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01 - Winnetou I

01 - Winnetou I

Titel: 01 - Winnetou I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gesehen“, antwortete Dick Stone.
    „Jetzt macht er die Augen auf! Er lebt, er lebt!“ fügte Will Parker hinzu.
    Ich hatte allerdings die Augen geöffnet. Das, was der erste Blick mir zeigte, war keineswegs tröstlich. Wir befanden uns noch auf dem Platze, wo der Kampf stattgefunden hatte. Es brannten wohl über zwanzig Lagerfeuer, zwischen denen wohl über fünfhundert Apachen sich bewegten. Viele von ihnen waren verwundet. Auch eine bedeutende Anzahl von Toten sah ich in zwei Abteilungen liegen. Die erste Abteilung bestand aus Apachen und die zweite aus Kiowas. Die ersteren hatten elf und die letzteren dreißig ihrer Krieger eingebüßt. Rings um uns lagen die gefangenen Kiowas, alle streng gefesselt. Es war kein einziger entkommen. Auch Tangua, der Häuptling, befand sich unter ihnen. Den Oberingenieur und die drei Surveyors sah ich jetzt nicht. Sie waren niedergemacht worden, weil sie sich unklugerweise gewehrt hatten.
    In geringer Entfernung von uns sah ich einen Menschen liegen, dessen Körper ringförmig zusammengezogen war, ungefähr so, wie es früher, in den Zeiten der Tortur, bei der Anwendung des sogenannten spanischen Bockes zu geschehen pflegte. Es war Rattler. Die Apachen hatten ihn krumm geschnürt, um ihm Schmerzen zu bereiten. Er stöhnte, daß es trotz seiner moralischen Verkommenheit zum Erbarmen war. Seine Gefährten lebten nicht mehr. Sie waren gleich beim ersten Angriff erschossen worden. Ihn hatte man verschont, weil er als der Mörder Klekih-petras für einen langsameren und qualvolleren Tod aufgehoben werden sollte.
    Auch ich war an Händen und Füßen gefesselt, ebenso Parker und Stone, welche mir zu Linken lagen. Zu meiner rechten saß Sam Hawkens. Er war an den Füßen gefesselt; seine rechte Hand hatte man ihm auf den Rücken gebunden, die linke aber freigelassen, damit er, wie ich später erfuhr, mir Hilfe leisten konnte.
    „Dem Himmel sei Dank, daß Ihr wieder bei Euch seid, lieber Sir!“ sagte er, indem er mir mit der freien Hand liebkosend über das Gesicht strich. „Wie ist es nur gekommen, daß Ihr niedergeschlagen worden seid?“
    Ich wollte antworten, konnte aber nicht, weil ich den Mund voll Blut hatte.
    „Spuckt es heraus!“ sagte er.
    Ich folgte dieser Weisung, brachte aber nur wenige undeutliche Worte hervor, dann hatte sich der Mund schon wieder mit Blut gefüllt. Infolge dieses großen Blutverlustes war ich zum Sterben matt. Meine Antwort konnte ich nur in kurzen, weit auseinander gedehnten Absätzen geben und war so leise, daß Sam sie kaum verstehen konnte:
    „Intschu tschuna gekämpft – – – Winnetou dazu – – – Mund gestochen – – – Kolbenhieb auf Kopf – – – von – – – weiß es nicht.“
    Die dazwischen liegenden Worte erstickten in dem Blut. Es hatte, wie ich jetzt bemerkte, eine Lache gebildet, in welcher ich lag.
    „Alle Wetter! Wer konnte das ahnen! Wir hätten uns ja gern ergeben, aber diese Apachen hörten gar nicht auf unsere Worte. Darum machten wir uns in das Gesträuch hinein, um zu warten, bis ihr Grimm sich gelegt haben würde, wenn ich mich nicht irre. Wir glaubten, Ihr hättet das auch getan, und suchten nach Euch. Als wir Euch aber nicht fanden, kroch ich nach dem Rande des Gesträuches, um nach Euch auszuschauen. Da stand eine heulende Gruppe von Apachen um Intschu tschuna und Winnetou, welche tot zu sein schienen, aber bald zu sich kamen. Ihr lagt, auch wie tot, daneben. Das erschreckte mich so, daß ich sofort hier diesen Will Parker und diesen Dick Stone holte und mit ihnen zu Euch hinlief, um zu sehen, ob vielleicht noch Leben in Euch sei. Wir wurden natürlich gleich festgenommen. Ich sagte Intschu tschuna, daß wir Freunde der Apachen seien und gestern abend die Absicht gehabt hätten, die beiden gefangenen Häuptlinge zu befreien. Er aber lachte mich grimmig aus, und nur Winnetou habe ich es zu verdanken, daß man mir diese Hand freigelassen hat. Er ist es auch gewesen, der Euch am Halse verbunden hat, sonst wäret Ihr gar nicht wieder aufgewacht, sondern hättet Euch verblutet, wenn ich mich nicht irre. Ist der Stich tief eingedrungen?“
    „Durch – – – die – – – Zunge“, lallte ich.
    „Alle Teufel! Das ist gefährlich. Werdet da ein Wundfieberchen bekommen, welches ich zwar nicht haben möchte, aber doch lieber auf mich nehmen würde, weil so ein alter Waschbär, wie ich bin, es leichter übersteht als so ein Greenhorn, welches, wie ich vermute, Blut bis jetzt nur in der

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