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010 - Satansmesse

010 - Satansmesse

Titel: 010 - Satansmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Graat
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ganze Ort aufwacht und uns für verrückt erklärt.«
    Carl war damit nicht einverstanden. Er stieg nun auch die Stufen zu dem Häuschen hinauf und trat an das ebenerdige Fenster. Er blickte durch die Gardinen und versuchte, in das Zimmer zu schauen.
    »Das dürfen Sie nicht tun, kommen Sie zurück«, rief der Pfarrer ängstlich. »Wenn die alte Frau Ihr Gesicht am Fenster sieht, erschrickt sie zu Tode.«
    Ben winkte Mrs. Collins, mit ihm hineinzuschauen. Carl hatte etwas entdeckt. Er deutete in eine Ecke des Raums. Mrs. Collins drückte sich eng an die Scheibe und sah hinein.
    »Ja, dort sitzt sie, es ist ihr Lieblingsstuhl.«
    »Sie schläft anscheinend«, meinte Ben.
    »Natürlich schläft sie«, sagte der kleine Pfarrer ärgerlich. »Was sollte sie denn sonst um diese Zeit tun?«
    »Wir müssen hineingehen, um zu sehen, ob sie wirklich schläft«, schlug Carl vor. Aber da regte sich der Pfarrer noch mehr auf.
    »Das kommt gar nicht in Frage. Patricia, komm herunter von der Veranda. Wir gehen sofort nach Hause. Wir haben kein Recht, uns so in anderer Leute Angelegenheiten zu mischen.«
    Patricia stand einen Augenblick unschlüssig da, doch dann wandte sie sich zur Tür und drückte die Klinke herunter. Die Tür ließ sich leicht öffnen. Die beiden Männer traten nun in das Haus und gingen durch den dunklen Gang auf die Tür zu, hinter der das Licht brannte. Als sie öffneten, empfing sie abgestandene Luft, als sei hier schon lange nicht gelüftet worden.
    Mrs. Collins folgte den beiden Männern. Es war ihr nicht wohl in diesem Augenblick, und sie sagte laut: »Mrs. Sweene, ich bin es. Mrs. Sweene, hören Sie?«
    Der Stuhl, in dem die alte Frau saß, was nicht weit von der Tür entfernt. Ben näherte sich ihr und streckte die Hand aus, um sie vorsichtig am Arm zu rütteln. Als er sie berührte, schreckte er zurück. Der Arm war eiskalt. Die alte Frau war tot.
     

     
    Nun war auch der Pfarrer in das Haus gekommen. Er stand an der Tür und blickte verständnislos von seiner Frau zu den beiden Männern, ehe er begriff, was geschehen war. Keiner hatte bisher ein Wort gesprochen, aber sie wussten alle, dass Mrs. Sweene seit gestern Nacht tot sein musste.
    »Sie müssen die Polizei benachrichtigen, aber wenn ich Ihnen einen guten Rat geben darf, rufen Sie nicht die Ortspolizei. Sonst wird diese Geschichte nicht untersucht.« Carl sprach nun in dem Ton, den seine Studenten an ihm gewöhnt waren, wenn irgendetwas nicht so lief, wie es sein sollte.
    »Ja, natürlich«, sagte Patricia sanft und ließ sich in einen Stuhl sinken.
    »Ich werde anrufen«, stimmte der Pfarrer aufgeregt zu. Seine Hände zitterten, und sein Gesicht war kalkweiß.
    »Mr. Collins«, sagte Carl nun langsam. »Jetzt werden Sie uns den Schlüssel zur Kirche geben!«
    »Den Schlüssel zur Kirche? O ja, die Schlüssel, die habe ich hier«, sagte der Pfarrer nervös und holte sie aus der Tasche.
    Ben nahm sie ihm ab, dann verließ er mit Carl das kleine Haus. Als sie in die kalte Nachtluft hinaustraten, sah Ben sich um und suchte den Lieferwagen, aber er war verschwunden.
    »Carl, haben Sie den Lieferwagen gesehen, der vorhin hier stand? Es war ein blauer Ford, glaube ich.«
    »Ein blauer Ford?«
    »Ja. Ich frage deshalb, weil ich denselben Wagen auf dem Parkplatz des Krähennestes gesehen habe, als ich gestern Abend dort war.«
    »Ja, den habe ich gesehen.«
    »Ich vermute, dass Leute in dem Wagen saßen?«
    »Könnte sein«, erwiderte Carl. »Haben Sie den Revolver eingesteckt?«
    »Natürlich.«
    Sie gingen über den Kirchplatz. Als sie zur Kirche kamen, blieben sie einen Augenblick vor dem Tor stehen und blickten über den Platz. Alles lag vollkommen still und in nächtlichem Frieden vor ihnen. Wenn hier Menschen verborgen waren, so hatten sie sich sehr gut versteckt.
    Ben drehte sich um und steckte den großen Schlüssel ins Schloss. Es war gut geölt, und der Schlüssel ließ sich leicht drehen. Quietschend öffnete sich die Tür, als Ben dagegen drückte. Carl hatte den Kirchplatz bis dahin nicht aus den Augen gelassen. Nun drehte er sich um und betrat hinter Ben die Kirche.
    Es war ein altes Kirchenschiff, lang gestreckt und mit einer gewölbten Decke. Auf beiden Seiten des Ganges standen Reihen von unbequemen Holzbänken. Die Wände waren weiß getüncht, und von der Decke hingen neue elektrische Beleuchtungskörper. Der Altar war schmucklos, aber die Altarnische zeigte einige verblichene Wandgemälde.
    Ben blieb stehen, so dass Carl ihn

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