010 - Satansmesse
überzeugt, dass Sie selbst von Emerly und seinen Freunden in der vorigen Nacht in tiefen Schlaf versetzt wurden. Diese Leute brauchen oder vielmehr missbrauchen Ihre Kirche zu einem sehr unchristlichen Zweck, Herr Pfarrer.«
»Die Kirche? Aber ich bitte Sie, wozu soll ein Mensch die Kirche benutzen? Sie ist alt, nicht sehr gepflegt und eiskalt um diese Jahreszeit.«
In diesem Augenblick unterbrach Carl ihn.
»Mr. Collins, können Sie mir bitte sagen, wie alt diese Kirche ist?«
»Nun ja, sie ist sehr alt, soweit ich weiß. Sie ist eine der ältesten Kirchen hier in der Gegend.«
»Glauben Sie an Dämonen?« fragte Ben ruhig.
»Ich wusste es doch«, rief Mrs. Collins aus und sprang auf. Sie lief zum Fenster und sah aufgeregt hinaus.
»Das Licht brennt immer noch bei Mrs. Sweene. Es brennt seit gestern Abend. Ich wusste, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist. Ich spüre schon die ganze Zeit, dass etwas Fremdes hier um uns ist.«
»Was ist mit Mrs. Sweene, Mrs. Collins?«
»Ich weiß eigentlich gar nichts. Ich habe nur ein so seltsames Gefühl. Seit gestern habe ich Mrs. Sweene nicht an ihrem Fenster gesehen, und heute brennt dort die ganze Nacht das Licht …«
Mrs. Collins hatte ihr Gesicht an die Scheibe gepresst und starrte in die Dunkelheit.
»Ist Mrs. Sweene mit Mrs. Emerly befreundet?«
»Im Gegenteil, sie hassen und verachten einander.« Nun drehte sie sich um und sah Ben ängstlich an. Sie schien zu spüren, dass er einen besonderen Grund für seine Fragen hatte.
»Patricia, du lenkst uns ab. Wir werden nachher nach Mrs. Sweene sehen.«
»Ich würde vorschlagen, es bald zu tun. Denn ich könnte mir denken, dass Mrs. Sweene genau wie Jason ein schweres Schlafmittel bekommen hat. Er jedenfalls schläft bestimmt immer noch fest.« Ben sprach leise, aber bestimmt.
»Das würde ja bedeuten, dass sie halb vergiftet worden wäre«, meinte der Pfarrer ungläubig.
»Ach, die arme Frau, sie ist doch schon so alt«, jammerte Mrs. Collins leise.
»Ich mache Ihnen einen Vorschlag, Herr Pfarrer«, sagte nun Carl und richtete sich zu seiner imponierenden Größe auf. »Wir sehen sofort nach, wie es Mrs Sweene geht. Ich nehme an, dass die alte Frau gestern genauso in tiefen Schlaf versetzt worden ist wie Sie und Ihre Frau. Hoffentlich hat sie es überlebt. Wenn sich herausstellt, dass wir recht haben, erlauben Sie uns, Ihre Kirche genau anzusehen.«
»Das kommt gar nicht in Frage. Um diese Zeit, mitten in der Nacht, störe ich Mrs. Sweene nicht aus ihrer Ruhe auf.« Der Pfarrer sah Carl an, als sei er nicht ganz bei Sinnen. Die beiden Männer wurden dem kleinen Pfarrer immer unheimlicher.
»Aber Mathew, das Licht brennt doch noch. Es brennt nie so spät bei ihr. Da stimmt etwas nicht. Wir können doch hinüber gehen und leise klopfen.«
»Also gut, wenn alle es wollen, habe ich nichts dagegen. Aber du bleibst hier, Patricia, und schließt die Tür.«
»Nein, ich komme mit. Vielleicht werde ich gebraucht«, wehrte die Pfarrersfrau ab und lief, die Mäntel zu holen.
Gleich darauf gingen die vier über den Kirchplatz. Der Wind blies wieder eisig durch die Straßen, und da die beiden jungen Menschen in der Eile vergessen hatten, die Haustür fest zu schließen, musste der Pfarrer zurücklaufen, und sie fest zumachen.
Die anderen waren weitergegangen und standen jetzt vor einem kleinen roten Haus mit tief heruntergezogenem Dach. An der Rückseite lehnte sich ein Schuppen an die Hinterwand des Hauses. Im Erdgeschoß brannte eine Lampe und erhellte ein kleines Fenster.
Als Ben über den Platz ging, sah er am Straßenrand einen Lieferwagen stehen, der vorher nicht da gewesen war. Er war blau und hatte verbogene Stoßstangen. Ben glaubte sich zu erinnern, diesen Wagen gestern auf dem Parkplatz des »Krähennestes« gesehen zu haben.
Als sie bei dem roten Häuschen angelangt waren, stieg Ben die wenigen Holzstufen hinauf, die zu einer kleinen Veranda führten, und trat an die Haustür. Die anderen blieben unten stehen.
Ben klopfte kräftig an die Tür. Nichts rührte sich. Er klopfte noch einmal, diesmal stärker.
»Wir werden sie aufwecken«, jammerte der Pfarrer.
Im Haus war kein Geräusch zu hören.
»Nun, ich hoffe, Sie sind jetzt zufrieden«, sagte der Pfarrer nach einer Weile. »Wir können hier nicht die ganze Nacht stehen. Wenn wir etwas für die McMurrays tun können, dann sagen Sie es uns bitte. Wir werden uns mehr um sie kümmern. Aber jetzt wollen wir bitte ins Pfarrhaus zurückgehen, ehe der
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