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0103 - Ich - der Mörder Jerry Cotton

0103 - Ich - der Mörder Jerry Cotton

Titel: 0103 - Ich - der Mörder Jerry Cotton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: der Mörder Jerry Cotton
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den Hof zu meinem Jaguar preschte, hallten durchs ganze Haus die Lautsprecher. Ich konnte verstehen, daß mein Name genannt wurde.
    Aber ich kümmerte mich nicht darum. So schnell war ich noch nie vorher ans Steuer gekommen.
    Mit kreischenden Bremsen und quietschenden Reifen schlidderte ich in die Ausfahrt. Dann schaltete ich die Polizeisirene ein. Innerhalb von dreißig Sekunden hatte ich freie Fahrbahn.
    Ich blieb keine zwei Minuten hinter dem Steuer. Als ich die nächste Untergrundstation vor mir auftauchen sah, ließ ich den braven Jaguar ausrollen, sprang hinaus und hetzte die Treppen hinab.
    Von vier Bahnsteigen war gerade einer leer. Vermutlich war hier gerade ein Zug abgelaufen. Ich sah mich unauffällig um.
    Auf den anderen Bahnsteigen standen Leute herum. Alle waren mit sich beschäftigt. Niemand kümmerte sich um mich.
    Ich bummelte wie ein Wartender auf dem Bahnsteig entlang, bis ich seine hinterste Grenze erreicht hatte. Noch einmal sah ich mich um.
    Niemand blickte zu mir.
    Das ließ ich mich hinabfallen auf die Schienen, stolperte über Schotter, raffte mich hoch und lief in das Dunkel hinein, in dem sich die blinkenden Schienen verloren.
    Als ich nach vielleicht hundert Yards um eine Kurve bog, rasten mir die Lichter des nächsten Vorortzuges entgegen.
    Ich sprang von den Schienen und preßte mich an die kalte, feuchte Betonwand des U-Bahn-Tunnels.
    Dröhnend krachte hinter mir der Zug vorbei. Der Luftzug riß mir den Hut vom Kopf. In meinen Ohren hallte der Lärm des Zuges noch nach, als er längst vorbei war.
    Dann tapste ich weiter durch die Finsternis. Endlich hatte ich eine Stelle gefunden, wo zwei Geleise auseinanderliefen und wegen der Weiche seitlich Platz ausgespart war.
    Ich zog meinen Mantel aus und legte ihn auf den Schotter neben der Weiche. Atemlos ließ ich mich darauf nieder. In meinem Gehirn zuckten noch allmählich schwächer werdende Blitze, so schnell war ich gelaufen.
    Nach ein paar Minuten konnte ich wieder normal atmen. Ich riß im Dunkeln meine Zigarettenpackung ganz auf und zählte den Inhalt.
    Es waren noch sechs Zigaretten. Vor Mitternacht konnte ich mich nicht wieder hinauswagen. Also durfte ich ungefähr alle zweieinhalb Stunden eine Zigarette rauchen…
    ***
    Es war zehn Minuten vor zwölf, als Stevens aufstand.
    »Ich muß jetzt gehen«, sagte er. »Mein Flugzeug geht um zwölf nach eins, und ich muß noch meinen Koffer vom Hotel holen.«
    Mister High saß hinter seinem Schreibtisch. Er nickte so schwach, daß man es kaum erkennen konnte.
    Stevens stand mitten im Zimmer. Er holte tief Luft, als ob er noch etwas sagen wollte, schwieg dann aber doch.
    Für eine Minute sprach niemand ein Wort. Leise hörte man das Ticken der kleinen Uhr auf dem Schreibtisch unseres Chefs.
    Stevens sah zu einem Bild, das an der Wand hing.
    »Verdammt, High«, stieß er plötzlich hervor, »ich muß Ihnen sagen, daß mir diese ganze Geschichte sehr leid tut, wirklich — sehr leid.«
    Mister High hob langsam den Kopf. Er wirkte an diesem Tage fast wie ein alter Mann.
    »Mir auch«, sagte er leise. »Mir auch.« Stevens sah noch immer auf das Bild. Nach einer Weile drehte er sich jäh um und sagte:
    »Also dann: Auf Wiedersehen!« Mister High stand auf und brachte ihn zur Tür. Als er sie hinter ihm geschlossen hatte, blieb er stehen, dann ging er zurück zu seinem Schreibtisch.
    Er setzte sich.
    Jede seiner Bewegungen war auf eine seltsame Art traumhaft, anders als sonst. Er drückte die Sprechtaste seines Mikrophons hinunter und sagte:
    »Phil soll zu mir kommen. Bitte sofort!«
    Er lehnte sich zurück. Sein Gesicht war ernst, blaß und ein wenig abgespannt. Ohne sich zu bewegen, hockte er regungslos in seinem Sessel und wartete, bis Phil kam.
    »Sie haben mich rufen lassen, Chef?«
    Mister High nickte.
    »Ja, Phil. Ich muß Ihnen einiges erklären. Zunächst müssen wir nach Jerry fahnden lassen — leider. Es ist nicht zu vermeiden. Er hätte nicht fliehen dürfen… Oder wie denken Sie darüber?«
    Phil zuckte die Achseln.
    »Ich weiß es nicht, Chef. Vielleicht hätte er wirklich besser daran getan, nicht zu fliehen. Ich verstehe sowieso nicht, wie er plötzlich auf diesen Gedanken kommen konnte.«
    Eine Weile herrschte wieder Schweigen. Dann fuhr Mister High gequält fort:
    »Ich möchte, daß Sie die Fahndung nach Jerry leiten, Phil.«
    Phil wich erschrocken einen Schritt zurück.
    »Ich? Chef, ich? Ich war Jerrys bester Freund!«
    Mister High nickte ernst.
    »Deswegen ja.«
    Phil

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