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010 - Die Bestie mit den Bluthänden

010 - Die Bestie mit den Bluthänden

Titel: 010 - Die Bestie mit den Bluthänden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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saß da, als wäre er
aus Stein gemeißelt. Im Raum brannte ein schwaches, notdürftiges Licht.
    Aus dem Nebenraum erklangen scharrende Geräusche. Die Tiere in den Käfigen
bewegten sich.
    Er lehnte sich etwas in den bequemen Stuhl zurück.
    Sandos' Brust hob und senkte sich unter einem tiefen Atemzug. Er sah müde
und abgespannt aus. Er hatte auch an diesem Tag noch keine einzige Minute
geruht. Er war nach dem Mittagessen wieder in sein Labor gegangen. Seit über
sechs Stunden befand er sich hier. Auf dem breiten Schreibtisch lagen Papierbogen
und Skizzenblätter verstreut. Das magische Auge eines Tonbandgerätes glühte.
Doch die Spulen standen still. Ein 15-cm-Band war vollbesprochen. Er hatte
jeden Versuch schriftlich und auch auf Band festgehalten. Und doch war er
keinen Schritt weitergekommen.
    Mit einer mechanischen Bewegung drehte er den Kopf zur Seite und warf einen
Blick auf das Zifferblatt seiner Armbanduhr.
    23.46 Uhr.
    Müde strich er sich über die Augen. Sie lagen tief in schattenumrandeten
Höhlen. Er erhob sich wie ein alter Mann, der sich für jede Bewegung mühsam
aufrappeln musste, und verschloss die Tür zum angrenzenden Raum, in dem die
Versuchstiere untergebracht waren.
    Sandos experimentierte mit selbstentwickelten Drogen, deren psychotope
Wirkung er genauestens untersuchte, ehe er auch nur ein einziges
neuentwickeltes Medikament zur Anwendung brachte. Er arbeitete im Übrigen sehr
wenig mit Chemikalien. Sein Hauptanwendungsbereich lag in der Anwendung des
Tiefschlafes bei seinen Patienten.
    Sandos legte den weißen Kittel ab und warf ihn achtlos über eine
Stuhllehne.
    Er kam nicht weiter. Die Unzufriedenheit stand in seinem Gesicht zu lesen.
Er musste versuchen, den Privatgelehrten dazu zu überreden, ihm das Bild für
einige Tage zu treuen Händen zu überlassen. Er musste mit diesem leben, es
Stunde für Stunde kontrollieren können.
    Es war nicht ideal, das rätselhafte Gemälde mit der seltsamen Ausstrahlung
nur gelegentlich sehen zu können. Er wusste, dass es eine Gefahr in sich barg,
die unheimlichen Szenen zu lange und zu ausführlich zu betrachten, doch seine
Neugierde und sein Forscherdrang waren einmal geweckt. Er stand vor dem größten
Phänomen, dem er jemals begegnet war. Er wusste, dass seine Forschungen an dem
Bild Henri Blandeaus Unheil bringen – aber auch Unheil abwenden konnten.
    Er musste Blandeau dazu bringen … Sein Blick wanderte zu dem kleinen
Spiegel, der neben dem Türpfosten hing. Sandos erschrak vor seinem eigenen
Anblick. Er hatte sich verändert. Er sah gehetzt, müde – und alt aus. Er schien
während der letzten fünfzehn Wochen um ein Jahrzehnt gealtert.
    Das Bild hatte ihn verändert, und alles, was mit diesem unheimlichen
Gemälde aus dem fernen, geheimnisvollen Reich der Azteken zusammenhing. Er
hatte mit niemandem darüber sprechen können. Nicht einmal mit Blandeau, der jegliche
Diskussion ablehnte. Sandos trug schwer an dem Geheimnis, und er wusste, dass
er es niemandem mitteilen konnte. Man hätte ihn für verrückt erklärt.
    Mit einer mechanischen Bewegung knöpfte er sein Hemd zu, griff nach dem
dünnen, dunkelgrauen Jackett, das an einem Haken hing, und zog es an. Ein wenig
gebückt verließ er sein Labor und vergaß, das Licht auszuknipsen. Sandos stieg
langsam die schmalen Steintreppen hoch. Wenig später nahm ihn die Düsternis des
Flurs auf. Wie ein Nachtwandler ging er durch sein großes, stilles Haus.
    Nur eine schwere, alte Standuhr tickte monoton und rhythmisch, und ihre
dumpfen Schläge hallten durch das Dunkel.
    Es war zu einem ungeschriebenen Gesetz geworden, dass er um Mitternacht
sein Haus verließ, um dem menschenscheuen Einsiedler Blandeau einen Besuch
abzustatten. Die erste Begegnung mit dem Bild hatte das Leben von Sandos
verändert.
    Er fing manchmal an, an seinem eigenen Verstand zu zweifeln. Er dachte an
nichts mehr anderes als an das Gemälde. Es füllte sein ganzes Denken und Fühlen
aus.
    Sandos erreichte die Hintertür. Leise schloss er sie auf. Der Südamerikaner
überschritt die Schwelle. Die Nachtluft war mild, ein leichter Wind ging,
säuselte in den Baumwipfeln und bewegte die Gräser auf dem großen Rasen.
    Dunkel wie eine undurchdringliche Mauer ragte der Wald vor ihm auf und
schien den Himmel zu berühren, an dem kein Stern blinkte und kein Mondstrahl
schimmerte. Dunkle Wolken zogen über ihn hinweg und schluckten das Licht aus
den fernen Tiefen des Alls.
    Es war eine schwarze, stille Nacht, und es lag etwas in

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