Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0103 - Ich - der Mörder Jerry Cotton

0103 - Ich - der Mörder Jerry Cotton

Titel: 0103 - Ich - der Mörder Jerry Cotton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: der Mörder Jerry Cotton
Vom Netzwerk:
mehr.
    Ich richtete mich auf.
    »Hallo!« sagte ich zu dem fremden Alten.
    »Sinnlos«, winkte Al ab. »Der Kerl ist stocktaub. War früher Maskenbildner bei zwei Broadway-Theatern. Versteht sein Fach ganz fabelhaft. Na, Sie werden es ja merken.«
    Ich staunte Al an. Auf diesen Gedanken war ich noch gar nicht gekommen.
    »Sie sind eine prächtige Nummer, Al«, meinte ich.
    »Danke«, knurrte der Taschendieb, »daß ich es noch bin, verdanke ich Ihnen. Ich habe das nicht vergessen, damals, die Geschichte mit der Lowell-Gang. Sie brauchen sich bei mir für nichts zu bedanken, G-man. Hier sind Zigaretten. Rocci wird Sie behandeln, und ich mache inzwischen was zu essen. Okay?«
    Ohne meine Antwort abzuwarten, kramte er schon aus einer seiner Kisten einen Spirituskocher und einen Vorrat an Hartspiritus hervor. Der taube Maskenbildner deutete auf den einzigen Stuhl, den es hier gab.
    Ich setzte mich drauf.
    Dann fing er an zu arbeiten. Er machte seine Sache nicht schlecht. Nach ungefähr einer Dreiviertelstunde sah ich aus wie ein Indianer in Zivil: Hakennase, dunkler Teint und blauschwarzes Haar. Ich mußte unwillkürlich grinsen, als ich in den Spiegel sah.
    »Fabelhaft, was?« fragte Al.
    »Ja. Ich glaube nicht, daß man mich so wiedererkennen kann«, sagte ich. »Höchstens an meinen Fingerabdrücken. Aber ich werde mich hüten, sie überall zu hinterlassen. Was muß ich dem Mann bezahlen?«
    »Nichts. Er ist ein Freund von mir und tut so etwas nur aus Gefälligkeit, niemals gegen Bezahlung. Sie würden ihn nur beleidigen, wenn Sie ihm Geld anbieten wollten. Ziehen Sie ihm nur eine freundliche Grimasse, G-man. Damit er sieht, daß Sie mit seiner Arbeit zufrieden sind.«
    »Okay, Al.«
    Ich versuchte es mit der freundlichen Grimasse und ein paar Gesten. Der Taube nickte mir freundlich zu, gab mir und Al die Hand und wurde hinausgeleitet. Als Al zurückkam, sagte ich:
    »Hast du irgend etwas, womit ich ein kleines Päckchen fertigmachen könnte?«
    »Sicher. Ein bißchen Packpapier liegt immer in den Kisten, wenn ich sie mir vom Pier herunterhole. Warum?«
    Ich legte nachdenklich meine Dienstpistole und meinen FBI-Ausweis vor mich auf eine Kiste.
    »Das Zeug muß zurück an das FBI geschickt werden…«
    Al sah mich sprachlos an.
    ***
    Nach einem ganz nett zurechtgemachten Mahl schlief ich bei Al auf sechs aneinandergestellten Kisten. Mein Mantel, viel Holzwolle und ein paar Decken von Al bildeten die Unterlage.
    Es dauerte lange, ehe ich einschlief. Immer wieder ging mir dieselbe Geschichte im Kopf herum. Jerry Cotton, der G-man Jerry Cotton unter Mordanklage! Mir war schlimmer zumute, als nach zwei Flaschen Whisky.
    Ich weiß nicht, wie spät es war, als ich wach wurde. Ich hörte Schritte auf der Treppe und sah, daß Al herunterkam.
    »Na?« rief er. »Gut geschlafen?«
    »Ziemlich.« Ich gähnte, während ich mich aufrichtete.
    »Ich war schon ein bißchen an der Luft«, sagte er. »Hier sind ein paar Morgenzeitungen. Ich habe sie vier Hafenarbeitern aus den Taschen gezogen, um in der Übung zu bleiben.«
    Ich lachte.
    »Al, werden Sie je aufhören, ein Taschendieb zu sein?«
    Al setzte sieh auf sein Bett und schüttelte treuherzig den alten Schädel. »No. Warum sollte ich?«
    Ich zuckte die Achseln. Wenn einer erst so alt geworden ist, dürfte es keinen Zweck mehr haben, ihm gewisse Unterschiede zwischen mein und dein beibringen zu wollen.
    Während sich Al mit unserem Frühstück beschäftigte, blätterte ich die Zeitungen durch. Vielleicht war es nur alte Gewohnheit, daß ich zuerst nach den Polizeiberichten blickte.
    Zeile für Zeile überflog ich. Bis ich plötzlich auf den folgenden Absatz stieß: »Die Ermordung des Lastwagenfahrers Tonio Berucci ist bis auf den heutigen Tag noch nicht aufgeklärt. Die Mordkommission hat bisher nur ermitteln können, daß Tonio auf dem Hof seiner elterlichen Spedition mit einem Mann sprach. Das war zu der Zeit, als er ermordet wurde. Ein Nachbar sah es zufällig durch sein Schlafzimmerfenster. Da er den Vorgängen jedoch keine Aufmerksamkeit schenkte, konnte er nicht einmal eine brauchbare Beschreibung des Mannes liefern. Die Mordkommission bittet deshalb die Bevölkerung um Mithilfe bei der Fahndung nach dem skrupellosen Mörder. Wer hat…« Ich ließ die Zeitung sinken.
    Berucci — Berucci — wo hatte ich diesen Namen schon gesehen? Wo?
    Ich stand auf und steckte mir eine Zigarette an. Unruhig ging ich auf und ab. In meinem Gedächtnis war etwas in Bewegung geraten, aber

Weitere Kostenlose Bücher