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01 - Wie Feuer im Blut

01 - Wie Feuer im Blut

Titel: 01 - Wie Feuer im Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Sutcliffe
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Geliebte,
und Wut auf sich selbst, weil sie darunter litt, dass die beiden etwas
miteinander hatten. Wie kam sie überhaupt dazu, sich einzubilden, dass seine
Sorge um ihr Wohlergehen mehr gewesen wäre als bloße Fürsorge für eine Kranke?
Zweifellos hatte ihr ihre Phantasie einen Streich gespielt. Aber er hatte doch
an ihrem Bett gestanden, sie in seinen Armen gehalten und an sich gedrückt, als
sie mit ihrem Alptraum kämpfte, oder nicht? War das alles nur eine
Wahnvorstellung ihres kranken Gehirns gewesen?
    Mariannes
Lachen hallte wieder durch den Korridor. Bonnie wischte sich die Tränen mit
dem Handrücken ab, stieg aus dem Bett und spähte durch die Tür auf den
Korridor. Marianne, prächtig gekleidet in smaragdgrünem Satin, stand vor
Damien, der einen schwarzen Abendanzug trug, und heftete eine weiße
Rosenknospe an seinen Jackenaufschlag.
    Bonnie
zog sich wieder zurück, wie geblendet von Mariannes Erscheinung, stellte sie
sich vor die Kommode und starrte ihr eigenes Spiegelbild an. Dann nahm sie den
Schildpattkamm, der neben der Waschschüssel lag. Konnte sie nicht aussehen wie
die Königin von England? Nur war sie eben ein Waisenkind, ein Nichtsnutz, eine
Göre. Ein Gossenkind aus Caldbergh. Und Seine großmächtige Lordschaft sorgte
schon dafür, dass sie das keine Sekunde lang vergaß.
    Ein
Klopfen an der Tür unterbrach Bonnies Gedankengang. Sie drehte sich um, und
Philippe Fitzpatrick öffnete die Tür.
    »Hallo«,
sagte er lächelnd.
    Bonnie
lief zum Bett, sprang hinein und zog sich die Decke bis zum Kinn hinauf.
    »Erinnerst
du dich an mich?« fragte er.
    »Ja«,
erwiderte sie. »Sie sind derjenige, der mich fast umgebracht hätte mit dem
verdammten Fleisch und Pudding.«
    »Was du
nicht sagst. Nun, dann entschuldige ich mich dafür. Darf ich hereinkommen?«
    »Warum?«
    »Um
guten Tag zu sagen, natürlich.«
    »Das
haben Sie bereits gesagt.«
    »Oh. Du
willst also, dass ich wieder gehe?«
    Bonnie
knabberte an ihrer Unterlippe.
    Philippe
schlüpfte lächelnd ins Zimmer. Auf einer Hand balancierte er ein Tablett mit
Speisen. »Ich bin über Jewel gestolpert, als sie gerade mit dem Tee
heraufkommen wollte. Ich beschloss, ihr den Gang abzunehmen, da ich sowieso in
dieser Richtung unterwegs war.«
    »Sie
wollen mich besuchen?«
    »Aber
gewiss.«
    Bonnie
starrte ihn misstrauisch an. »Blödsinn«, sagte sie schließlich. »Warum sollten
Sie das tun?«
    »Weil
ich dich mag.«
    Bonnie
runzelte die Stirn.
    Makellos
bekleidet mit taubengrauem Jackett, gestreiften Hosen, einem weißen Batisthemd
und einer weißen Seidenkrawatte, näherte sich Philippe vorsichtig Bonnies Bett,
ehe er sagte: »Versprichst du mir, dass du dich nicht noch einmal mit dem
Buttermesser auf mich stürzt?«
    Grinsend
kniff Bonnie die Lider zusammen und erwiderte: »Versprochen.«
    »Und du
wirfst mir auch keinen Nachttopf an den Kopf?«
    »Nein.«
    »Großartig!«
rief er. »Heißt das, dass wir Freunde sind?«
    Bonnie
betrachtete die Speisen auf dem Tablett und schaute dann wieder Philippe an.
»Ich kann mir nicht vorstellen, was wir beide wohl miteinander gemein haben
könnten.«
    »Damien
natürlich.«
    »Oh«,
erwiderte Bonnie. »Nun dann ... setzen Sie sich dorthin.«
    Damien warf einen
Blick über die Köpfe seiner Freunde hinweg und unterdrückte ein Gähnen. Er
hatte sich stundenlang lächelnd
in der Menge bewegt, und das reichte ihm nun. Er wollte jetzt nicht mehr an
seinen Geburtstag erinnert werden, und diese Grüppchen aufgeregt schwatzender
Leute gemahnte ihn ständig daran, dass er dreiunddreißig Jahre alt geworden
und auf dem besten Wege war, ein Greis zu werden. Dies war nicht mehr sein
Leben, dieses Taumeln von einer Saison in die andere, dieses Geplauder bei Sekt
und Kaviar, während in diesem Augenblick in Vicksburg möglicherweise alles,
was ihm lieb und teuer war, zerstört wurde.
    Er
stieß die Terrassentür auf und trat aus dem überfüllten Ballsaal hinaus in die
Nacht. Gegen Mittag hatte es aufgehört zu regnen, und auch der Wind hatte sich
gelegt. Während er zum dunklen Himmel hinaufblickte, die Wolken über den
Viertelmond hinweghuschen sah und das Hundegebell in der Ferne hörte, fiel ihm
ein, dass er seinen Gästen schon bei Anbruch der Dämmerung als Veranstalter
eines blutrünstigen Spektakels, einer Fuchsjagd über das Moor, wieder zur
Verfügung stehen musste.
    »Er ist
nicht so schlecht, Mädchen. Ein bisschen träge, nehme ich an, nachdem er so
viele Jahre unter Barbaren gelebt hatte. Aber er ist

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