Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0102 - Der Satan mischt die Karten

0102 - Der Satan mischt die Karten

Titel: 0102 - Der Satan mischt die Karten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
Vom Netzwerk:
Pistole.
    Von hinten schlang ich beide Arme um seinen Leib, riß ihn zurück. Wieder rollten wir umeinander, aber nach der anderen Richtung. Jetzt war seine Lage besser. Er hatte die Knie noch angezogen. Er brachte die Füße gegen meine Brust und stieß zu. Ich wurde zurückgeschleudert, fiel gegen den umgeworfenen Tisch und dann auf den Rücken.
    Morgan stand schon und sprang auf den Schrank zu. Ich hetzte hoch wie ein angreifender Tiger, schnitt ihm in der letzten Sekunde den Weg ab.
    Es war wie ein Zusammenstoß, aber keiner kam von den Beinen. Der Teufel versuchte, mich mit einem Fausthieb aus dem Wege zu räumen. Der Schlag saß gut, aber ich wich keine Daumenbreite. Ich schlang meine Arme um seinen Nacken und preßte ihn an mich. Ich war besessen von dem Gedanken, ihn nicht wieder an die Waffe zu lassen.
    Er behielt die Fäuste frei, und wenn er auch nicht nach meinem Gesicht schlagen konnte, so konnte er doch wie im Infight meinen Körper bearbeiten.
    Seine Schläge schmerzten, als würden mir die Eingeweide zerrissen. Er merkte es, und schlug noch wilder zu.
    Endlich, nach fünf oder sechs Hieben begriff ich. Ich ließ ihn los, zog die Arme zurück und schlug beidhändig zu.
    Er war so versessen darauf, mich zu erledigen, daß er nicht an Deckung dachte. Er fing sich die beiden Haken voll ein. Er flog rückwärts und kam zum erstenmal von den Beinen.
    Ich wollte ihm nach, aber plötzlich übermannte mich der Schmerz. Ich krümmte mich. Die Atmung setzte aus.
    Ich weiß noch, daß ich in dieser Sekunde dachte: warum kommt Phil nicht? Er muß doch längst gesehen haben, daß der Junge aus dem Haus lief.
    Morgan war nicht groggy. Er schnellte wie ein Springteufel hoch und fiel mich an.
    Ich nahm die Arme hoch, deckte das Gesicht mit den Fäusten und den Körper mit den Ellbogen. Er hämmerte auf mich ein. Ich konnte nicht Zurückschlagen.
    Er dachte wohl, ich sei fertig (und so sehr unrecht hatte er damit nicht), denn zum erstenmal stieß er keuchend ein paar Worte heraus:
    »Ich schicke dich doch noch zur Hölle, G-man!«
    Vielleicht sah es so aus, als würde er mich schaffen, weil ich mich vollpumpen ließ, ohne mich zu wehren. Aber fast alles, was er mir schickte, prallte gegen die Deckung und tat ihm wahrscheinlich weher als mir. Ich erholte mich. Der Schmerz im Leib ließ nach. Die Luft strömte freier nach meiner Kehle.
    Und dann kam der Augenblick, in dem ich Zurückschlagen konnte. Mit zwei mächtigen Hieben verschaffte ich mir Luft. Sie trafen Morgan nicht voll, aber sie bewirkten doch, daß er zurückgeworfen wurde.
    Wir standen uns Auge in Auge auf zwei Schritte Abstand gegenüber.
    Glomm schon so etwas wie Angst in seinen Augen?
    »Ich habe dir den elektrischen Stuhl versprochen, John Morgan«, sagte ich leise. »Du wirst auf ihm sitzen.«
    »Du blutest, G-man«, antwortete er. »Die Kugeln haben dich angekratzt, ich halte länger durch als du.«
    Er griff an. Der Haß machte ihn stark, aber sein Kopf blieb trotzdem kalt. Er griff nicht blind an, sondern überlegt. Er traf mich, aber ich traf auch ihn, und was wir uns gegenseitig verpaßten, war mehr oder weniger gleichwertig.
    Wieder wurde mir der Atem knapp. Ich paßte die Gelegenheit ab und schlug ihn mir mit einem Haken vom Hals. Aber jetzt achtete ich nicht auf das Hämmern meines Herzens gegen meine Rippen und nicht auf die wilden Stiche in meiner Brust. Ich ging ihm nach, und bevor er wieder in Verteidigungsstellung war, holte ich ihn mit einem Schwinger gegen sein Kinn von den Füßen.
    Er taumelte rückwärts, fiel gegen die Pritsche und rollte von da herunter. Auf beide Hände gestützt blieb er einen Augenblick lang liegen und starrte mich aus Augen an, die jetzt blutunterlaufen waren.
    Nur einen Schritt von ihm entfernt, stand ein Stuhl. Er sah ihn, sprang auf, packte die Lehne und riß ihn hoch.
    »Jetzt schlage ich dir den Schädel ein«, keuchte er. Es klang wie das wütende Heulen eines Tieres.
    Ich wich langsam vor ihm zurück. Wieder zuckte der Gedanke durch mein Gehirn: Warum kommt Phil nicht?
    Ich warf einen Blick zur Tür, den ersten seit dem Beginn des Kampfes. Ein tiefer Schreck lähmte mich. An der Tür stand der kleine Gianni, steif wie ein Pfahl, den Blick auf uns gerichtet.
    »Gianni!« schrie ich. »Lauf doch, um Himmels willen! Unten ist die Polizei, hole sie! Gianni!«
    Morgan war heran und schmetterte den Stuhl gegen mich. Unter Aufbietung aller Kräfte wich ich zur Seite. Meine Glieder waren schwer, und meine

Weitere Kostenlose Bücher