0102 - Der Satan mischt die Karten
Methode zu simpel vor. Ich konnte mir nicht vorstellen, daß ein so ausgekochter Junge wie Morgan nicht damit rechnete, daß einer der Angeheuerten ihn verpfeifen könnte. Aber ich ging darauf ein.
»In Ordnung, Pedro. Ich warte also auf deinen Anruf.«
Er stand auf und warf ein paar Münzen für seinen Drink auf den Tisch.
»Wir sehen uns also in Kürze wieder, G-man. Ich hoffe, du vergißt unsere Abmachung nicht.«
Er verließ die Milchbar.
Noch vom Lokal aus rief ich Mr. High, den Chef an. Wir verabredeten uns für zehn Minuten später im Büro.
Als ich ankam, hatte der Chef schon eine der großen Panoramakarten aus dem Archiv kommen lassen. Sie zeigte einen Ausschnitt der River-Side, und zwar die Gegend zwischen dem 40. und 50. Pier. Pesto hatte mir die Adresse seines Hotels genannt. Es lag in der Nähe des Miller-Highways.
»Ich habe Modest und Talk bestellt«, sagte der Chef. »Ich denke, sie sind sehr geeignet für diesen Job. Talks Gesicht allein läßt schon keinen Verdacht aufkommen.« Er lachte.
Mein lieber Kollege Henry Talk war nun einmal von der Natur mit einem Gesicht bedacht worden, das einem besonders brutalen Film-Gangster wunderbar gestanden hätte.
High und ich studierten die Karte.
»Wieviel Leute können wir sonst noch in der Umgebung unterbringen?«
»Höchstens zwei oder drei, wenn wir sie in Uniformen der Zollbehörde stecken. Zöllner sind die einzigen Uniformierten, die dort keinen Verdacht erregen.«
Es klopfte. Die G-men James Modest und Henry Talk traten ein. Wir begrüßten uns.
»Setzt euch, Jungens«, sagte Mr. High. »Jerry hat eine Information gebracht, die sehr wichtig sein kann. Es handelt sich um John Morgan. Wir rechnen damit, daß er in den nächsten Tagen in einem Hotel am 48. Pier auf taucht. Jerry kann den Beobachtungsposten nicht übernehmen. Morgan kennt ihn zu gut. Ich habe euch ausgesucht. In dem Hotel hausen nur dunkle Gestalten. Seht zu, daß ihr nicht auffallt.«
Er setzte ihnen den ganzen Fall auseinander und sagte ihnen, was sie zu tun hatten. Wenn Morgan kam, so sollten sie ihn stoppen, und sie sollten nicht zögern, von der Waffe Gebrauch zu machen.
»Es ist völlig unwahrscheinlich, daß er sich ergibt, wenn er angerufen wird«, erklärte Mr. High mit Nachdruck. »Zögert keine Sekunde. Ihr müßt ihn anrufen. Daran führt kein Weg vorbei. Aber wenn er nicht sofort die Arme hochnimmt, schießt!«
»Hören Sie, Chef«, mischte ich mich ein. »Man sollte versuchen, Morgan lebendig zu fassen, damit er vor den Richter gestellt werden kann.«
Mr. High sah mich an. Ich glaube, er fühlte, was ich dachte, und er verstand es auch. Wahrscheinlich teilte er sogar meine Meinung.
»Ich muß an das Leben meiner Leute denken, Jerry«, sagte er. »Das geht vor.«
Damit hatte er natürlich recht, aber zufrieden war ich trotzdem nicht. Modest schoß ausgesprochen gut, und auch Talk war nicht schlecht. Wenn sie Morgan überraschen konnten, blieb ihm kaum eine Chance. Es paßte mir nicht, daß meine persönliche Rechnung mit dem Teufel durch andere beglichen werden sollte, aber beim FBI regiert die Vernunft und die nüchterne Überlegung. Für persönliche Gefühle war kein Platz. Ich kam für das Hotel nicht in Frage. Also mußten andere, in diesem Falle Modest und Talk, die Arbeit übernehmen.
Mr. High besprach mit den Kollegen jede Einzelheit. Noch in der gleichen Nacht erhielten sie von der Dokumentenabteilung Papiere, die sie zu schweren Jungen stempelte mit langen Vorstraf enregistem.
Talk würde morgen in aller Frühe ein Zimmer mieten, während Modest erst am Abend dort eintreffen sollte. Jeder von ihnen würde einen Koffer mitbringen, in dem sich eine gute geölte Maschinenpistole befand, und daß sie außerdem neutrale Pistolen mitnahmen, war selbstverständlich.
Für mich blieb nichts anderes zu tun übrig, als am nächsten Morgen einen Brief entgegenzunehmen, der mir ankündigte, daß ich nur noch fünf Tage zu leben hätte.
Der Tag darauf war ein Sonntag. Ich stand schon schlecht gelaunt auf und rief in der Zentrale an.
Von Modest und Talk lagen nur nichtssagende Meldungen vor. Alles in Ordnung. Bisher nichts Besonderes. Pesto noch im Hotel. Für mich war wieder ein Brief eingegangen.
»Einer der üblichen Briefe«, sagte der Kollege vom Dienst.
»Öffne ihn!«
Ich hörte das Rascheln des Papieres. Dann sagte er lakonisch:
»Vier Tage!«
»Wirf den Wisch weg«, antwortete ich und hing ein.
Nach dem Frühstück rief ich Phil an.
»Was
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