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0103 - Ich - der Mörder Jerry Cotton

0103 - Ich - der Mörder Jerry Cotton

Titel: 0103 - Ich - der Mörder Jerry Cotton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: der Mörder Jerry Cotton
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eines gleichfalls erfundenen Schiffes, bis er einigermaßen zufrieden war.
    »Fahren Sie die South Street ’runter bis zu der Stelle, wo sie die Brooklyn Bridge unterkreuzt«, flocht ich in meine Lügengeschichte ein, damit er mich zur richtigen Stelle brachte.
    »Okay, Käptn«, sagte er, weil er mir schmeicheln wollte.
    Ich gab ihm sechzig Cents Trinkgeld dafür, damit seine Hoffnungen nicht enttäuscht wurden. Vorsichtshalber wartete ich hinter einem Feldbahnzug, bis er sein Taxi gewendet hatte und wieder abzwitscherte, bevor ich auf den breiten Pier hinausging, der direkt unter der großen Brooklyn Bridge ins Wasser des East River hinausragt. Nur ein paar Molen weiter hat die Hafenpolizei ihre Anlegeplätze, und dort war es taghell. Wo ich stand, verschwendete man nicht so viel Licht. Ein paar Bogenlampen, weit auseinanderstehend, waren alles, was man hier für Lichtquellen auszugeben bereit war.
    Langsam bummelte ich den Pier entlang. Verwaltungsgebäude, Speicher, Getreidesilos, ein Schuppen vom Zoll und jede Menge Feldb hngeleise lagen nebeneinander. Ziemlich weit draußen lag der alte Lagerschuppen einer kleinen Importfirma, die vor einer Ewigkeit pleite gemacht hatte. Bisher hatte sich kein Käufer für die alte Bude gefunden, und es würde sich wohl auch nie jemand dafür finden.
    Als ich den flachgestreckten Bau erreicht hatte, blieb ich stehen. Ich war so versessen darauf gewesen, hier herzukommen, daß ich vergessen hatte, mir Zigaretten zu besorgen. Na, ein paar Stunden länger würde ich es wohl auch noch aushalten…
    Ich tastete mich an der Bude entlang, bis ich die kleine Seitentür gefunden hatte. Vor Jahr und Tag war ich hier schon einmal gewesen. Damals suchten wir einen Seemann, von dem wir wußten, daß er mit einem Zwei-Kilo-Paket Opium an Land kommen würde.
    Den Seemann hatte ich damals nicht gefunden, aber diese alte Bude. Und als ich an ihr vorbeigegangen war, hörte ich drinnen ein dumpfes Klatschen, gefolgt von einem fürchterlichen Stöhnen.
    Ich sah nach.
    Und dabei geriet ich mitten zwischen vier Gangster der übelsten Sorte. Sie waren dabei, einen sechzig- oder fünfundsechzigjährigen Mann fertigzu-, machen, der ohnehin nur aus Haut und Knochen bestand.
    Well, ich hatte verdammt zu tun, daß meine eigene Leiche nicht noch zu seiner Leiche hinzukam. Aber als ich die ersten vier schweren Brocken eingesteckt hatte, kam mein Blut in die richtige Wallung und ich legte los, wie man es uns in unseren Box- und Jiu-Jitsu-Stunden zeigt. Als sie genug hatten, setzten sie sich plötzlich ab. Ich besorgte Whisky und zwei Verbandspäckchen und flickte den Alten so gut zusammen, wie ich es eben vermochte. Er schwor mir, daß er es nie vergessen würde, so wahr er Al King sei.
    Das war die dickste Überraschung an diesem Abend. Ich hatte zufällig Al King das Leben gerettet, Al, den man noch immer den »King«, den König, nannte, weil er Ende der zwanziger Jahre der ungekrönte König der New Yorker Taschendiebe war. Nur hatte er just an diesem Tage das Pech gehabt, seine gewandten Finger in den Rock eines Gangster-Häuptlings zu schieben und die Brieftasche zu entfernen. Irgendwie bekamen sie es heraus und wollten ihn dafür durch die Mangel drehen. Wäre ich nicht rechtzeitig dazwischengekommen, damals, dann lebte Al King schon seit diesem Abend nicht mehr.
    »Wenn Sie mich mal brauchen, G-man«, hatte er gesagt, »dann kommen Sie in der Nacht hierher. Ich schlafe hier schon seit vier Jahren. Sehe gar nicht ein, warum ich das hübsche Quartier wechseln soll. Wenn Sie sechsmal hintereinander an die Seitentür klopfen, lasse ich Sie ’rein. Al King vergißt keinen, dem er soviel schuldig ist wie Ihnen, G-man.«
    Well, das hatte Al damals gesagt. Jetzt wollte ich ausprobieren, wieweit es ihm mit seinem Versprechen ernst war.
    Ich sah mich rasch noch einmal um. Der Kai war menschenleer. Schnell hieb ich mit den Knöcheln meiner Faust sechsmal hintereinander gegen die Tür. Es dauerte keine ganze Minute, da hörte ich eine leise Stimme.
    »Wer ist da?« fragte sie.
    »Der G-man«, sagte ich. »Der vor ein paar Jahren auch hier war, als Sie gerade 'ne Menge Blut verloren hatten.«
    Kaum hatte ich ausgesprochen, da flog die Tür auf. Eine dürre Hand streckte sich mir aus der Dunkelheit entgegen, ergriff meine und drückte sie schwach.
    »Reinkommen«, sagte Al lakonisch. »Sofort ’reinkommen. Ich habe noch einen prima Schluck Whisky für Sie vorrätig, G-man.«
    Ich trat über die Schwelle— wenn

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