Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
01 - Wie Feuer im Blut

01 - Wie Feuer im Blut

Titel: 01 - Wie Feuer im Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Sutcliffe
Vom Netzwerk:
Reitgerte
aus. Er sagte, ich würde immer ein Taugenichts bleiben und es wäre gut, dass
ich nur der Zweitgeborene sei, denn ich würde dem Namen der Warwicks nur
Schande machen, wenn mir das Familienerbe und der Titel zufiele. Ich entgegnete,
dass mir Titel und Erbe nichts bedeuteten. Darauf redete er ein halbes Jahr
lang kein Wort mehr mit mir und sah mich nicht einmal an. Ich hätte für ihn
ebenso gut tot sein können.
    Vor
sechs Jahren verließ ich England und fuhr nach Amerika. Ich sagte mir damals,
dass ich damit einer Verkettung unglücklicher Umstände ausweichen könnte. In
Wahrheit hatte ich mich nie um die Meinung meiner hochwohlgeborenen
Standesgenossen gekümmert. Ich erkannte, dass ich damit ganz andere Absichten
verfolgte. Ich wollte meinem alten Herrn und mir etwas beweisen. Aber er
starb, noch ehe ich etwas, erreicht hatte.
    Nun
herrscht in Amerika Krieg. Der könnte alles vernichten, was ich dort mit
harter Arbeit aufgebaut habe. Meine Plantage >Bent Tree< ist der Beweis,
dass ich nicht nur der Erbe eines Adelstitels bin und etwas aus eigener Kraft
erreichen kann, Bonnie. Doch das scheint hier niemand zu verstehen.« Er holte
tief Luft. Und als würde er sich erst jetzt bewußt, dass er ihr etwas sehr
Persönliches anvertraut hatte, straffte er nun seine breiten Schultern und kam
unvermittelt wieder auf die Gegenwart zu sprechen.
    »Hast
du mir noch etwas zu sagen, bevor ich mich wieder um meine Gäste kümmere?«
fragte er.
    Mit
wild pochendem Herzen sah sie zu ihm auf und schüttelte den Kopf.
    »Nicht
einmal eine Entschuldigung für dein unmögliches Betragen vorhin?«
    Wieder
schüttelte sie den Kopf - etwas heftiger, diesmal.
    Damien
hob die Hand, schob eine Haarsträhne von ihrer Wange, strich dabei mit dem
Finger über ihren hohen Wangenknochen und hinunter bis zu ihrem weichen Mund.
Ihr Körper spannte sich jählings an, und als er das bemerkte, zog er seine Hand
weg und trat einen Schritt zurück. Der Ausdruck in seinen Augen wurde eine Idee
härter, seine Lippen wieder schmaler, und ohne etwas zu sagen, wandte er sich
der Tür zu.
    Aber
als er sie hinter sich schließen wollte, drehte er sich noch einmal um und warf
Bonnie einen letzten Blick zu.
    Am
Kopfende der Treppe umklammerte er mit beiden Händen das Geländer und lauschte
einen Moment den Klängen des Orchesters unten. Es spielte gerade einen Walzer.
    Was,
zum Henker, hast du dir dabei gedacht? fragte er sich im stillen. Hattest du es
nötig, dich vor einer Göre aus dem Arbeitshaus zu rechtfertigen? Ist es etwa
von Bedeutung, was sie über dich denkt?
    Ja, es
hatte Bedeutung für ihn.
    Gott
mochte ihm beistehen - es war wirklich wichtig für ihn.

Acht
    Es war kurz vor
Mitternacht, als Bonnie zu einer Entscheidung kam.
    Sie
würde Braithwaite verlassen. Sie hatte keine andere Wahl. Sie wollte keine
Almosen entgegennehmen - von keinem Mann, und von einem Warwick schon
gar nicht. Schließ lich war es ein Vertreter seines Standes gewesen, der ihr
Leben ruiniert hatte. Wie hatte sie das in den letzten Tagen nur vergessen
können?
    Sie
durfte ihr Vorhaben keine Sekunde aufschieben, sonst kam sie vielleicht nie
mehr von hier weg ... und was dann?
    Es
wurde von Minute zu Minute härter für sie, stumm dazustehen und Warwick
anzuschauen, während dieses seltsame Sehnen in ihrer Brustimmer größer wurde.
Eines Tages würde er heiraten - wenn nicht diese Frau Marianne, dann eben
eine andere. Und dann würde sie dastehen wie ein Kind, das sehnsüchtig nach
etwas Unerreichbarem verlangt.
    Sie
wartete, bis die Musik unten aufgehört hatte zu spielen und das Geplauder der
Gäste verstummte. Sie lag im Bett und stellte sich schlafend, als ihre Tür
geöffnet wurde. Jemand stand auf der Schwelle und betrachtete sie. Sie konnte
nicht sicher sein, dass es Warwick war; aber trotzdem raste ihr Herz. Jeder
Nerv in ihrem Körper kribbelte vor Erwartung. Sie musste sich zwingen, nicht
den Kopf zu heben und sich sein Bild einzuprägen, damit sie es ihr Leben lang
in ihren Träumen verfolgte. Aber sie blieb ganz ruhig liegen, selbst als ihr
das angenehme Aroma von Kognak in die Nase stieg. Dann schloss sich die Tür
leise, und sie war allein.
    Irgendwo
in der Tiefe des Hauses schlug eine Standuhr zwei Uhr, als Bonnie so leise wie
möglich die Treppe hinunterstieg. Die zinnernen Kerzenhalter, die sie in ihren
Kissenbezug gestopft hatte, schepperten nur hin und wieder leise. Sie hatte
nichts mitgenommen, was einen wirklichen Wert darstellte. Nur

Weitere Kostenlose Bücher