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0103 - Ich - der Mörder Jerry Cotton

0103 - Ich - der Mörder Jerry Cotton

Titel: 0103 - Ich - der Mörder Jerry Cotton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: der Mörder Jerry Cotton
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Bestes. Es liegt mir sehr viel an dieser Sache…«
    Van Meeren sah verwundert von dem Geld zu unserem Chef.
    »Ist es — — — Ihr Sohn?« fragte er.
    Mister High stand auf. Er sah wieder auf seine Schuhspitzen und murmelte: »So etwas Ähnliches. Ja, ich glaube, er ist fast mein Sohn…«
    ***
    Es war Mitternacht geworden. Fragen Sie mich nicht, wie ich die Zeit herumbekam. An Schlafen war nicht zu denken, obgleich Schlafen immer die beste Lösung ist, wenn man einfach den Uhrzeiger an einer bestimmten Stelle abzuwarten hat. Es war viel zu kalt. Und es kam alle vier Minuten ein Vorortzug durch den Tunnel, sausend, dröhnend, lärmend. Nach zwei Stunden glaubte ich, ich wäre taub geworden. Endlich war es dann soweit. Ich hatte Hunger. Ich hatte Durst. Und ich hatte längst keine Zigaretten mehr. Ich rappelte mich auf und machte ein paar Kniebeugen, um die eingerosteten Gelenke wieder in Schwung zu kriegen. Noch immer rollte alle vier Minuten ein Zug vorüber. Ich mußte mich sputen, wenn ich hinauskommen wollte. Ich wartete den nächsten Zug ab und lief ihm dann sofort nach, als seine Schlußlichter an mir vorbei waren. Trotzdem erreichte ich die Station erst, als der Zug schon wieder weitergefahren war. Ich duckte mich hinter der ungefähr einen Yard hohen Bahnsteigkante und wartete. Dies war eigentlich der gefährlichste Augenblick bei der ganzen Sache.
    Wenn der nächste Zug kam, lag ich für den Lokführer ein paar Sekunden lang im grellen Licht der starken Lokomotivscheinwerfer. Zwar drückte ich mich so weit in die äußerste Ecke, daß ich nur am äußersten Rande seines Blickfeldes zu sehen sein konnte, aber immerhin war ich zu sehen. Und wenn er gar zufällig ein wenig nach rechts sah — aber es ging nicht anders. Nur wenn auf dem Bahnsteig das eilige Hasten aus- unlä einsteigen'der Leute war, hatte ich eine Aussicht, unauffällig aus meinem Versteck zu kommen.
    Zwei Minuten können verdammt lange werden, wenn man in einer Ecke zwischen zwei Betonmauern hockt und jeden Augenblick fürchten muß, entdeckt zu werden. Ich zählte mir die Sekunden vor, aber ein Blick auf die Sekundenzeiger meiner Armbanduhr belehrte mich, daß ich viel zu schnell zählte.
    Endlich hörte ich von fern das Brausen eines näherkommenden Zuges. Wenige Sekunden später zischte er auch schon an mir vorbei. Ich wartete, bis ich das Kreischen seiner Bremsen hörte und das Schlagen der Türen. Dann sprang ich hoch und schwang mich hinauf. Mit ein paar raschen Schritten hatte ich den letzten Wagen erreicht.
    Von jetzt ab ging ich langsamer. Ich ließ mich vom Strom der ausgestiegenen Leute treiben. Den Mantelkragen hatte ich hochgeschlagen und den Hut tiefer in die Stirn gezogen. Am Nachmittag hatte ich ihn neben den Schienen gesucht. Er war zum Glück nicht auf die Schienen gefallen, als ihn mir der vorbeibrausende Zug vom Kopfe gerissen hatte. Nun genoß ich den Schutz der tief herabgezogenen Krempe.
    Mein Jaguar war nicht mehr da. Ich mußte unwillkürlich grinsen. Ich weiß ja, wie wir so etwas machen: Sichergestellt, da der Fahrer noch flüchtig ist — heißt es dann immer in unseren Akten. Wie oft hatte ich selbst diesen Satz getippt. Auf einmal war'ich selbst der Betroffene.
    Der Broadway lag im strahlenden Lichterglanz seiner bunten Reklameschilder und -Schriften. Massenweise wälzten sich die amüsierlustigen New Yorker über die Gehsteige. Hin und wieder sah man Touristen und Provinzler, die sich nicht satt sehen konnten und aus einem Staunen in das andere fielen. O ja, New York hat etwas zu bieten. Wenn man jahrelang hier wohnt, vergißt man es nur.
    Am nächsten Taxistand winkte ich mir einen Fahrer aus der kleinen Bude, wo die Fahrer miteinander Karten spielten, wenn der Betrieb flau war.
    »Fahren Sie ’runter zum East River«, sagte ich mit schwerer Zunge. »Sonst läuft mir der Pott weg.«
    »Ah, der Herr ist Seemann!« sagte der Driver und klemmte sich ans Steuer. »Geht’s heute nacht wieder hinaus?«
    »Ja«, sagte ich und gähnte.
    »Wird nicht gut für Sie sein«, antwortete er redelustig. »Viel Nebel!«
    »Macht nichts«, brummte ich. »Der Lotse weiß verdammt genau Bescheid auf dem Hudson.«
    »Ich denke, Sie wollen zum East River.«
    »Sicher. Aber der East River mündet ja schließlich in den Hudson, nicht?«
    »Ah ja. Das ist wahr.«
    Er konnte den Mund nicht halten. Ich mußte ihm erst noch einen erfundenen Lebenslauf mit viel christlicher Seefahrt erzählen und dann die ebenso erfundene Geschichte

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