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01 - Winnetou I

01 - Winnetou I

Titel: 01 - Winnetou I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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den Schein gegeben haben, dies zu tun.“
    Während die andern hierauf ihren Weg fortsetzten, ritt er mit mir auf unserer Spur, welcher die vier Fremden gefolgt waren, zurück. Ich muß sagen, daß dieser Santer mir auch nicht gefallen hatte, und seine drei Gefährten hatten ebensowenig vertrauenswürdig ausgesehen. Nur vermochte ich mir nicht zu sagen, was sie uns anhaben konnten oder wollten. Selbst wenn sie zu den Leuten gehörten, welche das Eigentum anderer Menschen mit dem ihrigen zu verwechseln pflegen, fragte ich mich vergeblich, was sie verlocken konnte, anzunehmen, daß bei uns ein Fang zu machen sei. Und selbst wenn sie dies glaubten, war es mir höchst unwahrscheinlich, daß sie es wagen würden, sie, die vier, gegen siebenunddreißig wohlbewaffnete Personen vorzugehen. Aber als ich eine hierauf bezügliche Frage an Winnetou richtete, erklärte er mir:
    „Wenn sie Diebe sind, so kehren sie sich nicht an unserer Überzahl, da sie nicht beabsichtigen, uns offen anzugreifen; sie folgen uns vielmehr heimlich, um den Augenblick zu erlauschen, an welchem sich der, auf den sie es abgesehen haben, von der Gesellschaft absondert.“
    „Auf wen könnten sie es abgesehen haben? Sie kennen uns ja gar nicht.“
    „Auf den, bei dem sie Gold vermuten.“
    „Gold? Wie können sie wissen, ob welches vorhanden ist und welche von so vielen Personen es bei sich hat? Sie müßten allwissend sein.“
    „O nein. Sie brauchen nur nachzudenken, um es sich fast mit Sicherheit sagen zu können. Sam Hawkens ist so unvorsichtig gewesen, ihnen zu verraten, daß wir Häuptlinge sind und nach St. Louis wollen. Mehr brauchen sie nicht zu wissen.“
    „Ah, jetzt ahne ich, was mein roter Bruder meint. Wenn Indianer nach dem Osten gehen, brauchen sie Geld; da sie nun keine Münzen haben, so nehmen sie Gold mit sich, dessen Fundorte sie kennen. Und wenn sie gar Häuptlinge sind, so kennen sie solche Orte ganz gewiß und nehmen sehr wahrscheinlich viel Gold mit.“
    „Mein Bruder Old Shatterhand hat es erraten. Wie beiden Häuptlinge sind es, auf welche diese Weißen ihr Augenmerk richten würden, falls sie einen Diebstahl oder Raub beabsichtigen. Sie würden freilich jetzt nichts bei uns finden.“
    „Nicht? Ihr wolltet Euch doch mit Gold versehen!“
    „Wir werden dies erst morgen tun. Warum es bei uns tragen, wenn wir es nicht brauchen? Wir haben bisher nichts zu bezahlen gehabt; dies wird erst geschehen, wenn wir in den Forts einkehren, die auf unserem Weg liegen. Darum werden wir uns nun erst Gold holen, wahrscheinlich morgen schon.“
    „So liegt ein Fundort in der Nähe unserer Route?“
    „Ja. Es ist ein Berg, welcher Nugget-tsil genannt wird, doch nur von uns; bei andern Leuten, welche nicht wissen, daß es dort Gold gibt, hat er einen andern Namen. Wir kommen heut abend in seine Nähe und werden uns holen, was wir brauchen.“
    Ich gestehe, daß mich eine Bewunderung überkam, welche mit ein wenig Neid gemischt war. Die Menschen wußten das kostbare Metall in Menge liegen und führten, anstatt es zu benutzen, ein Leben, welches fast gar keinen Anspruch zivilisierter Menschen kannte! Sie führten keine Börsen und Portemonnaies bei sich, aber sie hatten überall, wohin sie kamen, verborgene Schatzkammern liegen, in welche sie nur zu greifen brauchten, um sich die Taschen mit Gold zu füllen. Wer dies, wenigstens das letztere und nicht ihr anspruchsloses Leben, nur auch so haben könnte!
    Wir mußten vorsichtig sein, denn Santer sollte nicht merken, daß wir ihm folgten; daher benutzten wir jede Erderhöhung und jeden Strauch, um uns zu decken. Nach einer guten Viertelstunde sahen wir die vier. Sie trabten munter und unaufhaltsam ihres Weges; sie schienen es eilig zu haben, vorwärts zu kommen, und an ein Umkehren gar nicht gedacht zu haben oder noch zu denken. Wir hielten an. Winnetou beobachtete sie, bis sie unsern Augen entschwanden, und sagte dann:
    „Sie haben keine bösen Absichten, und wir können also ruhig sein.“
    Er ahnte ebensowenig wie ich, wie sehr er sich da irrte. Diese Kerls hatten gar wohl Absichten; aber sie waren außerordentlich schlaue Menschen, wie ich später durch sie selbst erfuhr. Sie nahmen an, daß wir sie eine Weile beobachten würden, und gaben sich darum den Anschein, als ob sie Eile hätten. Später aber kehrten sie um und folgten uns.
    Wir wendeten unsere Pferde und holten unsere Gefährten, da wir galoppierten, schnell wieder ein. Am Abend machten wir an einem Wasser halt. Gewöhnt,

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