010 - Die Bestie mit den Bluthänden
hatte, fühlte sich frisch und voller Tatendrang.
So blieb er nach seiner Ankunft in Rostrenen nicht in seinem Hotel, sondern
setzte sich erneut hinter das Steuer des Leihwagens und brauste los.
Es war seine Absicht, auf Fernand Rekon zu stoßen und mit dem Kommissar die
gemeinsame Mission abzusprechen.
Larry wusste, dass das gesamte Gebiet hinter Rostrenen zum Jagdbereich eines unheimlichen
Verbrechers geworden war. Es konnte sich um keinen gewöhnlichen Mörder handeln,
und es musste noch mehr im Busch sein, wenn Mike Burton – alias X-RAY-16 – auf
eine Spur gestoßen war, die ihn in allergrößte Schwierigkeiten gebracht hatte,
so dass er nicht mal die Gelegenheit fand, seinen PSA-Ring zu aktivieren und
eine entsprechende Information zur Zentrale nach New York durchzugeben.
Das Gebiet hinter der Ortschaft war hügelig und waldreich.
Wenn sich hier eine menschliche Bestie austobte, dann hatte sie die besten
Möglichkeiten, sich zu verstecken.
Larry achtete auf die Abfahrten. Rund acht Kilometer hinter Rostrenen
sollte er den dritten Pfad nach links nehmen.
Aber das war gar nicht so einfach. Es gab kleinere, schmale und breite
Wege, und die Auskunft des diensthabenden Beamten in Kommissar Rekons Büro war
nicht gerade genau gewesen, wie sich später herausstellte.
Larry wählte die dritte Abfahrt. Es war ein schmaler, holpriger und
festgefahrener Pfad, der mitten durch einen Wald führte.
Im Licht der Scheinwerfer erkannte Larry Brent die Reifenspuren auf dem
Boden vor sich. Demnach waren schon andere Fahrzeuge vor ihm hier gefahren.
Polizeifahrzeuge! Sollte er sich jedoch geirrt haben, dann würde sich das schon
bald herausstellen, und er würde einfach umkehren.
Aber er rechnete eher damit, auf Kommissar Rekons Leute zu stoßen. Wenn es
hier in den Wäldern von Polizisten wimmelte, dann musste X-RAY-3 damit rechnen,
angehalten zu werden. Der Weg beschrieb einen leichten Bogen nach links, der
sich nach fast drei Kilometern zu einem großen, geebneten Platz erweiterte, der
von einem einsam stehenden, sehr vornehm wirkenden Haus begrenzt wurde. Davor
parkte ein Auto. Ein goldfarbener Citroën.
X-RAY-3 war am Ende des Weges angekommen. Also doch falsch! Er machte sich
sofort daran zu wenden. Und nur der Tatsache, dass er das Fenster an seiner
Seite halb heruntergekurbelt hatte, war es zu verdanken, dass er die Geräusche
hörte.
Schreie!
Laute, entsetzte Schreie!
Sie waren so furchtbar, dass Larry erschrocken den Atem anhielt.
●
Mireille Feydeau nahm mit allen Sinnen die schaurige, unbegreifliche Szene
in sich auf. Vor ihr in dem mit zahlreichen Kerzen beleuchteten Raum stand ein
riesiger, weißer Totenschädel. Wie eine unregelmäßige Kugel, in der die
ausgefransten Augenhöhlen, die Nase und das große, grinsende Maul hineingearbeitet
waren, wirkte der Schädel in seiner Massigkeit erschreckend.
Von dem Riesenschädel rutschte ein Mann, dessen verkrampfte Hände sich
nirgends mehr festhalten konnten.
Der Mann war tot!
Er rutschte herab und ließ eine breite Blutspur auf dem bleichen Schädel
zurück.
Dumpf fiel sein lebloser Körper zu Boden und rollte herum.
Der Mörder stand groß und breitschultrig nur einen guten Meter von Mireille
Feydeau entfernt und hielt ein großes blutverschmiertes Messer in der Hand.
Mireille Feydeaus Schrei war nur noch ein einziger schriller Laut, als sie die
leblose Gestalt vor dem Riesenschädel erkannte.
Es war Armand!
Die Kehle war ihm durchgeschnitten, und sein Brustkasten mit zwei
gewaltigen Schnitten geöffnet worden.
Plötzlich trat der Mörder mit einem einzigen Schritt auf sie zu.
Da flog die Haustür auf. Der unheimliche Mörder zuckte zusammen. Seine
glühenden Augen richteten sich in das Dunkel des angrenzenden Raums.
Eine Gestalt stürmte ins Haus und passierte den Raum, den Armand Dupont mit
den Schlangenattrappen versehen hatte.
Eine Taschenlampe blitzte auf.
Da handelte der Mörder auch schon. Er warf sich herum, noch ehe ihn das
Licht voll traf. Sein wuchtiger Körper verschwand im Hintergrund des düsteren
Raumes.
Dort befand sich eine Klappe im Boden, die weit hochgestellt war. Eine
Falltür zum Keller.
»Stehenbleiben!« Larry Brent, der schnell und unkonventionell zu handeln
verstand, übersah mit einem einzigen Blick die schaurige Situation. Die
unmenschlichen Schreie hatten ihn ins Haus gelockt. Kurz entschlossen hatte er
mit einem Schuss aus der Laserwaffe, die er wie einen Schneidbrenner einsetzen
konnte, das Schloss
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