010 - Satansmesse
bis der Spruch gelöst wird.«
»Er wird wohl ein Schlafmittel bekommen haben.«
»Vielleicht.«
»Verwünschungen wirken doch nur bei Leuten, die an solche Sachen glauben, das wissen Sie ja.«
»Man weiß manches, und nachher kommt es ganz anders. Aber lassen wir das jetzt. Sarah hat ein Aphrodisiakum bekommen. Man muss es ihr im Tee verabreicht haben.«
Carl pfiff überrascht vor sich hin und kratzte sich an seinem Doppelkinn.
»Wozu? Waren Leute da, die sich einen Spaß mit ihr versprachen?« fragte er fast verlegen.
»Ja, mehrere Männer in dem Gasthaus der Emerlys.«
»Haben sie … ich meine, sind sie erfolgreich gewesen?«
»Ich kam unverhofft in den Schankraum und konnte Sarah entführen. Aber es war knapp.«
Carl seufzte tief.
»Ben, das ist eine böse Geschichte. Was macht man in einem solchen Fall? So etwas kommt ja nicht oft vor.«
»Öfter als wir glauben, Carl. Erst einmal müssen wir herausfinden, was sie erreichen wollen. Als die McMurrays in ihr Haus zogen, haben sie sich bemüht, mit allen Nachbarn in guten Kontakt zu kommen. Aber die Familie Emerly hat es ihnen unmöglich gemacht. Nun haben sie offenbar die Taktik geändert. Sie scheinen die beiden als Versuchskaninchen zu benutzen.«
»Dann sind die zwei aber in großer Gefahr.«
»Ja.« Ben blickte durch die Windschutzscheibe in den Himmel, an dem der volle Mond stand und neben ihm drei glänzende Sterne.
»Gestern war Allerheiligen. Ich habe eine Idee, und die muss ich sofort in die Tat umsetzen. Ich werde noch heute Nacht dorthin zurückfahren.«
»In das Krähennest?«
»Nein, dorthin lieber nicht. Mit den Männern würde ich allein nicht fertig. Aber in dem Ort ist eine sehr alte Kirche. Wenn die Emerlys nun gestern einen Dämon beschworen haben und ihn in ihre Gewalt bekommen konnten?«
»Ben, Sie wissen doch, dass dazu hundert bestimmte Gesten und hundert ganz bestimmte Wörter in bestimmter Reihenfolge notwendig sind. Dann müssen sie auch noch die genaue Zeit erwischt haben, sozusagen auf die Sekunde genau, und das hat bisher kaum jemand geschafft.«
»Sie dürfen jetzt nicht skeptisch werden. Ich habe es schon erlebt, und ich weiß, dass es möglich ist.«
»Also gut, stellen wir uns einmal vor, spaßeshalber, dass diese Leutchen zufällig im richtigen Augenblick die richtigen Worte gefunden, sie richtig ausgesprochen und die Handbewegungen richtig gemacht haben. Sie haben also ihren Dämon.«
Die beiden Männer sahen sich an. Carl schien nicht sehr wohl zumute zu sein. Ben nickte ihm ermunternd zu.
»Welchen Dämon mögen sie erwischt haben?« fragte Carl leise.
»Janus«, antwortete Ben überzeugt. Carl zuckte zusammen. Er sah Ben unsicher an. Dann drehte er sich um und blickte aus dem Fenster. Er war sichtlich erregt.
»Am richtigen Ort! Es handelt sich nicht nur um das richtige Wort, die richtige Geste – auch den richtigen Ort muss man wissen.«
»Es gibt eine sehr alte Kirche in Crawford, Carl. Es gibt nämlich Dämonen, die man nur auf geweihtem Boden beschwören kann.«
Carl war nun überzeugt, dass sofort etwas geschehen musste.
»Was werden Sie nun tun?« fragte er hastig.
»Wie Jason mir erzählte, soll der Priester, der im Augenblick diesen Sprengel hier hat, ein sehr freundlicher Mann sein. Ich werde ihn besuchen und herauszufinden versuchen, was er weiß. Vielleicht kann er mir helfen.«
»Ihr Vorschlag ist gut. Im Handschuhfach liegt ein Revolver. Nehmen Sie ihn auf alle Fälle mit.«
Carl Hendricks startete den Wagen und verließ den Parkplatz.
Carl war ein sehr sicherer und schneller Fahrer und nahm die Kurven mit atemberaubender Geschwindigkeit. Erst als die Straße ganz schmal wurde und eine scharfe Kurve auf die andere folgte, verlangsamte er die Fahrt. Dennoch sah Ben das »Krähennest« in sehr viel kürzerer Zeit wieder, als er erwartet hatte.
»Dies ist das Gasthaus, das den Emerlys gehört.«
Carl nahm den Fuß nicht vom Gashebel, sondern warf nur einen kurzen Blick auf das dunkle Haus. Im nächsten Augenblick sahen sie schon die ersten Häuser des kleinen Orts und fuhren bald darauf die Hauptstraße entlang.
Ben dirigierte Carl zur Kirche. Dahinter stand ein kleines älteres Haus, in dem der Pfarrer wohnte.
»Wir sind da«, sagte Ben, als Carl auf dem Parkplatz vor der Kirche hielt. Die Lichter des Wagens fielen auf eine niedrige Kirchhofsmauer, hinter der man sehr alte Grabsteine sehen konnte. Dieser Friedhof wurde anscheinend schon lange nicht mehr benutzt, denn
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