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0102 - Der Satan mischt die Karten

0102 - Der Satan mischt die Karten

Titel: 0102 - Der Satan mischt die Karten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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meldete sich der Mann wieder.
    »Gianni Fabricio«, las er vor, »acht Jahre alt, wohnhaft bei seiner Mutter Trecia Fabricio, 14. Straße…«
    »Schon gut«, unterbrach ich. »Seit wann ist der Junge verschwunden?«
    »Die Meldung wurde beim zuständigen Revier gegen elf Uhr abends aufgegeben.«
    Ich reagierte nicht. Der Beamte fragte:
    »Hallo, Sir, sind Sie noch da?«
    »Ja«, antwortete ich schwer. »Es ist gut. Ich danke Ihnen!«
    Und bevor ich einhängen konnte, sagte der Mann von der Vermißtenzentrale aus unerklärlichen Gründen:
    »Der Vater des Jungen ist vor zwei Jahren verstorben. Die Mutter steht allein, und es ist ihr einziger Sohn.«
    Ich legte auf. Ein paar Minuten lang saß ich im Sessel, stand dann auf und ging im Zimmer auf und ab.
    Es war sinnlos, nach einem Ausweg zu suchen. Wieder ging ich zum Telefon. Ich wählte die Privatnummer von Mr. High.
    »Ich muß Sie sprechen, Chef«, sagte ich. »Der ›Teufel‹ hat angerufen. Es hat sich Entscheidendes ereignet.«
    Mr. High fragte nicht. Er sagte nur:
    »In einer Viertelstunde in meinem Büro, Jerry!«
    Ich rief Phil an.
    »Komm in das Büro des Chefs.«
    Auch der Freund fragte nicht. Er antwortete nur ein »Okay.«
    ***
    Tiefes Schweigen hing in dem Raum, als ich mit knappen Worten das Telefongespräch mit John Morgan berichtet hatte. Das Schweigen dauerte Minuten. Phil brach es mit einem geknirschten »Verdammt«.
    Mr. High sah kühl wie immer vor sich hin.
    »Besteht irgendein Zweifel, daß der ›Teufel‹ seine Drohung verwirklicht?«
    »Kein Zweifel«, sagte ich.
    »Sind Sie sicher, Jerry? Bedenken Sie folgendes: Morgan wird Ihnen morgen seinen Aufenthaltsort nennen. Es werden Ihnen und uns sechs, acht, vielleicht sogar zehn Stunden Zeit bleiben, Gegenmaßnahmen zu treffen. Solange der Junge lebt, kann er ihm als Geisel dienen und dadurch sein eigenes Leben schützen. Sobald er ihn getötet hat, verliert er den letzten Schutz.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Morgan wird den Jungen töten, sobald es dunkel wird. Vielleicht hofft er, sich bei Dunkelheit durchschlagen zu können. Wahrscheinlicher ist, daß er einfach nicht danach fragt, ob er selbst davonkommen kann oder nicht. Ihm genügt es, mich vernichtet zu haben. Am Anfang war er scharf darauf, mich körperlich zu erledigen. Jetzt hat er erkannt, daß er mich viel schwerer treffen kann, wenn er mich moralisch tötet. Es gibt keinen anderen Ausweg. Wenn er mir seinen Aufenthaltsort nennt, werde ich hingehen.«
    »Kommt überhaupt nicht in Frage!« rief Phil heftig.
    Ich wandte dem Freund den Kopf zu.
    »Wir werden eine Möglichkeit finden, sobald er dir gesagt hat, wo er sich mit dem Jungen aufhält«, erklärte er hitzig. »Wir werden ihn abfangen, oder wir werden ihn so rasch erledigen, daß er keine Möglichkeit hat, dem Boy auch nur die Haut zu ritzen.«
    »Unterschätze Morgan nicht, Phil. Ich bin sicher, daß er sich sein Versteck so ausgesucht hat, daß wir einfach nicht an ihn heran können, ohne entdeckt zu werden. Und jeden Versuch, ihn zu hintergehen, wird er sofort mit dem Tod dieses Gianni beantworten.«
    Mr. High klopfte mit dem Bleistift auf den Tisch.
    »Vielleicht gibt es doch eine Möglich- -keit«, sagte er langsam. »John Morgan wird Sie, Jerry, morgen anrufen. Ich hoffe, daß er es sehr früh tut. Wenn wir noch heute nacht Ihre Telefonleitung anzapf en, können wir während des Gesprächs seinen Standort feststellen.«
    »Chef, glauben Sie wirklich, daß die kurze Spanne eines Telefonanrufes genügt, um ihm ein paar Cop-Streifen auf den Hals zu hetzen. Dann hätten wir diesen Trick schon früher versuchen können.«
    »Ich glaube nicht, daß wir genug Streifenwagen an die Stelle dirigieren können. Und selbst wenn es gelingen sollte, wäre es noch nicht sicher, daß Morgan nicht doch noch entkäme. Ich habe eine andere Hoffnung. — Der ›Teufel‹ wird Ihnen sagen, wohin Sie kommen sollen. Ich glaube, daß dieser Ort identisch mit dem Platz ist, an dem der Junge festgehalten wird. Wenn sich herausstellen sollte, daß die Stelle, von der aus Morgan telefoniert, und der Platz, den er Ihnen nennt, Jerry, einigermaßen weit genug auseinanderliegen, dann könnten wir versuchen, vor ihm dort zu sein, den Jungen zu befreien, und Morgan: wäre gewissermaßen waffenlos.«
    »Großartig!« rief Phil.
    Ich antwortete nicht sofort. Ich dachte die Gedanken des Chefs sorgfältig nach, bevor ich antwortete:
    »Es wäre eine Möglichkeit. Ich bin einverstanden, Mr. High, aber nur

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