01 - Wie Feuer im Blut
war.
»Heiliger
Strohsack«, sagte sie laut, »das muss man gesehen haben.«
Die
Menge johlte, als Miles wieder zu einem Schwinger ausholte. Seine Faust glitt
an Damiens Kinn ab, und als Damien rückwärts taumelte, stolperte Miles und
fiel auf die Knie. Damien revanchierte sich mit einem raschen Tritt in Miles'
Magengrube, aber Miles packte seinen Fuß, drehte daran und schickte Damien zu
Boden.
»Bei
Gott«, übertönte die ihr vertraute Stimme von Fitzpatrick die Menge.
»Millhouse, ich ziehe meine Wette zurück. Einhundert Pfund auf Kemball.«
»Noch
fünfzig dazu!« rief ein anderer.
Als
Bonnie sich mit beiden Armen auf die Brüstung stützte, um den Kampf besser
verfolgen zu können, drängte sich ein Mann von kräftiger Statur und empörter
Miene durch die Zuschauer, baute sich vor Philippe auf und sagte erregt: »Statt
diese Tollheit zu verhindern, wetten Sie auch noch auf deren Ausgang!«
Die
Menge grölte. Damien, der blinzelnd den Lehm aus seinen Augen zu entfernen
versuchte, holte mit aller Kraft zu einem Schwinger gegen Miles' Kiefer aus. Er
verfehlte ihn. Im Gegenzug brachte Miles sein Knie nach oben und rammte es
Damien wuchtig in den Magen.
»Zwanzig
auf Kemball!« rief da wieder eine Stimme.
Die
Männer prallten nun zusammen wie zwei Widder, die sich um das Vorrecht
stritten, eine Herde von Schafen bespringen zu dürfen. Bonnie zuckte zusammen,
als sie die beiden mit den Köpfen zusammenstießen. Sie schloss die Augen,
wenn auch nur kurz. Zu ihrer großen Verwunderung hörte sie sich nun Damien
anfeuern. Von der Aufregung, die unten herrschte, angesteckt, rannte sie auf
dem Balkon hin und her, schwang ihre kleinen Fäuste bei jedem Schlag, den
Damien führte, jauchzte, wenn er traf, und stöhnte, wenn er sein Ziel
verfehlte.
»Ja!«
schrie sie laut. Mit einem letzten Schwinger, der sie halb über das
schmiedeeiserne Geländer hinwegtrug, starrte sie hinunter auf verblüffte
Gesichter, die sich nun alle ihr zugewandt waren.
Großer
Gott! dachte sie.
Philippe
sprang über den auf der Erde liegenden Damien hinweg, der Bonnie ebenso zornig
fixierte wie Sekunden zuvor seinen Gegner. Philipp schwang die Hand über dem
Kopf und rief: »Beweg dich nicht von der Stelle, Bonnie! Ich bin sofort bei
dir! Halt dich fest, Mädchen! Ich komme!«
Bonnie
versuchte zu lächeln, aber die Eisenstäbe, die sich gegen ihren Bauch pressten,
ließen das nicht zu. Sie verstand nicht, weshalb Philippe so heftig darauf
bestand, dass sie sich nicht rühren sollte. Ihre Beine ragten in die Luft und
ihr Haar ergoss sich wie ein schwarzer Wasserfall über das Geländer -
das war gewiss keine bequeme Lage, die man beibehalten wollte, noch dazu war
es peinlich. Wenn sie den Blick, den Seine allmächtige Lordschaft zu ihr hinaufschickte,
richtig deutete, fand sie sich morgen vor Birdie Smythes Hausschwelle wieder.
Plötzlich
lagen zwei Hände an ihrer Taille und zogen sie auf den Balkon zurück. Philippe
stellte sie auf die Füße, bevor er sie herumdrehte.
»Bist
du verletzt?« fragte en
Bonnie
bemerkte, dass seine Brust wog vor Anstrengung, und da wurde ihr plötzlich
klar, dass Philippe der irrigen Meinung erlegen war, sie hätte sich in einer
tödlichen Gefahr befunden, aus der er sie retten musste. Mit einem strahlenden
Lächeln sagte sie: »Sie haben mir mein wertloses Leben gerettet, scheint min
Dafür werde ich Ihnen immer zu Dank verpflichtet sein, Sir.« Sie ließ ihre
Wimpern flattern, weil sie gehört hatte, dass Damen so etwas machten, wenn man
sie mit Riechsalzen wieder zu sich brachte.
Er zog
eine Braue in die Höhe und sah sie dabei eindringlich an. »War nicht der Rede
wert, Mädchen ... Hast du etwas im Auge?«
Bonnie
runzelte die Stirn und drehte sich von ihm weg. Sie blickte über das Geländer
und sah, dass die Zuschauer sich inzwischen zerstreut hatten. Auch von den
beiden Kämpfern war nichts mehr zu sehen. »Worum ging es eigentlich bei dieser
Prügelei?«
»Damien
hat nur seinen Bruder willkommen geheißen.«
»Eine komische
Art von Gastfreundschaft.«
»Da geb
ich dir recht.« Er bot ihr mit einem strahlenden Lächeln seinen Arm. »Was
meinst du dazu, wenn wir jetzt dieses Hemd gegen ein richtiges Kleid
vertauschen? Meine teure junge Dame, du wirst heute deinen ersten Ball besuchen.«
Bonnie
blieb stehen und zerrte an seinem Arm. »Nein, das werde, ich nicht.«
»Doch,
das wirst du.«
»Nein,
ich ... «
»Denk
doch nur an die vielen guten Sachen, die du dort essen kannst.«
»Aber
er
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