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01 - Winnetou I

01 - Winnetou I

Titel: 01 - Winnetou I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Wasserguß gewesen war, fast wie ein Wolkenbruch, so schnell hörte er wieder auf. Die Schleusen des Himmels schlossen sich mit einemmal, und dann strahlte die Sonne ebenso warm wie gestern auf uns nieder. Wir hatten die Arbeit unterbrochen und nahmen sie nun wieder auf.
    Wir befanden uns auf einer ebenen, nicht zu großen und von drei Seiten mit Wald umgebenen Savanne, auf welcher es von Zeit zu Zeit ein Buschwerk gab. Dies war für uns ein sehr günstiges Terrain, und so kam es, daß wir rasche Fortschritte machten. Hierbei machte ich die Bemerkung, daß Sam Hawkens heut früh die Wirkung des Regens ganz richtig vorhergesagt hatte: die Kiowas waren vor uns genau da geritten, wo wir uns jetzt befanden, und doch war keine Spur von den Huftritten ihrer Pferde zu sehen. Wenn die Apachen uns folgten, konnten sie unmöglich ahnen, daß wir zweihundert Verbündete in unserer Nähe hatten.
    Als es zu dunkeln begann und wir unsere Arbeit einstellten, erfuhren wir von Stone und Parker, daß wir uns in der Nähe des voraussichtlichen Kampfplatzes befänden. Ich hätte ihn gern in Augenschein genommen; dazu war es aber heut zu spät.
    Am andern Morgen erreichten wir schon nach kurzer Arbeitszeit einen Bach, der ein ziemlich großes, teichartiges Becken bildete, welches wahrscheinlich stets mit Wasser gefüllt war, während das Bett des Baches wohl meist halb trocken lag. Infolge des gestrigen Regens aber war es bis an die Ränder angefüllt. Zu diesem Teich führte eine schmale, freie Savannenzunge, welche rechts und links von Bäumen und Sträuchern eingesäumt wurde. In das Wasser ragte eine Halbinsel hinein, auf welcher es auch Sträucher und Bäume gab; sie war da, wo sie mit dem Land zusammenhing, schmal und verbreiterte sich dann so, daß sie eine fast kreisrunde Gestalt annahm. Sie konnte mit einer Kasserolle verglichen werden, welche mit ihrem Griff am Land hing. Jenseits des Teiches stieg eine sanfte Höhe an, welche dichter Wald bedeckte.
    „Dies ist die Stelle, für welche sich unser Sam entschlossen hat“, sagte Stone, indem er mit Kennermiene um sich blickte. „Sie kann für das, was wir vorhaben, auch wirklich gar nicht besser passen.“
    Das veranlaßte mich natürlich, mich nach allen Seiten umzusehen.
    „Wo sind denn die Kiowas, Mr. Stone?“ fragte ich ihn.
    „Versteckt, sehr gut versteckt“, antwortete er. „Ihr könnt Euch die größte Mühe geben und werdet doch keine Spur von ihnen wahrnehmen, obgleich ich weiß, daß sie uns sehr gut sehen und scharf beobachten können.“
    „Also wo?“
    „Wartet nur, Sir! Erst muß ich Euch erklären, warum Sam, der Pfiffige, diesen Platz gewählt hat. Die Savanne, über welche wir jetzt gekommen sind, ist mit vielen einzelnen Büschen bestanden. Das macht es den Kundschaftern der Apachen leicht, uns unbemerkt zu folgen, weil sie durch diese Sträucher Deckung finden. Seht ferner die offene Graszunge, welche hierher führt. Ein Lagerfeuer, welches wir hier anbrennen, leuchtet über diese Zunge weg und in die Savanne hinein, über welche die Feinde kommen; es wird die Apachen anlocken, und diese können sich uns ganz bequem nähern, wenn sie sich zwischen den Bäumen und Sträuchern halten, welche zu beiden Seiten dieser Zunge stehen. Ich sage Euch, Mesch'schurs, wir konnten, um von den Roten überfallen zu werden, gar keinen bessern Platz finden!“
    Sein langes, hageres, wetterhartes Gesicht glänzte dabei förmlich vor äußerster Zufriedenheit; der Oberingenieur aber stimmte gar nicht in dieses Entzücken ein; er meinte, indem er den Kopf schüttelte:
    „Was seid ihr doch für Menschen, Mr. Stone! Freut sich dieser Mann darüber, daß er so schön überfallen werden kann! Ich sage euch, ich freue mich so wenig darüber, daß ich mich aus dem Staub machen werde!“
    „Um dann desto sicherer in die Hände der Apachen zu fallen! Laßt Euch doch nicht solches Zeug in den Sinn kommen, Mr. Bancroft! Natürlich muß ich mich über diesen Ort freuen, denn wenn er es den Apachen erleichtert, uns zu fangen, so haben wir es nachher noch viel leichter, sie zu fassen. Seht doch einmal über das Wasser hinüber! Droben auf der Höhe, also mitten im Wald, stecken die Kiowas. Ihre Späher sitzen auf den höchsten Bäumen und haben uns sicher kommen sehen. Ebenso werden sie bemerken, wenn die Apachen kommen, denn sie können von dort oben aus weit über die Savanne blicken.“
    „Aber“, fiel der Oberingenieur ein, „was kann es uns, wenn wir überfallen werden,

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