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01 - Winnetou I

01 - Winnetou I

Titel: 01 - Winnetou I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Reitertrupp, mit den Kriegsfarben bemalt. Kannte sie sofort, Intschu tschuna und Winnetou mit ihren Apachen.“
    „Wieviel waren es?“
    „Grad so, wie ich gedacht hatte. Habe ungefähr fünfzig Mann gezählt. Die Späher kamen unter den Bäumen hervor und erstatteten den beiden Häuptlingen Bericht. Dann mußten sie wieder vorangehen, und die Schar folgte langsam nach. Könnt Euch denken, Gentleman, daß Sam Hawkens sich hinterher machte. Der Regen hatte die gewöhnlichen Spuren verwischt, aber Eure eingerammten Pfähle waren ja da und dienten als untrügliche Wegweiser. Wollte, ich hätte, solange ich lebe, lauter so schöne, deutliche Fährten zu lesen. Mußten aber sehr vorsichtig sein, die Apachen, weil sie hinter jeder Biegung des Waldes, hinter jeder Ecke des Gebüsches auf uns treffen konnten, und machten darum nur langsame Fortschritte. Fingen es sehr schlau und vorsichtig an; habe meine helle Freude über sie gehabt und meine nun wie immer, daß die Apachen allen andern roten Nationen über sind. Intschu tschuna ist ein tüchtiger Kerl und Winnetou nicht minder. Die kleinste Bewegung dieser beiden Roten war berechnet. Kein Wort wurde gesprochen; man verständigte sich nur durch Zeichen. Zwei Meilen hinter der Stelle, wo ich sie zuerst gesehen hatte, brach der Abend an. Sie stiegen ab, hobbelten ihre Pferde an und verschwanden im Wald, wo sie bis früh lagern wollten.“
    „Und da habt Ihr sie belauscht?“ fragte ich.
    „Ja. Sie brannten als kluge Kerle kein Feuer an, und weil Sam Hawkens ebenso klug ist wie sie, dachte ich, daß sie mich da nicht leicht sehen könnten. Darum machte ich mich auch unter die Bäume und kroch auf meinen eigenen Bauch, weil ich sonst keinen andern dazu hatte, so weit vor, bis ich in ihre Nähe kam und alles hörte, was sie sprachen.“
    „Verstandet Ihr denn alles?“
    „Unvernünftige Frage! Werde doch hören, was gesprochen wird!“
    „Ich meine, ob sie sich des englisch-indianischen Jargons bedienten?“
    „Sie bedienten einander gar nicht, sondern sie sprachen miteinander, wenn ich mich nicht irre, und zwar im Dialekt der Mescaleros, den ich so leidlich inne habe. Ich rückte langsam weiter und weiter vor, bis ich mich in der Nähe der beiden Häuptlinge befand. Die tauschten zuweilen einige Worte miteinander aus, zwar kurz, nach Indianerweise, aber inhaltsreich. Habe da genug erfahren und weiß, woran ich bin.“
    „So schießt also los“, bat ich, als er jetzt eine Pause machte.
    „So macht Euch beiseite, Sir, wenn Euch mein Schuß nicht treffen soll! Haben es also wirklich auf uns abgesehen. Wollen uns lebendig fangen.“
    „Also nicht töten?“
    „O doch, ein wenig töten wollen sie uns, aber nicht sofort. Wollen uns nur fangen, ohne uns zu beschädigen, und uns nach den Dörfern der Mescaleros am Rio Pecos schaffen, wo wir an die Marterpfähle gebunden und lebendig geschmort werden sollen. Well, ganz wie Karpfen, die man fängt, nach Hause schafft, ins Wasser setzt und füttert, um sie dann mit allerlei Gewürz zu sieden. Soll mich wundern, was für ein Fleisch der alte Sam da geben wird, besonders wenn sie mich da ganz in die Pfanne tun und mich in meinem Jagdrock braten – hihihihi!“
    Er lachte in seiner stillen, heimlichen Weise vor sich hin und fuhr dann fort:
    „Haben es ganz besonders auf Mr. Rattler abgesehen, der so still entzückt da unter euch sitzt und mich verklärt anschaut, als ob der Himmel nur so auf ihn warte mit allen seinen Seligkeiten. Ja, Mr. Rattler, habt Euch eine Suppe eingebrockt, die ich nicht auslöffeln möchte. Ihr werdet gespiest, gepfählt, vergiftet, erstochen, erschossen, gerädert und aufgehängt, immer eins hübsch nach dem andern, und von jedem stets nur ein kleines bißchen, damit ihr recht lange dabei leben bleibt und alle diese Qualen und Todesarten mit richtigem Geschmack auskosten könnt. Und wenn Ihr dann trotz alledem noch nicht gestorben seid, so werdet Ihr mit Klekih-petra, den Ihr erschossen habt, in eine Grube gelegt und lebendig begraben.“
    „Nein Himmel! Sagten Sie das?“ fragte Rattler, dessen Gesicht vor Entsetzen todesbleich wurde.
    „Freilich sagten sie es. Habt es auch verdient; kann Euch da nicht helfen. Will nur wünschen, daß Ihr dann, wenn Ihr alle diese Todesarten hinter Euch habt, nicht wieder eine so ruchlose Tat begeht. Denke aber, daß Ihr es bleiben lassen werdet. Die Leiche Klekih-petras ist einem Medizinmann übergeben worden, der sie nach Hause schafft. Ihr müßt nämlich

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