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01 - Winnetou I

01 - Winnetou I

Titel: 01 - Winnetou I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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desselben einen Hinterhalt legen, um euch auf eurer Heimkehr zu überfallen.“
    „Dies wäre ihnen vielleicht auch gelungen, wenn du sie nicht belauscht hättest; nun ich es aber weiß, wird aus dem Hinterhalt nichts, sondern ich locke sie hierher. Die Heimkehr hätte mich nach Süden geführt, und in dieser Richtung hätten sie sich also lagern müssen; nun tue ich aber, als ob ich nordwärts gegangen sei, und locke sie hinter mir her.“
    „Ob sie dir folgen werden?“
    „Gewiß. Sie müssen auf alle Fälle einen Späher senden, um zu erfahren, ob wir überhaupt noch da sind. Diesem Kundschafter tun wir natürlich nichts, sondern lassen ihn unbelästigt zu ihnen zurückkehren. Seinetwegen habe ich den Befehl gegeben, die Pferde hier heraufzubringen. Das sind über dreißig Tiere; er muß trotz des harten Bodens und trotz des Steingerölls ihre Spuren unbedingt sehen und wird ihnen folgen. Wir suchen von hier aus die Schlucht auf, welche die Falle sein soll, in der wir sie fangen wollen. Dorthin wird er uns nicht nachgehen, sondern er wird unserer Fährte nur eine kurze Strecke folgen, um sich zu überzeugen, daß wir wirklich fort sind, und dann schnell wieder umkehren, um den Seinen zu melden, daß wir nicht südwärts, sondern nach Norden davongeritten sind. Stimmt mein Bruder mir da bei?“
    „Ja. Sie werden dadurch gezwungen, auf den beabsichtigten Hinterhalt zu verzichten, und es läßt sich beinahe mit Sicherheit erwarten, daß sie dann hierherkommen und uns von hier aus nachreiten.“
    „Das werden sie; ich bin überzeugt davon. Santer, den ich haben muß, wird noch heut in meinen Händen sein.“
    „Was wirst du mit ihm machen?“
    „Ich bitte meinen Bruder, mich nicht danach zu fragen. Er wird sterben; das ist genug.“
    „Wo? Hier? Oder transportierst du ihn nach dem Pueblo?“
    „Das ist noch unbestimmt. Hoffentlich ist er nicht so ein Feigling wie Rattler, dem wir den schnellen Tod einer hündischen Memme gewähren mußten. Horch! Ich höre den Hufschlag unserer Pferde. Wir werden diesen Ort verlassen, um ihn dann mit unsern Gefangenen wieder aufzusuchen.“
    Die Pferde wurden gebracht. Das meinige und die Mary Sams waren auch mit dabei. Aufsteigen konnten wir nicht; dazu war der Weg nicht bequem genug; es mußte ein jeder sein Tier am Zügel führen.
    Winnetou ging voran. Er brachte uns nordwärts von der Blöße weg in den Wald hinein, welcher in einer ziemlich steilen Senkung niederfiel. Unten gab es einen offenen Wiesenplan; wir bestiegen die Pferde und ritten über denselben hinüber nach einer Bergwand, welche wie eine hohe, senkrechte Felsenmauer vor uns lag. Sie war durch eine schmale Schlucht gespalten. Winnetou deutete auf dieselbe und sagte:
    „Das ist die Falle, von welcher ich sprach. Wir reiten jetzt hindurch.“
    Der Ausdruck Falle paßte sehr gut auf den engen Durchgang, den wir nun passierten. Die Wände desselben stiegen zu beiden Seiten fast lotrecht himmelan, und es gab keine Stelle, an welcher sie erklommen werden konnte. Wenn die Kiowas so dumm waren, hier hereinzureiten, und wir besetzten die beiden Eingänge dieser Schlucht, so wäre es Wahnsinn von ihnen gewesen, sich zur Gegenwehr zu setzen.
    Der Weg führte nicht in gerader Richtung, sondern er wand sich bald nach rechts, bald nach links, und es währte wohl eine Viertelstunde, bis wir den Ausgang erreichten. Dort blieben wir halten und stiegen ab. Kaum war dies geschehen, so sahen wir den Apachen kommen, welcher von dem Baum auf der Bergkuppe aus nach den Kiowas ausgelugt hatte.
    „Sie sind gekommen“, meldete er. „Ich wollte sie zählen, konnte dies aber nicht, weil sie nicht einzeln ritten und sehr entfernt waren.“
    „Haben sie die Richtung nach dem Tal genommen?“ erkundigte sich Winnetou.
    „Nein. Sie hielten draußen auf der Prärie an, wo sie sich zwischen Büschen gelagert haben. Aber dann trennte sich ein einzelner Krieger von ihnen; er war zu Fuß, und ich sah ihn nach dem Tal gehen.“
    „Das ist der Späher. Wir haben grad noch Zeit, die Falle zu öffnen, um sie dann zu schließen. Mein Bruder Shatterhand mag Stone, Parker und zwölf meiner Krieger mit sich nehmen und hier links um den Berg gehen. Sobald er eine sehr starke, hohe Birke erblickt, dringt er in den Wald ein, welcher langsam empor- und jenseits wieder niedersteigt. Kommt mein Bruder drüben an, so befindet er sich in der Verlängerung des Tales, von welchem aus wir nach dem Nugget-tsil emporgestiegen sind. Geht er dieses Tal hinab,

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