010 - Satansmesse
seitlich dahinter lag ein neuerer Friedhof mit modernen Kreuzen und Grabsteinen.
Als Carl Hendricks das Licht abschaltete, lag die Kirche und der Friedhof im milden Licht des Mondes friedlich und doch etwas unheimlich vor ihnen. Sie mussten sich einen Ruck geben, um aus dem warmen Wagen auszusteigen. Der Wind pfiff eiskalt über die Mauer des Kirchhofes, trieb einige welke Blätter vor sich her und heulte um die Mauern der alten Kirche.
Carl wickelte sich fest in seinen dicken Mantel und folgte Ben, der sich dem kleinen Pfarrhaus genähert hatte. Sie stiegen die ausgetretenen Stufen vor der Haustür hinauf. In einem der Fenster im Erdgeschoß brannte Licht.
»Da scheint noch jemand wach zu sein. Merkwürdig, um diese späte Stunde, nicht wahr?«
Sie standen jetzt vor der Tür. Da sie keine Klingel fanden, hob Ben die Hand und klopfte laut. Eine Weile rührte sich nichts. Die Männer sahen einander an. Wieder hob Ben die Hand und klopfte.
Nun hörten sie im Haus das Geräusch eines Stuhles, der zurückgeschoben wurde. Dann näherten sich Schritte der Tür.
Ein junger Mann mit großen, müden Augen öffnete und sah die beiden Männer erstaunt an. Er war klein und auffallend mager. Sein Blick wanderte an den späten Besuchern auf und ab, und seine Augenbrauen hoben sich fragend, als er die Kleidung des Dicken sah.
»So habe ich mich doch nicht geirrt. Ich hatte geglaubt, ein Klopfen zu hören.«
»Mein Name ist Camden«, sagte Ben. »Dies ist Mr. Hendricks. Wir sind Kollegen von Jason McMurray. Leider hat es dort einige Schwierigkeiten gegeben, und darüber möchten wir mit Ihnen sprechen.«
»Um zwei Uhr nachts? Um Himmels willen, dann muss es sehr wichtig sein. Bitte, kommen Sie doch herein.«
»Es ist sehr wichtig«, versicherte Carl mit seiner sonoren Stimme, die sehr erregt klang.
Der junge Mann trat zur Seite und ließ seine nächtlichen Besucher eintreten. Dann ging er ihnen voran und führte sie in ein kleines Wohnzimmer, in dem eine junge Frau in einem Schaukelstuhl saß. Sie war blond, sehr schmal und so klein wie ihr Mann.
»Dies ist meine Frau, Mrs. Collins«, stellte der junge Mann vor. Demnach musste er der Pfarrer sein. Ziemlich jung, dachte Ben, hoffentlich kann er uns helfen.
»Das ist Mr. Camden und dies Mr. Hendricks«, machte er nun die Herren mit seiner Frau bekannt. Die junge Frau gab keinen Laut von sich, sondern sah die beiden fremden Männer nur beunruhigt an.
»Bitte entschuldigen Sie, Mrs. Collins«, begann Hendricks, wobei er sich höflich verbeugte. »Wir sind uns im Klaren, dass man zu dieser ungewöhnlichen Zeit nicht einmal einen Pfarrer besuchen darf. Aber wie Sie sehen, wurde ich selbst aus dem Bett geholt«, sagte er lachend und wies auf seine Pyjamahose.
»Bitte, nehmen Sie Platz«, bat der Pfarrer und deutete auf eine einfache, aber geschmackvolle Sitzgruppe.
»Die McMurrays sind nicht in unserer Kirche, das wissen Sie sicher?« fragte er, als alle sich gesetzt hatten.
»Das ist höchst ungewöhnlich«, sagte nun Mrs. Collins. Sie hatte eine kindlich hohe Stimme.
»Ja, das ist es, und wir können nur immer wieder um Entschuldigung bitten«, antwortete Ben.
»Ach nein, das habe ich nicht gemeint. Ich wollte sagen, wir sind im Allgemeinen um diese Zeit nicht auf, aber wir hatten heute das Gefühl, als ob wir noch nicht schlafen gehen könnten. Nicht wahr, Mathew, wir waren unruhig.«
»Ja«, erwiderte der Pfarrer, »das ist wirklich seltsam. Wir waren nicht müde und hatten das Gefühl, als müssten wir noch etwas tun.«
»Gestern dagegen waren wir so müde, dass wir ganz früh schlafen gegangen sind.« Sie lachte. Auf Carl machte sie den Eindruck eines Vögelchens. Sie war so zerbrechlich und klein, dass es ihn rührte.
»Gestern war ich bei den McMurrays eingeladen«, sagte Ben. »Sie haben ihr Haus mit einem Schloss und einer Kette gesichert. Ein Mann belauerte sie, als wir ankamen, und verschwand dann im Gebüsch. Er rauchte eine Zigarre.«
»Siehst du, Mathew?« rief Mrs. Collins aufgeregt.
Der Pfarrer schwieg.
Ben erklärte nun, weshalb sie gekommen waren.
»Heute Abend verfiel Jason in einen unnatürlichen tiefen Schlaf, aus dem ihn weder seine Frau noch ich wecken konnten. Wissen Sie Bescheid über die Schwierigkeiten, die die Familie mit den Brüdern Emerly hat?«
»Ach, das ist aber alles sehr beunruhigend. Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, dass Harry Emerly die beiden irgendwie belauert oder bedroht. Das ist einfach undenkbar.«
»Ich bin
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