.
    »Ich
weiß.« Damien seufzte. »Wie ist es Bonnie während meiner Abwesenheit ergangen?«
    »Sie
ist viel kräftiger, aber sie leidet wieder unter Alpträumen«, erwiderte Kate.
»Sie hat jede Nacht geschrien, und ich habe versucht, mit ihr darüber zu reden,
aber sie. . . Wohin gehst du?« fragte sie, als sich Damien der Tür zuwandte.
»Bonnie schläft schon seit Stunden.«
    Ach muss
sie sehen«, sagte Damien und ging leise in Bonnies Schlafzimmer.
    Er
setzte sich an ihr Bett und bedeckte das Gesicht mit den Händen. Damien dachte
an die Dinge, die er in Yorkshire erfahren hatte, und an Bonnies Elternhaus,
das er sich angeschaut hatte. Sie durfte nie davon erfahren, dass er etwas
über ihre Vergangenheit herausgefunden hatte und dass möglicherweise ein
Warwick an ihrem schweren Schicksal die Schuld trug.
    Bonnie träumte von
dem Mann mit den blutigen Händen und schrie. Plötzlich nahm sie jemand in die
Arme und berührte ihr Gesicht ...
    »Bonnie,
mein Schatz, es ist nur ein Traum.«
    Sie
schlug um sich. »Lass mich los«, verlangte sie mit heiserer Stimme. »Lass mich
los ... «
    »Ich
bin es - Damien. Öffne die Augen, Bonnie, und schau mich an.«
    Langsam
kam sie wieder zu sich. Sie sah in Damiens Gesicht, warf sich mit einem Schrei
der Erleichterung an seine Brust und drückte ihn an sich.
    »Ruhig,
ganz ruhig«, sagte er. »Ich bin wieder zu Hause, mein Herz, und ich werde dich
nie mehr verlassen.«
    Sie
klammerte sich an ihn, und obwohl sie noch am ganzen Körper zitterte, spürte
sie doch, dass Damiens Hände und seine liebevollen Worte ihren aufgeschreckten
Geist beruhigten. Mit einem Mal kam ihr zu Bewusstsein, dass sie nun nicht
mehr dazu gezwungen war, Stärke zu zeigen oder sich trotzig und mutig zu
gebärden, wenn sie umarmt und getröstet werden wollte.
    Damien
würde sie beschützen.
    In
seinen Armen konnte sie den Alptraum vom Tod ihres Vaters vergessen ... für
immer.
    Während Bonnie sich
ausruhte und sich auf ihre Genesung konzentrierte, war Kate mit den
Hochzeitsvorbereitungen beschäftigt.
    Madame
Rousseau wurde gerufen und nahm wieder Bonnies Maße, was sie eine Woche später
wiederholte.