0103 - Asmodinas Todesengel
Verlies geschleppt.«
»Warum hat man dich gefoltert?« fragte ich.
»Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich will mich diese verfluchte Höllentochter quälen.« Er hob den Blick und schaute mich aus trüben Augen an. »Wieso bist du gekommen?«
Ich senkte meine Augenlider, denn ich konnte kaum in sein zerstörtes Gesicht schauen. Das geweihte Wasser hatte wie Säure gewirkt und seine Spuren hinterlassen.
»Goran ist zu mir gekommen!«
Plötzlich leuchteten die Augen des Magiers. »Der Vampir lebt?«
»Nicht mehr.«
»Hast du ihn getötet?«
»Nein, obwohl ich es wahrscheinlich getan hätte, denn er hatte sich schon ein Opfer gesucht. Er brachte mir nur eine Botschaft und diesen Stein hier.« Ich hob den Arm ein wenig an und öffnete die Hand, so daß Myxin den Stein sehen konnte.
»Kenne ich nicht.«
»Der Stein ebnete mir den Weg in diese Dimension«, erklärte ich ihm. »Als ich ihn hatte, standen plötzlich zwei Todesengel im Zimmer. Sie töteten Goran mit Eichenpfeilen.«
»Diese Bestien!« keuchte Myxin. »Jetzt bin ich auf mich allein gestellt.«
»Und deine anderen Vampire?« fragte ich.
»Vernichtet. Sie sind vernichtet worden, John. Die Skelette und der Schwarze Tod haben schrecklich aufgeräumt. Ich stehe allein, du kannst mir hier keinen Schutz bieten. Asmodina ist wesentlich stärker als wir beide zusammen. Es wird ihr Spaß bereiten, uns zu töten.«
Da hatte Myxin wahre Worte gesprochen. So kannte ich ihn nicht.
Er hatte die Flinte schon ins Korn geworfen und bereitete sich darauf vor, bald zu sterben.
Ich dachte anders darüber, denn noch lebte ich. Und ich hatte nicht vor, mich von Asmodina so leicht fertigmachen zu lassen.
»Nein, wir haben keine Chance!« flüsterte Myxin. Er bewegte seine Arme, und die Ketten klirrten.
»Verdammt, reiß dich zusammen!« fuhr ich ihn an. »Noch leben wir.«
Er lachte nur und sagte dann: »Dreh dich einmal um, John Sinclair!«
Plötzlich stellten sich meine Nackenhärchen auf. Ich ahnte, was mich erwartete, tat Myxin jedoch den Gefallen.
Unhörbar hatten sich die beiden Todesengel angeschlichen. Und diesmal waren sie bewaffnet.
Sie hielten ihre Bogen in den Händen, hatten Pfeile aufgelegt, deren Steinspitzen genau auf meine Brust zeigten.
Langsam hob ich die Arme…
***
Zusammengesunken hockte Damona King in der Mitte des Kreises.
Sie hatte die Stirn gefurcht, ihre Blicke waren auf den Stein gerichtet, und sie versuchte, sich zu konzentrieren, was ihr ungeheuer schwerfiel, denn irgend etwas störte das magische Band, das sie mit ihrer Mutter knüpfen wollte.
Die anderen hielten den Kreis zusammen.
Rechts von Jane Collins stand Dr. Fryley. Er hatte es geschafft, in ihre Nähe zu kommen. Jane spürte seine schweißfeuchte Hand in der ihren. An der linken Seite hielt sie Suko fest, es folgte Schwester Genoveva, Superintendent Powell und Professor Higgins schlossen den Kreis, indem er Fryleys Hand hielt.
Die Stille war bedrückend. Auch draußen von den Gängen war nichts zu hören. Es schien, als wüßten die übrigen Ärzte und Patienten, daß die Menschen in diesem Raum auf keinen Fall gestört werden durften.
Damona strengte sich an. Sie geriet in Trance, entspannte sich völlig, bis sie das Gefühl hatte, über dem Boden zu schweben. Jetzt, wo ihr Geist rein und klar von anderen Gedanken war, versuchte sie abermals, mit ihrer Mutter Vanessa Kontakt aufzunehmen.
Sie schaute auf den Stein und sandte dabei Gedankenströme aus, die von dem Erbstück aufgefangen und verstärkt werden sollten, um anschließend über Raum und Zeit hinweg den Geist ihrer Mutter zu treffen.
Es war ungeheuer schwer, den Geist der Vanessa King zu erreichen, aber Damona King gab nicht auf. Sie mußte mit ihrer Mutter reden. Menschen befanden sich in Gefahr – und nicht nur John Sinclair, sondern auch die Menschen, die den Kreis gebildet hatten.
Und auch sie selbst war nicht gänzlich ungefährdet, denn eine fremde Magie hatte ihren ererbten Stein getroffen.
Plötzlich spürte Damona etwas.
Es war ein leichtes Vibrieren, und sie merkte, daß ihre Gedanken gestört wurden.
Fremde Ströme drangen in ihr Hirn ein.
Damona schaute auf den Stein und sah, daß er sich verändert hatte.
Seine Oberfläche schimmerte nicht mehr schwarz, sondern hatte einen graugrünen Stich bekommen. Wieder sah sie die Schlieren innerhalb des Gefüges, und sie erkannte die heftigen Bewegungen, die parallel zu ihren Gedanken liefen.
Damona! Die Stimme war nur ein ferner, kaum zu
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