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0102 - Der Satan mischt die Karten

0102 - Der Satan mischt die Karten

Titel: 0102 - Der Satan mischt die Karten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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schrie der Junge.
    »Na schön«, sagte Morgan. »Paß auf, Gianni! Ich brauche dich für einen bestimmten Zweck. Was es ist, braucht dich nicht zu kümmern. Wenn die Sache erledigt ist, werden wir sehen, was mit dir wird. Also sei vernünftig und halte dich ruhig. Dann geschieht dir nichts.« Er starrte den Jungen an, murmelte »vielleicht« und ging auf den Schrank zu.
    Er nahm zwei Büchsen mit Fleisch aus dem Schrank, öffnete beide und gab eine Gianni.
    Er setzte sich an den Tisch und aß aus seiner Büchse. Der Junge blieb in der Ecke, sah den Mann unverwandt an. Er hielt die Büchse in der Hand, aber er aß nicht.
    ***
    Vierundzwanzig Stunden hörte ich nichts von Morgan. Ich saß in meinem Zimmer und starrte das Telefon an, als könnte ich den Anruf herbeiwünschen. Vor meiner Wohnung standen zwei G-men, High hatte sie dorthin gestellt, und alle meine Proteste waren vergeblich geblieben.
    Um zehn Uhr rasselte das Telefon. Jetzt war es achtundvierzig Stunden her, daß John Morgan den alten Treyton ermordet hatte.
    »Cotton«, sagte ich, den Hörer am Ohr.
    »Das ist das letzte Mal, daß ich mit dir telefoniere«, hörte ich die Stimme des ›Teufels‹. »Das nächste Gespräch werden wir Auge in Auge miteinander führen, wenn du kein Feigling bist, G-man.«
    »Spare dein Gequatsche!« schrie ich. »Raus mit der Teufelei, wenn du eine ausgeheckt hast.«
    »Ja, ich habe eine hübsche Teufelei ausgeheckt, eine so schöne Sache, daß ich geradezu stolz darauf bin. Ich manövriere dich in eine Situation, in der dir nur noch zwei Möglichkeiten bleiben: entweder dir wird speiübel, wenn du dich im Spiegel siehst, oder du wirst nie mehr in deinem Leben in einen Spiegel blicken können.«
    Ich verstand ihn nicht.
    »Kapierst du nicht, G-man?« fragte er. »Nein«, antwortete ich rauh.
    »Noch nichts von einer Kindesentführung im Italienviertel gehört?«
    »Nein.«
    »Typisch! Wenn das Söhnchen reicher Eltern gekidnappt wird, dann geben die Zeitungen Extrablätter heraus, und die Cops erscheinen in Kompaniestärke, um sich darum zu kümmern. Aber wenn ein kleiner, armer Italienerjunge verschwindet, dann kräht kein Hahn danach.«
    Ich fühlte, wie mir ein Schauer über den Rücken lief.
    »Sprich deutlicher.«
    »Gestern abend wurde ein achtjähriger Junge von einem Mann entführt. Der Junge heißt Gianni Fabricio. Seine Eltern, falls er irgendwelche hat, wohnen im ›Little Italy‹. Für den Fall, daß du es noch nicht kapiert hast, G-man, säge ich es dir ganz deutlich. Der Junge befindet sich in meiner Gewalt.«
    Mein Unterbewußtsein ahnte schon, was er mit dieser Kindesentführung beabsichtigte, aber mein Gehirn wollte die neue ungeheuerliche Tat des ›Teufels‹ nicht begreifen. Ich fragte:
    »Was willst du mit dem Jungen, Morgan?«
    »Dich«, antwortete er hart. »Der Junge interessiert mich nicht. Er ist nur das Mittel zum Zweck. Und nun paß auf, G-man! Wenn du nicht bis morgen abend bei Einbruch der Dunkelheit an einem bestimmten Ort bist, dann bringe ich den Jungen um.«
    »Satan«, knirschte ich zwischen den Zähnen. »Verdammter Teufel.«
    Er lachte hart.
    »Vielen Dank für die Schmeichelei. Ich bin gespannt, ob du kommst, oder ob du es vorziehst, dein Leben lang mit dem Gedanken herumzulaufen, daß ein Boy von acht Jahren an deiner Stelle gestorben ist. Ich traue es dir glatt zu, im Grunde genommen seid ihr G-men feige wie die Kröten.«
    »Wohin soll ich kommen, Morgan?« fragte ich tonlos.
    Wieder lachte er.
    »Das sage ich dir morgen früh, sobald es hell geworden ist. Ich möchte nicht, daß du und deine Leute versuchen, mich nachts zu überraschen. Die Chancen sind zwar auch in diesem Fall gering, aber besser ist besser. Vom Augenblick meines Anrufes an hast du noch Zeit bis zum Einbruch der Dunkelheit.«
    Es gab nichts mehr zu sagen. Ich zweifelte nicht daran, daß John Morgan die Wahrheit sagte. Ich zweifelte auch nicht daran, daß er seine Drohung verwirklichen würde.
    Ich hielt den Hörer in der Hand, als er längst aufgelegt hatte. Erst Minuten später drückte ich die Gabel nieder, ließ sie wieder hochschnellen und wählte die Nummer der Vermißtenabteilung der Polizeizentrale.
    »Cotton vom FBI«, sagte ich, als die Abteilung sich meldete. »Haben Sie eine Vermißtenmeldung über einen achtjährigen Jungen mit Namen Gianni Fabricio?«
    »Einen Augenblick bitte«, antwortete die kühle Stimme des Beamten.
    Ich hörte, wie er mit Papier hantierte. Ein paar Minuten vergingen, dann

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