01 - Wie Feuer im Blut
?«
Sie
schüttelte so heftig den Kopf, dass die schwarzen Haare flogen, reckte ihr Kinn
und sagte: »Nein.«
Die
Hände an den Seiten zu Fäusten geballt, ging Damien jetzt auf das Mädchen zu.
Je näher er an sie herankam, um so größer wurden ihre Augen. Aber sie wich
nicht von der Stelle, obwohl ihr Gesicht so weiß geworden war wie der
Marmorfußboden und sie am ganzen Körper zitterte, als er vor ihr stehenblieb.
Aber
aus einem ihm unerklärlichen Grund fehlten ihm nun die Worte. Plötzlich sah er
nur noch Bonnie, die ihn mit riesigen, überraschend blauen Augen ansah. Das
schwarze Haar, das ihr blasses, schmales Gesicht einrahmte, floss über ihre
Schultern bis zu den Hüften hinunter. Sie preßte ihre sonst so vollen Lippen
wie ein zu allem entschlossener Rebell, was ihn nun zum Lächeln, ja zum Lachen
reizte. Zum Glück fing er sich noch rechtzeitig und zwang sich, das Problem,
das sie geschaffen hatte, mit kühlem Kopf zu überdenken.
Ironisch
forderte er sie auf. »Wenn du die Güte hättest, mich zu begleiten, damit wir
die Gäste nicht länger von ihrem Vergnügen abhalten, können wir die
Angelegenheit unter vier Augen besprechen.«
»Und
wenn ich mich weigere?«
»Werde
ich dich gewaltsam hinausführen lassen.«
»Sie
glauben, das könnten Sie?«
Jetzt
lächelte er. »Nein, Mädchen, ich weiß es.«
Sie
funkelte ihn lange an, bevor die Vernunft die Oberhand gewann. Mit erhobenem
Kopf, die Hände zu Fäusten geballt, stolzierte sie aus dem Saal, ohne auch nur
mit einem Blick die festlich gekleidete Versammlung zu würdigen. Damien sah
ihr nach und wandte sich dann wieder seinen Gästen zu. Seine Freunde
lächelten, als hätten sie soeben die Krönung einer neuen Königin miterlebt.
Doch am meisten schienen sich Marianne und Philippe zu amüsieren. Obwohl
Mariannes Gesicht größtenteils verdeckt war, erkannte er an ihren nach oben
gedrehten Augen, dass sie hinter dem vorgehaltenen Fächer lachte. Philippes
Schultern zuckten heftig, weil er ein lautes Gelächter unterdrückte.
Damien
belohnte sie mit einer spöttischen Verbeugung und sagte: »Bitte, lasst euch
nicht länger beim Tanzen stören.« Dann marschierte er aus dem Saal.
In der
Halle erwartete ihn Bonnie in der gleichen trotzigen Haltung, die sie vor den
Gästen eingenommen hatte. Damien machte diesmal nicht viel Umstände mit ihr. Er
ergriff ihren Arm und schob sie auf die Treppe zu.
»Au!«
schrie sie. »Sie tun mir weh!«
»Ich
werde dir noch viel mehr weh tun, wenn du so was noch einmal machst.«
»Nehmen
Sie Ihre Hand weg! Sie haben kein Recht, mich so ... «
»Oh,
doch, das habe ich. Das habe ich ganz gewiss.«
»Nehmen
Sie Ihre Hand weg, oder ich schreie!«
»Unsinn.
Du wolltest meine ungeteilte Aufmerksamkeit, und die hast du nun bekommen.«
Etwas in
seiner Stimme warnte Bonnie, sich mit ihm hier nicht auseinanderzusetzen, wenn
die Gäste sie noch hören konnten. Also gab sie, wenn auch widerwillig, nach.
Warwick
schob sie nun vor sich her die Treppe hinauf, durch den Korridor und stieß dann
mit dem Fuß ihre Schlafzimmertür auf. Dort ließ er ihren Arm los und lief im
Zimmer auf und ab, während sie ihn beobachtete. So sehr sie sich auch dagegen
wehrte - sie konnte den Blick nicht von ihm wenden. Er war bei weitem der
bestaussehende Mann, den sie bisher gesehen hatte. Er sah sogar besser aus als
ihr Vater, und sie hatte ihm geglaubt, er wäre der hübscheste Schuft von ganz
England. Warum war ihr das jetzt plötzlich bewußt geworden?
Bonnie
war so sehr in ihre Betrachtung versunken, dass sie gar nicht merkte, dass
Warwick inzwischen mitten im Zimmer stand und sie ansah. Sein Blick war bei
weitem nicht mehr so mörderisch wie kurz zuvor.
»Sag
mir, was du sagen wolltest, und halte mich nicht länger auf. Ich habe
schließlich Gäste.«
Der
Gedanke, dass sie Damien Lebewohl sagen musste, schmerzte sie plötzlich.
»Nun?«
»Müssen
Sie mich dauernd anbrüllen?«
»Ich
habe nicht gebrüllt.«
»Doch,
Sie haben! Sie schreien mich immer an - mich und Ihren Bruder und Ihr
Personal. Die arme Jewel bekommt schon das Zittern, wenn sie Sie nur sieht.
Und dieses hämische Grinsen, wenn sie mit Philippe oder mit dieser rothaarigen
Frau reden ... «
»Sie
heißt Marianne. Und ich grinse nicht hämisch.«
»0
doch. Ich bin so frei und sage Ihnen offen ins Gesicht, dass ich Ihren
schroffen Ton satt habe. Ich verstehe nicht, warum Sie immer so schlecht
gelaunt sind. Sie haben ein schönes Haus, Familie und Freunde, die
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