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0101 - Der Weltraum-Tramp

Titel: 0101 - Der Weltraum-Tramp Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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warnte sein Gegenüber, niemand anderer als der Chef der Firma selbst, Kapitän a. D. Richard Flexner. „Man soll niemals übereilt handeln. Schließlich untersteht das Institut der solaren Administration. Wir müssen das berücksichtigen."
    „Berücksichtigen ... pah! Wir sind eine private Handelsgesellschaft mit sechs eigenen Fracht-Raumern. Was gibt es da umzuschulen? Sollen wir vielleicht künftig im Auftrag der Regierung handeln? Das hätte uns noch gerade gefehlt. Die würden sich wundern, was wir so manchmal in unseren Ladeluken versteckt haben ..."
    „Sei vorsichtig!" flüsterte Flexner erschrocken und sah sich um, als wolle er einen unsichtbaren Lauscher entdecken. „Nicht so laut!
    Du brüllst, daß man es bis Terrania hören kann."
    „Von mir aus sollen sie es bis Arkon hören!" tobte Captain Graybound unbeherrscht und strich sich durch den verfilzten Rotbart, der sein Gesicht nicht gerade verschönerte. Seine Knollennase vibrierte und wurde zum Gradmesser seiner Erregung. Die sonst schlaff herabhängenden Hamsterbacken wirkten plötzlich straff und angespannt. Ein sicheres Anzeichen dafür, daß die Wut ihres Besitzers auf dem Höhepunkt angelangt war „Wer heutzutage nicht schmuggelt, ist selber schuld." Flexner war blaß geworden. „Du bist jetzt sofort ruhig, Sammy! Willst du uns alle in Gefahr bringen? Wir haben zwar nicht den besten, aber immerhin einen Namen zu verlieren. Du bist mein Teilhaber, wenigstens was die Aktien angeht, die im Besitz deines hochverehrten Schwiegerpapas sind. Also schädigst du auch ihn und dich, wenn du den Mund zu weit aufreißt."
    Graybound schnappte nach Luft, wollte etwas entgegnen, als er hinter sich Schritte auf dem Gang vernahm. Er schluckte erschrocken, drehte sich um und starrte wie gebannt auf die altmodische Türklinke, die sich zu bewegen begann.
    Auch Flexner war erschrocken. Ein Besucher? Hoffentlich hatte der nicht ein Wort zuviel gehört.
    Aber dann atmete Flexner erleichtert auf, als er Ludmilla Graybounds zierliche Figur erkannte. Sie trat ins Zimmer, schloß die Tür hinter sich und stemmte die Hände in die Hüften. „Was gibt's hier zu brüllen?" wollte sie wissen und sah ihren Gatten herausfordernd an. „Los! Raus mit der Sprache!"
    Samuel Graybound war zweiundfünfzig Jahre alt, Ludmilla offensichtlich erst zwanzig. Zwar hatte sie die biologische Jungerhaltung seit der Hochzeit aufgegeben, aber der Unterschied zwischen den beiden Partnern mußte jedem Betrachter schon rein optisch auffallen. Vor, nichts in der Welt hatte der alte Kapitän Respekt oder gar Angst. Keine Gefahr konnte ihn abschrecken, seinen Willen durchzusetzen. Er hätte dem Teufel persönlich einzeln die Haare ausgerissen, wenn man es von ihm verlangt hätte, und wenn er gewußt hätte, wo er den Teufel finden konnte.
    Aber vor seiner kleinen Frau kapitulierte er bedingungslos.
    „Aber Schätzchen", flötete er liebevoll und zeigte auf einen Sessel. „Willst du nicht erst Platz nehmen? Wir halten gerade eine der routinemäßigen Besprechungen ab ..."
    „Wie oft habe ich dir schon gesagt, daß du mich nicht anlügen sollst!" entgegnete sie scharf und stieß seine Hand zurück. „Ich kann mich schon allein setzen, laß nur!" Sie versank in dem Sessel. „Seit wann gehören mein Vater und Schmuggel zu den Routinebesprechungen?"
    „Wir sollten schalldichte Wände einbauen", murmelte Graybound erschüttert und zog sich einen Stuhl heran. Als er sich darauf niederließ und dem schwachen Holz sein Gewicht anvertraute, gab Flexner heimlich ein Stoßgebet von sich. Er bangte um seine Möbel. Graybound war nämlich untersetzt und kräftig gebaut und besaß einen faßähnlichen Schmerbauch. Aber der Stuhl hielt.
    „Wer schmuggelt?" wollte Ludmilla wissen. Ihre Augen sprühten.
    Graybound duckte sich unwillkürlich.
    „Wir sprachen nur allgemein darüber", machte Flexner den Versuch, die Situation zu retten. „Was viel wichtiger ist, meine Liebe, Ihr Gatte hat eine Vorladung erhalten ..."
    „Vor Gericht?" Ludmilla war zutiefst erschrocken.
    „Nein, zum Institut für Kosmonautische Umschulung. Das Schriftstück wurde heute früh gebracht. Wie Sie sicherlich wissen, sollte Ihr Mann heute mit der LIZARD zum Tuglan-System starten."
    „Ja, ich weiß. Kinderspielzeug und Teddybären für die kleinen Tuglaner. Hat er mir erzählt."
    „Das stimmt auch, liebe Frau Graybound. Ganz besonders Teddybären. Die werden dort hoch geschätzt und gut bezahlt."
    Flexner lächelte unverbindlich.

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