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01 - Wie Feuer im Blut

01 - Wie Feuer im Blut

Titel: 01 - Wie Feuer im Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Sutcliffe
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zwei Tagen nicht mehr rasiert. Letzte Nacht hatte ihm Marianne wieder
damit gedroht, nach London zurückzukehren. Das hatte ihn ein wenig ernüchtert.
Der Gedanke, allein mit Miles in diesem Haus zu wohnen, war zu schrecklich.
Natürlich befand sich noch sein Onkel in Braithwaite, aber der war fast den
ganzen Tag unterwegs, um sich mit Pächtern zu unterhalten und sich nach dem
Zustand einiger Fabriken und Bergwerke zu erkundigen. Oder er ließ sich so mit
Port vollaufen, dass er auf seinem Zimmer bl ieb und schlief. Zweimal hatte Damien
Richard nachts in seinem Morgenmantel in der Galerie herumgeistern sehen. Er
hatte vor sich hingemurmelt, dass er ein heilloses Durcheinander aus seinem
Leben gemacht hatte. Richard hatte zweifellos seine eigenen Probleme.
    Seit
seine Gäste abgereist waren, hatte Damien ungeduldig auf eine Nachricht aus
Vicksburg oder dem Parlament gewartet. Die Untätigkeit und die Isolation in
Braithwaite machte ihn wahnsinnig. Arbeit war in den letzten Jahren die
Triebfeder seines Lebens gewesen. Und in den wenigen Musestunden, die ihm
geblieben waren, hatte er mit seinen Nachbarn oder Angestellten Feste gefeiert
oder geangelt und gejagt. Hier war er den ganzen Tag mit sich allein und er
hatte zuviel Zeit, über alles nachzudenken - und genau das wollte er
unter allen Umständen vermeiden.
    Stanley
stand unter der Tür und schaute Damien strafend an. Noch nie zuvor hatte ein
Dienstbote ihn so missbilligend gemustert. Natürlich hätte er normalerweise ein
solches Verhalten nicht geduldet, aber nach fünfunddreißig Dienstjahren
gehörte der Butler gewissermaßen zur Familie. Stanley war der letzte gewesen,
der ihn mit erschütterter Miene umarmt hatte, als er damals Braithwaite
verließ, um nach Amerika zu übersiedeln.
    »Ja«,
sagte er zu Stanley. »Was gibt"s?«
    Stanley
trat ins Zimmer und überreichte Damien ein Kuvert. »Das ist eben aus Amerika
gekommen.«
    Damien
erkannte die Handschrift sofort: Sie stammte von Charlotte Ruth Montgomery.
Ohne Zweifel versuchte sie noch ein letztes Ma, ihm einen Heiratsantrag
abzurinnen. Warum nicht, zum Teufel? dachte er. Heirate das Mädchen und schaff
dir eine Menge Probleme damit vom Hals. Schenke Richard den Großneffen, den er
sich so sehr wünscht, damit er sich selig in seinem Port ersäufen kann. Und
mache Marianne zu deiner Mätresse für die Zeit, die du dich in England
aufhalten musst.
    Er riss
den Umschlag auf und las:
    Liebster Damien,
    schweren Herzens teile ich Dir mit, dass ich
    inzwischen Tom Dickenson von der Long Willow Farm
    geheiratet habe. Er ist mir in der Zeit Deiner
    Abwesenheit sehr ans Herz gewachsen, und ich hoffe,
    Du wirst mich verstehen und mir verzeihen.
    Herzlichst
    Deine Charlotte Ruth
    Damien
fing an zu lachen.
    »Ist
etwas komisch, Sir?« fragte Stanley.
    »Ja.
Absolut komisch. Meine sogenannte Zukünftige hat einen anderen geheiratet.«
Damien warf den Brief auf den Boden. »Das muss gefeiert werden. Hol Brandy. Hol
gleich eine verdammte Flasche.«
    »Aber,
Sir ... «
    »Sag
nicht ständig >aber, Sir<. Hol den Brandy und zwei Gläser. Ich befehle
dir, mit mir zu trinken, und das ist mein letztes Wort in dieser Sache.«
    »Es ist
höchst unschicklich, Mylord.«
    »Richtig.
Hol den Brandy.«
    Stanley
gehorchte. Und dann saß er steif auf dem Rand seines Stuhls und wirkte sehr
unglücklich.
    Damien
lachte, als er ihm das Glas zum Nachfüllen reichte. »Entspanne dich, Stanley.
Du machst ein Gesicht, als könnte mein Vater oder Randolf jede Sekunde dort
durch die Tür kommen. Ich bin jetzt der Herr in diesem Haus, ob es dir gefällt
oder nicht, Stanley. Ich habe es gern, wenn du mir Gesellschaft leistest. Mein
Verwalter in Vicksburg hat jeden Abend an meinem Tisch gesessen und mit mir
ein Glas getrunken.«
    »Höchst
ungewöhnlich«, erwiderte Stanley.
    Damien
betrachtete seinen Butler prüfend, ehe er fortfuhr: »Sage mir die Wahrheit,
Stanley. Was habe ich an mir, das die Frauen abstoßend finden.«
    »Es
steht mir nicht zu, Ihnen das zu sagen, Sir.«
    »Unsinn.«
    »Also
gut. Sie neigen dazu, sich zuweilen wie ein Esel zu benehmen.«
    »Ah.
Und kannst du mir das etwas genauer erklären?«
    »Holen
Sie sofort dieses Mädchen aus Caldbergh zurück.«
    »Aha!
Da kommen wir endlich auf den Grund deiner Übellaunigkeit in den letzten beiden
Tagen. Du und praktisch jeder in diesem Mausoleum hat einen Groll gegen mich,
weil ich diese Göre zurückgeschickt habe, richtig?«
    Stanley
nahm nun zum ersten Mal einen kräftigen

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