0102 - Der Satan mischt die Karten
Morgen einen Gruß zu senden und die Post zu bereichern. Er kam hinunter bis auf den siebten Tag. Andiesem Tag flogen die Engländer ab. Phil und ich brachten sie zum Flughafen.
Schon unter dem Lärm der Motoren reichte mir Mr. Smith die Hand, lächelte, wahrscheinlich zum erstenmal seit unserer Bekanntschaft, und sagte:
»Alles Gute, Mr. Cotton. Ich hoffe, daß Sie mit dieser Briefangelegenheit glatt fertig werden.«
Ich war völlig überrascht. Außer zu Phil hatte ich zu niemandem etwas über Morgans Drohungen gesagt. Smith war allerdings einige Male im Büro gewesen, während ich die Morgenpost durchsah.
»Hallo, woher wissen Sie?« rief ich.
Smith klopfte seine Pfeife aus, lächelte tiefer und nuschelte: »Ich bin schließlich beim Yard.«
Sprach’s, klopfte mir die Schulter und marschierte auf sein Flugzeug zu. Vom Gangway aus winkte er noch einmal.
Smiths wenige Worte machten tiefen Eindruck auf mich. Hatte ich mich durch Zeichen von Nervosität verraten, einer Nervosität, von der ich selbst nichts zu spüren glaubte?
Brachte es Morgan mit seinen albernen Briefen fertig, mich unsicher zu machen, wenn es auch nur eine Unsicherheit war, die so tief saß, daß ich selbst nichts von ihr merkte, die aber dem scharfen Auge eines alten Kriminalisten nicht entging?
Ich schüttelte diese Gedanken ab. Ich hatte jede Möglichkeit, mich vor einem Angriff zu schützen. Der Chef, Mr. High, hätte mir zwei Dutzend G-men zur täglichen und nächtlichen Bewachung gegeben.
Aber ich wollte keine Leibwache. John Morgan sollte jede Chance haben, denn seine Chance war meine Chance.
Wer den Teufel am Schwanze packen will, muß ihn nahe genug an sich heranlassen. Am anderen Morgen kam der Brief, der mir ankündigte, daß es nur noch sechs Tage bis zu meinem Ende seien.
Ich fuhr an diesem Abend mit meinem Jaguar nach Hause. Ich stellte ihn am Straßenrand ab, stieg aus und ging über den Bürgersteig auf die Haustür zu. Auf halber Strecke kreuzte ein Mann meinen Weg so nahe, daß wir uns streiften. Sein Gesicht tauchte wie ein heller Fleck aus der Dunkelheit auf.
»Wenn Sie etwas Wichtiges erfahren wollen«, zischte er, »dann folgen Sie mir.«
Schon war er drei Schritte weiter und ging die Straße hinunter. Ich ließ ihn einen Vorsprung von etwa zehn Yards gewinnen und folgte ihm.
Die Gegend, in der ich wohne, ist nicht von der Sorte, die sich für einen Überfall besonders eignet. Natürlich paßte ich scharf auf, aber solange der geheimnisvolle Bursche mich nicht in eine verdächtige Kante lotste, hatte ich keine Bedenken, mich auf das Abenteuer einzulassen.
Nach fünf Minuten steuerte er den Eingang einer Milchbar an. Ich kannte den Laden. Es war eine ganz harmlose Bude, in der sichdie Teenagers mit ihren Boyfriends trafen, Coca-Cola nuckelten und Eiscreme-Sodas löffelten.
Als ich eintrat, saß der Mann an einem Tisch neben dem Fenster. Links davon schmachteten ein Girl und ein Boy sich an, und rechts kicherten drei Mädchen über einen flachshaarigen Jungen, der schon vor Verlegenheit rote Ohren hatte.
Der Mann sah mir mit einem kleinen spöttischen Lächeln entgegen. Er war rund vierzig Jahre alt, trug einen schwarzen Schnurrbart und eine Hornbrille. Sein Anzug war von jener aufdringlichen Eleganz, für die Gangster der bescheidenen Sorte häufig eine Schwäche haben.
Erst als ich an dem Tisch Platz nahm, kam mir das Gesicht bekannt vor.
»Habe Sie schon einmal gesehen, mein Freund«, sagte ich.
»Durchaus möglich, Cotton«, antwortete er.
Der Keeper kam. Ich bestellte einen Milch-Drink, der andere einen Tomatensaft. Wir warteten schweigend, bis die Getränke vor uns standen.
»Also?« erkundigte ich mich. »Woher kennen wir uns?«
»Trevor, the Hot«, antwortete der Mann.
Mir ging ein Licht auf. Den »hitzigen Trevor« hatten wir vor sechs Jahren in Los Angeles gejagt und ihn schließlich zur Strecke gebracht, samt seiner Bande. Eigentlich war er nur ein kleiner Fall, und die Kollegen von Los Angeles hatten uns nur deswegen zur Hilfe gerufen, weil es Trevor gelungen war, sich die Personalkartei des dortigen FBI zu beschaffen. Daher kannte er alle G-men von Los Angeles.
»Du warst in Tevors Verein, aber ich weiß deinen Namen nicht mehr.«
»Pedro Pesto!«
»Ah, ich erinnere mich. Schon aus der Staatspension entlassen, Pedro?«
»Ich bekam nur zehn Jahre, G-man. Hatte schließlich nicht sehr viel auf dem Kerbholz.«
»Wie man es nimmt, Freund. Warst du nicht an den Messerstichen beteiligt, die
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