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0102 - Der Satan mischt die Karten

0102 - Der Satan mischt die Karten

Titel: 0102 - Der Satan mischt die Karten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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elektrischen Stuhl zu kommen. Deine Liste genügt.«
    Ich hörte ihn lachen.
    »Auf den Stuhl werdet ihr mich nie bringen, G-man. Bist du nicht neugierig, was ich mit den vierzigtausend Dollar machen will?«
    »Türmen«, antwortete ich verächtlich, »deine elende Haut in Sciherheit zu bringen, was sonst!«
    »Du irrst dich. Die vierzigtausend sind dazu bestimmt, dich zu erledigen, zu nichts anderem.«
    »Brauchst du einen Dollarberg dazu? Nimm ’ne Pistole, komm her und probiere es mit drei Kugeln zu je fünfzig Cents, aber bring keine unbeteiligten Leute um. Und wenn du zu feige bist, mir eine Chance zu lassen, dann lauere mir auf und versuche es auf die heimtückische Tour.«
    »Du möchtest schnell sterben, G-man?« fragte er höhnisch. »Ich will nicht, daß du schnell stirbst. Hör gut zu! Für die vierzigtausend Dollar heuere ich drei, vier oder fünf skrupellose Burschen an. Sie haben keine andere Aufgabe, als dich zu fassen und mir auszuliefern. Du und ich, wir werden uns dann allein irgendwo befinden, wo kein Mensch dein Schreien hören kann.«
    »Spar deinen Atem, John!« fuhr ich ihn an. »Du hast vorhin gesagt, wir würden dich nie schnappen. Jetzt höre du gut zu! Ich schwöre, daß ich dich schnappe.«
    Er brach in ein gellendes Lachen aus. Und mitten in seinem Gelächter legte er auf.
    Ich legte den Hörer in die Gabel zurück, stand auf und zündete mir eine Zigarette an. Mit großen Schritten wanderte ich im Zimmer auf und ab.
    Mußte ich Morgans Drohungen ernst nehmen? Wahrscheinlich. Er schien mich zu hassen, wie nur ein Wahnsinniger hassen kann, aber er war ein Verrückter, der — so blödsinnig das klingt — seine fünf Sinne voll beisammen hatte.
    Okay, John Morgan war also im Begriff, einen Verein zur Erledigung des G-man Jerry Cotton zu gründen. Vereinskapital: Vierzigtausend Dollar. Wenn der Verein seinen Zweck erfüllen sollte, dann mußte er mit mir Fühlung aufnehmen, eine heftige und unter Umständen schmerzhafte Fühlungnahme.
    Je früher John Morgan versuchte, mich zu erwischen, desto früher konnte ich ihn fassen.
    Ich glaubte jetzt nicht mehr, daß unsere Fahndung Erfolg haben würde. Es fällt uns ziemlich leicht, einen Mann zu erwischen, der New York verlassen will. Die Bahnhöfe, Flugplätze und die Anlegestege der Auslandschiffe lassen sich relativ leicht überwachen. Aber einen Menschen unter acht Millionen New Yorkern zu suchen, dafür trifft der berühmte Vergleich mit der Stecknadel und dem Heuhaufen zu. Und wenn dieser Mann, Schauspieler von Beruf, noch versteht, mit Perücken, Schminke und falschen Schnurrbärten umzugehen, dann verbessert er seine Chancen gewaltig.
    Ich ging zum Telefon und rief das 63. Revier an. Dooling war noch im Haus.
    »Was macht Ihr Gangster, Inspektor?« fragte ich, als er sich meldete.
    »Alles Schlechte, Cotton«, antwortete er mit Galgenhumor. »Er läßt sich nicht finden. Ich habe eine mäßige Beschreibung von ihm durch den Autoverleiher, und ich denke daran, eine Fahndung loszulassen.«
    »Nicht nötig«, sagte ich. »Die Fahndung läuft längst. Es war John Morgan.«
    ***
    Die Zeitungen brachten den Namen des Täters von der University-Avenue schon am nächsten Morgen. Irgendein findiger Reporter, wie sie immer auf den Polizeirevieren herumlungern, um die Neuigkeiten aus erster Hand mitzubekommen, mußte sehr feine Ohren gehabt haben.
    Aber obwohl nun der Name bekannt wurde, verblieb dem Gangster doch die Bezeichnung, die Dooling zuerst gebraucht hatte: der Teufel.
    Acht Tage lang schrien die Zeitungen: »Fangt den Teufel!«
    Dann gab es eine neue politische Krise, und der Torshire-Company-Überfall verschwand aus den Blättern.
    Noch einmal acht Tage später, während sich unsere Engländer langsam auf die Heimfahrt vorbereiteten, erhielt ich einen Brief.
    »Ich habe vier Leute gefunden, G-man. In zwei Wochen lebst du nicht mehr. John Morgan.«
    Der Brief kam nicht an meine Privatadresse, sondern ins Hauptquartier. Ich schickte ihn ins Laboratorium. Ergebnis: Fingerabdrücke von John Morgan. Was konnte ich damit schon anfangen? Daß der Teufel den Brief geschrieben hatte, bewies die Unterschrift besser als jeder Fingerabdruck.
    Am nächsten Morgen lag der gleiche Umschlag auf meinem Schreibtisch. Text des Briefes:
    »In dreizehn Tagen lebst du nicht mehr. John Morgan.«
    Am darauffolgenden Morgen das gleiche Spielchen.
    »In zwölf Tagen…«
    Ich grinste und warf den Wisch in den Papierkorb.
    John Morgan ließ es nicht, mir jeden

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