0103 - Asmodinas Todesengel
Stein sie hin.
Plötzlich hörte sie Schreie, Hilfeschreie…
Jemand befand sich in großer Not.
Aber wer?
Sie horchte in sich hinein, versuchte, den in Not Geratenen ausfindig zu machen – und…
Zufällig hatte sie wieder einen Blick auf den Stein geworfen.
Dort sah sie ein Gesicht schimmern.
Das Gesicht eines blondhaarigen Mannes.
Damona überlegte. Sie kannte das Gesicht zwar, mit dem Mann jedoch hatte sie noch nie gesprochen. Trotzdem kam er ihr bekannt vor, denn sie hatte in einer Zeitung einmal sein Bild gesehen.
Dieser Mann, dessen Gesicht sie in dem Stein sah, war kein anderer als John Sinclair…
***
Professor Higgins machte ein ratloses Gesicht. Und auch die anderen Ärzte wußten keine Lösung.
Der Patient war tot.
Normalerweise…
Aber er war doch nicht gestorben, denn die Körpertemperatur sank nicht ab, sie blieb konstant, und das widersprach allen Gesetzen der Natur.
Lange hatten sie versucht, die Atmung wieder zu aktivieren, es hatte nichts genutzt. Die Ärzte und mit ihnen die moderne Medizin waren hilflos.
Schließlich blieb in den frühen Morgenstunden nur eine Wache bei dem »Toten« zurück, die anderen gingen schlafen.
Nach drei Stunden saßen Professor Higgins und Dr. Fryley wieder beieinander. Bei starkem Kaffee diskutierten sie den Fall noch einmal durch.
Sie kamen zu keinem Ergebnis.
Schwer stützte der Professor sein Kinn in beide Hände. »Ich weiß mir keinen Rat mehr«, gestand er, »selbst ein Kollege, den ich angerufen habe, konnte mir nicht helfen. Und der Mann ist Spezialist. John Sinclair ist für uns und die Medizin ein Rätsel. Anders kann ich es nicht ausdrücken.«
Fryley fragte: »Welche Chance geben Sie ihm?«
Der Professor schaute seinen jüngeren, schnauzbärtigen Kollegen nachdenklich an. »Normalerweise gar keine, wenn ich ehrlich bin. Aber mittlerweile habe ich das Gefühl, daß bei ihm alles möglich ist. Vielleicht erwacht er heute.«
»Oder morgen oder in drei Tagen oder in drei Monaten«, warf Doktor Fryley ein.
»Das kann durchaus sein«, bestätigte der Professor.
»Und was tun wir?«
Higgins saugte an seiner Dunhill-Pfeife. »Wir können nichts tun, nur beobachten. Zum ersten Mal in meiner medizinischen Laufbahn stehe ich vor einem unlösbaren Rätsel. Vielleicht sind wir in zehn Jahren soweit, es zu lösen. Heute jedoch nicht.«
»Was schlagen Sie vor?« fragte der jüngere Arzt. »Wir sollten Sinclairs Angehörige benachrichtigen.«
»Das klingt endgültig.« Die Stimme Fryleys klang bestürzt.
»Haben Sie einen besseren Vorschlag?« Fryley schwieg. Die Situation war verfahren genug, das wußten beide Männer. Sie waren mit ihrer ärztlichen Kunst am Ende und standen vor einem Rätsel. Jetzt lag das Schicksal des Patienten in der Hand eines Höheren.
Professor Higgins seufzte noch einmal tief und griff dann zum Telefonhörer. Über die Zentrale ließ er sich mit New Scotland Yard verbinden, die Nummer würde das Mädchen leicht herausfinden.
»Möchten Sie einen Cognac?« fragte der Professor seinen jüngeren Kollegen.
»Nein, danke.« Higgins lächelte verständnisvoll. Als das Telefon schellte, hob er sofort ab. Er wußte, daß der Vorgesetzte des Patienten Sir Powell hieß, und verlangte, ihn zu sprechen. Der Superintendent meldete sich rasch.
»Hier Higgins«, sagte der Professor und räusperte sich, bevor er weitersprach. »Ich fürchte, Sir, ich muß Ihnen eine betrübliche Mitteilung machen.«
»Ist irgend etwas mit John Sinclair?« fragte der Superintendent sofort. »Ja.«
»Reden Sie!«
»Der Patient oder vielmehr die Krankheit des Patienten ist in ein Stadium getreten, das wir allein nicht mehr überschauen können«, erklärte der Professor. Sir Powell wurde ungeduldig. »So reden Sie doch, Professor.«
»Nun, Ihr Mitarbeiter hat seine Verletzung gut auskuriert, wenn ich das mal so sagen darf. Dann jedoch ist er am vergangenen Abend in eine totenähnliche Starre gefallen, für die wir keine Erklärung haben.«
»Er ist also nicht tot?«
»Ja und nein.«
»Das verstehe ich nicht, Professor.«
»Ich auch nicht, Sir. Wir als Mediziner haben ebenfalls keine Erklärung für dieses Phänomen. Es ist uns ein Rätsel.« Dr. Fryley nickte zu den Worten seines Vorgesetzten.
»Haben Sie schon mal an Magie gedacht?« fragte der Superintendent.
»Nein.«
»Das sollten Sie aber.« Jetzt lachte der Professor. »Sir, ich bitte Sie, Magie ist nichts Wissenschaftliches, nichts Konkretes. Gut, es gibt das Gebiet der
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