01 - Wie Feuer im Blut
wird auch da sein. Oder nicht?«
»Natürlich.
Sie gratulieren ihm alle zum Geburtstag. Kannst du dir vorstellen, was für eine
Überraschung es für ihn sein könnte, dein lächelndes Gesicht unter den Gratulanten
zu entdecken?«
»Geschähe
ihm recht. Er führt sich doch auf wie ein Wilder, nur weil ich seinen
Nachttopf zerschlagen habe.«
»Du
sagst es.«
Fünf
Miles Kemball
preßte ein Tuch an seine blutende Lippe, ehe er sich seinem Onkel zudrehte.
»Wenn du zu mir gekommen bist, um mir zu sagen, dass ich Braithwaite verlassen
soll, kannst du dir die Worte sparen. Wie du weißt, hat mein Vater in seinem
Testament angeordnet, dass ich das Wohnrecht in diesem Haus habe.«
»Er hat
dir auch eine jährliche Apanage ausgesetzt, die hoch genug ist, dass du dir
jede andere Wohnung leisten kannst.«
Middleham
blickte in den Spiegel und sah, dass sich sein rechtes Auge blau verfärbte.
»Ich habe Paris satt.«
»Das
bezweifle ich. Du hast nur erfahren, dass Damien wieder zu Hause ist, und
beschlossen, ihm Ärger zu machen. Wie immer. Bei Gott, du bist kein Mensch von
der liebenswerten Sorte, Miles.«
»Wie
der Vater, so der Sohn.« Miles band sich grinsend eine frische Krawatte um.
»Ich muss gestehen, dass ich überrascht bin, wie sehr sich Damien verändert
hat. Ich nehme an, mein Aufenthalt in Braithwaite verspricht aufregender zu
werden, als ich erwartet habe.«
»Was
heißen soll, dass du vorhast, Unruhe zu stiften!«
»Ich
bin keine fünf Minuten zu Hause, und Damien bestreitet mein Geburtsrecht und
wirft mir vor, ich hätte Randolf ermordet. Er versucht, mir mein Gesicht zu
Brei zu schlagen - und du wirfst mir vor, ich wäre der Unruhestifter?«
»Ihr
könnt nicht unter einem Dach wohnen, nicht einmal in derselben Stadt, ohne dass
es Streit gibt. Du weißt das; aber du bist trotzdem hergekommen.«
Miles
knöpfte seine Jacke über der Brokatweste zu und betrachtete sich im Spiegel.
»Vielleicht habe ich beschlossen einen neuen Anfang zu machen. Vielleicht bin
ich nach Hause gekommen, um Frieden mit Damien zu schließen.«
»Das
halte ich für unwahrscheinlich.«
Miles lachte
und drehte sich Richard zu. »Wärst du es nicht, der den Warwick-Besitz
fast ruiniert hat? Und wie ich in London hörte, hast du dort in jedem zweiten
Klub Hausverbot wegen deiner Trunkenheit, Spielleidenschaft und wüsten
Manieren.« Er beobachtete, wie Richards Gesicht dunkelrot anlief, und grinste.
»Ich frage mich, wie Damien wohl reagieren wird, wenn er auf die Ursache von
Warwicks geschäftlichen Misserfolgen stößt. Zugegeben, ich habe auch ein paar
Schnitzer gemacht, als ich zeitweilig der Geschäftsführer war; aber ich habe
ganz bestimmt nicht das verdammte Warwick-Vermögen fast in den Konkurs
getrieben wie du.«
Miles
ging zu dem Sessel, in dem Richard saß und ihn mit rotunterlaufenen Augen und
halb offenem Mund anstarrte. Miles beugte sich zu ihm, brachte sein Gesicht
dicht an das des alten Mannes heran und zischte: »Das alles hätte mir gehören
sollen, wie du weißt. Ich bin Josephs Erstgeborener, legitim oder nicht.
Damien scheint das zu vergessen, und ich bin hier, um ihn daran zu erinnern. Und
noch etwas. Solltest du dich dazu entschließen, die blödsinnige Theorie von
Damien zu unterstützen, dass ich für Randolfs Tod verantwortlich bin, dann
werde ich ihn daran erinnern, dass du damals in Braithwaite gewohnt
hast und dass du nur wenige Stunden vor seinem Tod einen heftigen Streit
mit Randolf hattest.«
Richards
Gesicht war min leichenblass geworden. Er öffnete und schloss den Mund ein
paarmal, ohne etwas zu sagen.
Miles
lächelte. »Meinen Informanten zufolge hat Randolf dir gedroht, dich von deinen
Ämtern zu entbinden ... «
»Das
ist eine Lüge!«
Richard
wollte aufspringen; aber Miles schob ihn brutal in seinen Sessel zurück und
sagte: »Wir wissen doch alle, dass mein Vater dich trotz deiner Unfähigkeit und
Trunksucht beschäftigt hat, nur weil er mit deiner Schwester verheiratet war.
Wir wissen auch, dass es lediglich seinem Einfluss zu verdanken war, dass man
dich nicht völlig aus den maßgeblichen gesellschaftlichen Kreisen verbannt
hat. Sitwell, ich war oft genug Zeuge, als sich Joseph darüber beklagte, dass
du ein Geschäft vermasselt hast. Gib es zu. Du bist ein Versager, ein Wrack.
Ohne die Warwick-Verbindungen wärst du ein Winkeladvokat in East End, mit
dem betrunkenen Abschaum von London als Kundschaft, zu dem du selbst gehörst.«
Richard
drehte den Kopf zur Seite und schloss
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