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01 - Wie Feuer im Blut

01 - Wie Feuer im Blut

Titel: 01 - Wie Feuer im Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Sutcliffe
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Ich habe ihn gewarnt, dass sie eine Unruhestifterin ist,
stimmt's, Timothy?«
    Der
Lümmel, der Bonnie zu Boden gerissen hatte, drückte ihren Kopf noch fester in
den Lehm und antwortete: »Aye. Die Wunde, die sie mir mit dem Küchenmesser
beigebracht hat, tut noch immer weh.«
    Bonnie
wurde hochgerissen und auf die Beine gestellt. Die Welt schien sich wie ein
hüpfender Kreisel um sie herum zu drehen, als sie in Smythes Quartier
geschleift wurde. Das Blut rauschte in ihrem Kopf, und die hitzige
Auseinandersetzung zwischen Stanley und Birdie war wie eine ferne
Geräuschkulisse. Bonnie wußte, dass Stanleys Proteste nichts bewirken würden.
Eine Tür öffnete sich vor ihr, und sie wurde mit solcher Wucht in einen Raum
gestoßen, dass sie der Länge nach hinschlug.
    Das
Schlimmste stand ihr aber noch bevor.
    Sie
kamen eine Stunde später.
    Bonnie,
die Hände zu Fäusten geballt, stand mit dem Rücken an der Wand und starrte
trotzig in Birdies glitzernde kleine Augen, als er Timothy befahl sich dieses
unglückselige kleine Luder vorzunehmen.
    Sie
sollte ein warnendes Beispiel für die anderen werden. Sie wußte das.
Schließlich war es nicht das erste Mal, dass sie von Smythe bestraft wurde.
Doch noch nie hatte sie so ernsthaft gegen die Hausdisziplin verstoßen wie
diesmal. Aber wenn schon ein Exempel an ihr statuiert werden sollte, wollte sie
dabei wenigstens ein Vorbild an Stolz, Courage und Würde für ihre
Leidensgenossinnen sein.
    Sie
wehrte sich nicht, als Tim sie durch die Tür 'auf den Hof zerrte, wo die
anderen unglücklichen Zöglinge von Caldbergh sie erwarteten. Im Morgendunst
wirkten ihre unbewegten Gesichter gespenstisch und ihre Augen leblos. Ihr
Geist war schon vor lange r Zeit gebrochen worden, und Bonnie wußte, dass sie
schließlich ebenso werden würde wie diese Frauen und Mädchen. Sie würde von
sechs Uhr morgens bis sechs Uhr abends Steine zermahlen, bis ihr Verstand aufhörte,
zu funktionieren, und sie nur noch dahinvegetierte. Oder sie würde sich Smythes
Forderungen fügen, nach London gehen, eine Hure werden und sich Demütigungen
unterwerfen, die noch schlimmer waren als die schmähliche Behandlung von
Caldbergh. Sie hatte an jenem Abend, als der Gewitterregen auf Caldbergh
heruntergeprasselt war, beschlossen, dass sie lieber tot sein wollte, als
diese Schmach zu ertragen. Dank Seiner allmächtigen Lordschaft war sie in jener
Nacht nicht gestorben.
    Der
Gedanke an Warwick durchzuckte sie so schmerzhaft wie Timothys grober Griff. Es
war zu spät für Reue. Viel zu spät, dachte sie.
    Smythe
stand etwas abseits von den Zuschauern und ließ den Riemen hin- und
herpendeln. Er zeigte seine gelben Zähne, als Tim sie in die Mitte des Kreises
führte, den die Insassen des Arbeitshauses hatten bilden müssen.
    »Zieh
dich aus«, befahl Birdie.
    Sie
entledigte sich langsam ihres Hemdes und ließ dann die Hose zu Boden fallen.
Smythes Augen wurden schmal, und er befeuchtete mit der Zungenspitze seine
Lippen. Dann deutete er mit dem Finger auf sie und befahl: »Nimm gefälligst
diese Bandage ab. Nur keine falsche Scham. Du verbirgst nichts, was ich nicht
schon längst vor meinem inneren Auge gesehen hätte.« Wieder glitt der Blick aus
seinen schwarzen Augen über ihre schmale Taille, ihre sanft gerundeten Hüften
und die dunklen Schamhaare. »Los«, brüllte er. »Oder soll dir Timothy
vielleicht die Binde abnehmen ... ?«
    Bonnie
löste langsam die Bandage vor ihrer Brust. Wie viele Jahre hatte sie ihre
Weiblichkeit hinter dieser ellenlangen Nesselbinde versteckt? Und was hatte
ihr das genützt? Sie hatte nichts, hinter dem sie ihre feinen Züge, ihren schwanengleichen
Hals, ihre unglaublichen langen Wimpern verstecken konnte, die ihre blauen
Augen noch größer erscheinen ließen.
    Der
Nesselstoff fiel zu Boden.
    Einen
Moment war es still, als Smythe sie prüfend musterte. Als er schließlich
wieder das Wort ergriff, war seine Stimme heiser: »Es ist eine Schande, einen
so perfekten Körper auspeitschen zu müssen. Ich könnte vielleicht von so einer
Bestrafung absehen, wenn du mich demütig um Verzeihung bitten würdest.«
    »Nicht
in tausend Jahren«, erwiderte sie, »würde ich vor so einem niederträchtigen
Abschaum, wie du einer bist, auf die Knie fallen.«
    »Dann
wirst du mir wenigstens deinen Rücken anbieten.«
    Sie
gehorchte und machte sich auf den ersten Schlag gefasst, als das Leder durch
die Luft sauste.
    Bonnie entdeckte,
dass die Schmerzen im Rücken, in den Schenkeln und dem Gesäß

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