0103 - Asmodinas Todesengel
allen Umständen vermeiden.
Goran drehte sich wieder um. »Es war nichts«, sagte er.
»Vielleicht hast du dich geirrt.«
»Vielleicht…«
Der Blutsauger kam wieder auf den Kristall zu sprechen. »Er ist der einzige Hinweis, den ich geben kann. Mehr hat mir Asmodina nicht gesagt. Sie werden bestimmt damit fertig…«
Ich hörte gar nicht zu, denn ich schaute an Goran vorbei. Nein, ich hatte mich nicht getäuscht.
Draußen waren Gestalten.
Zwei schreckliche Wesen.
Sie flogen an das Fenster heran, und meine Augen wurden noch größer. Ich kannte sie. Denn diese Wesen hatten Goran und Myxin aus dem Reich des Schwarzen Tods entführt.
Es waren Asmodinas Todesengel.
Und diesmal hielten sie Waffen in ihren Händen. Pfeil und Bogen. Und wenn mich nicht alles täuschte, bestanden die bereits auf den Sehnen liegenden Pfeile aus gutem, hartem Eichenholz…
***
Die gefährlichen Todesengel hockten auf der Fensterbank und hielten die Sehnen ihrer Bögen gespannt.
Ihr Ziel war klar.
Goran sollte sterben.
Und zwar durch die für Vampire tödlichen Eichenpfähle.
Der Vampir hatte noch nichts bemerkt. Ich schrie ihm eine Warnung zu, doch er reagierte zu langsam.
Er wirbelte zwar herum, da jedoch hatten die beiden Höllenbotinnen bereits abgedrückt.
Ich hörte die pfeifenden Geräusche, als die Pfeile die Sehnen verließen, und vernahm den dumpfen Aufprall, mit dem sie in den Körper des Blutsaugers drangen.
Goran stieß einen gurgelnden Fauchlaut aus. Er drehte sich auf der Stelle. Weit hatte er sein Maul aufgerissen. Ich konnte in den Rachen schauen, und als er in einem letzten, verzweifelten Aufbäumen die Flügel ausbreitete, war mir die Sicht auf die beiden Todesengel am Fenster verdeckt.
Der Vampir zitterte.
Die Eichenpfeile steckten in seinem Rücken und entfalteten ihre weißmagische Kraft.
Sie zerstörten den untoten Wiedergänger.
Doch Goran wollte nicht sterben. Nicht in dieser Welt und nicht jetzt. Er hatte schon soviel hinter sich, zahlreiche Gefahren überstanden, und nun sollte er den Tod finden.
Nein, auf keinen Fall.
Er keuchte und stöhnte. Noch weiter riß er sein häßliches Maul auf.
Ich sah den grünen Speichel, der plötzlich zwischen seinen Zähnen floß. Wie eine teerähnliche Masse klebte er in seinem Gebiß.
Weit breitete er die Flügel aus, und mir kam es vor, als würde der Haß auf mich in seinen Augen blitzen, weil er mich letzten Endes dafür verantwortlich machte, daß er in diesem Zimmer sein Ende fand. Er schlug mit den Flügeln, und ich mußte zurückweichen, um nicht getroffen zu werden.
Bald spürte ich die Wand im Rücken. An der Stelle blieb ich stehen.
Goran sackte zusammen.
Die krallenbewehrten Füße konnten sein Gewicht nicht mehr halten, weil sie langsam verfaulten und zu Asche wurden. Seine endgültige Vernichtung begann an den Beinen und setzte sich weiter fort, erreichte den Oberkörper und die Flügel.
Auf einmal sahen sie nicht mehr schwarz und ledern aus, sondern graubraun und verwittert. Schon rieselte die Asche zu Boden, die ein durch das Fenster hereinblasender Windzug hochtrieb und quer durch das Zimmer wehte.
Goran wurde immer kleiner. Rasend schnell setzte sich der Schrumpfungsprozeß fort. Ich schaute erst gar nicht mehr hin. Vorgänge dieser Art kannte ich zur Genüge, mich interessierten die beiden Todesengel.
Sie hockten nicht mehr auf der Fensterbank.
Aber sie schwebten vor dem Gebäude und schauten in das Zimmer hinein.
Die Bogen hielten sie in den Händen. Sie hatten auch neue Pfeile aufgelegt und die Sehnen gespannt. Unwillkürlich wich ich zur Seite, um aus dem unmittelbaren Schußfeld zu gelangen. Dabei fiel die Bewegung etwas zu heftig aus, und ein stechender Schmerz durchraste meine linke Schulter.
Ich hätte schreien können. Mir wurde schwindlig, und ich mußte auf der Bettkante Platz nehmen.
Tief atmete ich durch.
Wenn die beiden jetzt schossen, dann war ich geliefert.
Sie feuerten ihre Pfeile nicht ab. Statt dessen zogen sie sich zurück, breiteten die dunklen Flügel aus und waren gedankenschnell in der Finsternis verschwunden.
Allein blieb ich zurück.
Nein, nicht allein. Vor mir auf dem Boden lag ein Häufchen Asche. Mehr war von Goran, dem Vampir, nicht übriggeblieben.
Und auch die beiden Pfeile lagen noch dort.
Mir ging es wieder ein wenig besser. Ich stand auf und holte mir die Pfeile.
Ich wog sie auf dem Handteller und stellte fest, daß sie hervorragend gearbeitet waren. Aus bester vampirtötender Eiche. An
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