0103 - Asmodinas Todesengel
einem satten Blau, und ein Tuch von Hermes flatterte um ihren schlanken Hals.
Jeder, der die Frau sah, hätte sie für ein schickes, modernes Girl gehalten, aber nicht für das, was sie in Wirklichkeit war.
Eine Unternehmerin der Top-Klasse.
Sie hatte von ihrem Vater einen Konzern geerbt, der zu den größten der Insel gehörte.
Es war das King-Imperium.
Denn die junge Frau war keine andere als Damona King, die Bezwingerin der Finsternis. Eine Weiße Hexe, die ihrer Mutter am Sterbebett versprochen hatte, das Böse zu bekämpfen.
Und das war der eigentliche Sinn ihres Lebens. Nicht die Führung des Konzerns, die lag in den Händen ausgezeichneter Manager. Damona King hatte die Zeit, sich ihrer eigentlichen Aufgabe zu widmen. Und das tat sie mit Hingabe.
Sie kaufte auch in ihrer knappen Freizeit mit Hingabe ein. Dabei durfte niemand sie stören. Deshalb bummelte sie allein über die Bond Street.
Es waren nicht nur Frauen unterwegs, sondern auch Männer, die genügend Zeit hatten, sich den Tag um die Ohren zu schlagen.
Diese Typen wurden natürlich auf eine Frau wie Damona aufmerksam. Sie wurde auf Schritt und Tritt von begehrlichen Blicken verfolgt, und mehr als einmal bekam sie sehr deutliche Angebote. Damona kümmerte sich nicht darum, sie war so etwas gewöhnt, obwohl es ihr schmeichelte, wenn die Männer sie begehrten, da war sie eben ganz Frau. Sie dachte aber auch an Mike Hunter, den Generalbevollmächtigten des King-Konzerns, dem sie sehr zugetan war. Die beiden verband etwas, das man wohl mit dem Wort Liebe umschreiben kann, und Damona sah keinen Grund, ihren Mike zu betrügen.
Vor einer besonders schicken Boutique blieb sie stehen.
Zwei große Schaufenster waren hübsch dekoriert. Die neuen Frühjahrssachen sprangen Damona förmlich ins Auge. Duftige Blusen, weitgeschwungene Röcke, elegante Kostüme, Handtaschen, italienische Schuhe und ausgefallener Modeschmuck.
Kleine Punktstrahler leuchteten die besonders ausgefallenen Kleidungsstücke an, und Damona entschloß sich, das Geschäft zu betreten. Ein Gong wehte seinen melodischen Klang durch den Laden, als sie die Tür aufstieß und die Boutique betrat.
Barmusik umschmeichelte die hübsche Kundin. Sie drang aus versteckten Lautsprechern. Kaufpsychologie, über die Damona lächelte, sich aber trotzdem darüber freute.
Der Laden war ziemlich groß. Er führte noch in einen Anbau hinein, wo auch die kleinen Umkleidekabinen lagen. Überall waren große, viereckige Spiegel aufgestellt, die Damona Kings Bild mehrfach wiedergaben.
Vor einem Ständer mit Röcken blieb Damona stehen. Sofort näherte sich eine Verkäuferin.
Puppengesicht, gekleidet im Disco-Look, ein Lächeln in den Mundwinkeln.
»Kann ich Ihnen helfen?«
Damona wandte sich um. »Nein, ich möchte nur einmal schauen.«
»Gern.« Die Verkäuferin trat zurück.
Außer Damona befanden sich noch zwei andere Kundinnen in der Boutique. Eine trank Kaffee und ließ sich die neuesten Kleider zeigen. Sie machte einen blasierten, hochmütigen Eindruck. Die Arroganz sprang ihr aus dem Gesicht.
Einen besonders bunten langen Rock nahm Damona vom Bügel und hielt ihn sich vor den Körper.
»Steht Ihnen gut«, sagte die Verkäuferin. »Sie können ja mit Ihrer Figur alles tragen.«
»Sicher.«
Damona King mochte es nicht, wenn die Verkäuferinnen so aufdringlich waren. Sie suchte sich ihre Sachen lieber selbst aus.
»Möchten Sie ihn nicht einmal anprobieren?«
Damona winkte ab. »Vielleicht später.«
Sie trat zurück und steuerte einen anderen Ständer an, an dem Blusen hingen. Den Rock nahm sie mit.
Damona hatte sich längst entschlossen, ihn zu kaufen. Sie suchte nur noch ein passendes Oberteil.
Der Blusenständer war prall gefüllt. Damona konnte kaum die Bügel zur Seite schieben.
Eine andere Verkäuferin kam und bot ihr eine Tasse Kaffee an.
»Danke, die nehme ich gern«, sagte die junge Konzernherrin.
In kleinen Schlucken genoß sie das belebende Getränk. Sie beobachtete dabei die arrogante Kundin, die sich nicht entscheiden konnte und den Verkäuferinnen die Schuld gab.
»Früher waren Sie besser sortiert«, sagte sie, stand auf und rauschte hinaus.
Damona lächelte. Sie mochte diese Frauen nicht, die sich so aufspielten, in Wirklichkeit jedoch voller Komplexe steckten. Man nahm ihr die Tasse ab, und sie konnte weitersuchen.
Zu dem bunten Rock paßte nur eine unifarbene Bluse. Damona suchte sie in Rot, hielt den Rock immer dagegen und wurde sehr schnell fündig.
Eine
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