010 - Die Bestie mit den Bluthänden
vorliebnehmen müssen. Ich
wollte Ihren Einsatz nach Möglichkeit noch einen weiteren Tag hinausschieben.
Aber es ist unmöglich geworden. Die letzte Computerauswertung, die noch keine
fünf Minuten alt ist, besagt, dass Sie auf dem schnellsten Weg verreisen
müssen.«
An solche Überraschungen war Larry gewöhnt. »Wohin?« fragte er nur.
»Frankreich.« Er hörte das Wort Frankreich und verzog unwillkürlich das
Gesicht. In die Nähe von Morna? War sie in Gefahr?
Er zuckte zusammen, als X-RAY-1 bemerkte: »Mit Morna Ulbrandson hat das
nichts zu tun. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass Sie sie treffen werden.«
X-RAY-1 lachte leise – doch sein Lachen klang nicht so frei, wie das sonst der
Fall war. Der Chef, dessen Name niemand kannte, war sichtlich bedrückt. »Sie
haben den Auftrag, Mike Burton zu suchen. Burton ist seit über drei Wochen
überfällig. Wir haben immer auf eine Nachricht von ihm gewartet. Doch weder
über den Satelliten noch über einen Kontaktmann traf eine Botschaft ein. Bis
gestern sah ich auch noch keinen zwingenden Grund, die Nachforschungen zu übereilen.
Erst die letzten Daten zwingen mich dazu. Der große Hauptcomputer, der alle
Fakten miteinander verglichen hat, zeigt einen Zusammenhang zwischen der
Fortsetzung der Mordfälle in der Nähe von Rostrenen und dem Verschwinden von
Mike Burton auf.«
Larry kniff die Augen zusammen. Er konnte den Ausführungen nicht ganz
folgen. X-RAY-1 musste ihm erst einige notwendige Hinweise geben, damit die
Dinge etwas klarer wurden. Er wusste nun schon, weshalb Mike Burton nach
Rostrenen geschickt worden war, was sein Auftrag enthielt und was er erarbeitet
hatte. Aber dass nicht der geringste Routinehinweis vorlag, war mehr als
seltsam.
»Vielleicht hat er auch Gründe, sich nicht zu melden«, bemerkte X-RAY-3,
als X-RAY-1 gerade eine Sprechpause einlegte.
»Nein. Sie wissen aus eigener Erfahrung, dass dies völlig falsch wäre.«
Larry nickte zu diesen Worten. »Sie haben recht, Sir.«
»Etwas ist mit Burton geschehen. Finden Sie es heraus, und vor allen Dingen
– finden Sie ihn !«
X-RAY-3 schluckte. Die Ungeheuerlichkeit seines Auftrages wurde ihm erst in
diesem Augenblick richtig bewusst.
»Aber tot – kann Burton nicht sein.« Es schien ihm, als würdeX-RAY-1 hörbar
aufatmen. »Ihr Gepäck ist bereits unterwegs, X-RAY-3! Fahren Sie nach
Rostrenen! Treiben Sie die Dinge schnell voran, stellen Sie vor allem fest, wie
weit Burton mit seinen Nachforschungen schon war! Er hatte den Auftrag, zwei
eigenartige Mordfälle zu klären, die sich bei einem Dorf in der Nähe von
Rostrenen ereignet hatten. Zwei Männer waren tot aufgefunden worden. Kommissar
Rekon, der die Fälle bearbeitete, kam nicht recht weiter. Wir sind davon
ausgegangen, dass es uns gelingen würde, ziemlich rasch Licht in das Dunkel zu
bringen. Ich habe nicht mit Komplikationen gerechnet. Nun ist die Angelegenheit
jedoch noch undurchsichtiger geworden. Zwei weitere Morde sind passiert,
diesmal an zwei Frauen – und Burton meldet sich nicht!«
Larry Brent betrachtete unwillkürlich den Ring, den er an seiner linken
Hand trug. Es war der PSA-Ring, eine erhabene Weltkugel, die in einem massiven
Block Gold ruhte. Dieser Ring enthielt eine Miniatursendeanlage, die manuell
eingestellt werden konnte. Das Gold jedoch war präpariert. Es war auf den
Körpermagnetismus des Trägers abgestimmt. Sobald die Temperatur des Ringträgers
unter 30 Grad fiel, wurde ein automatischer Impuls abgestrahlt, der die
Zentrale über den Tod dieses Agenten unterrichtete. Kurze Zeit danach zerfiel
der Ring zu Staub.
»Warum ist bei Burton das Signal ausgeblieben?« fragte er leise.
»Ein Defekt ist unmöglich«, stellte X-RAY-1 fest. »Wir haben die Ringe in
zahllosen Versuchen unter schärfsten Bedingungen getestet. Das automatische
Funksignal wird auf jeden Fall abgestrahlt.«
Etwas ging hier nicht mit rechten Dingen zu!
»Wenn das Signal nicht abgestrahlt wurde, bedeutet das, dass Burtons
Körpertemperatur nicht absank – dass er nicht tot sein kann. Da er sich aber
nicht meldet ...« Larry setzte seine Ausführungen nicht fort.
»Es muss demnach etwas geben, was schlimmer ist als der Tod!« Die Stimme
von X-RAY-1 klang heiser.
●
Dr. Sandos machte sich sofort auf den Weg.
Er verließ sein Haus und stürzte durch den Nebeneingang, der die Diele im
Parterre mit dem Trakt verband, in dem die Patienten untergebracht waren.
Fernand Rekon wich nicht von seiner Seite.
Am Ende des
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