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0103 - Ich - der Mörder Jerry Cotton

0103 - Ich - der Mörder Jerry Cotton

Titel: 0103 - Ich - der Mörder Jerry Cotton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: der Mörder Jerry Cotton
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eine vorhanden war. In der Dunkelheit war das nicht zu erkennen. Al hielt mich bei der Hand wie die Mutter ein folgsames Kindchen. Er führte mich eine steile Treppe hinab und schlug dann plötzlich hinter uns eine Metalltür zu. Ich hörte es am Geräusch, das sie aus Metall sein mußte. Dann knipste er irgendwo, und tatsächlich flammte eine Glühbirne auf.
    »Donnerwetter«, sagte ich anerkennend. »Hier gibt’s immer noch Licht?« Al grinste.
    »Ja, G-man! Das E-Werk scheint zu faul zu sein, hier den Strom abzudrehen, obgleich ich bestimmt nicht behaupten kann, daß ich den von mir verbrauchten Strom auch tatsächlich bezahle.«
    »Waren Sie hier unten, als ich klopfte?«
    »Ja?«
    »Wie konnten Sie mich dann hören?«
    »Neben der Tür geht ein Luftschaft herab in den Keller. Der leitet jedes Geräusch von draußen besser herein, als wenn ich mir ein Mikrophon an der Tür anbringen ließe.«
    »Dann leitet der Schacht den Schall aber auch hinaus, was?«
    Al nahm ein Brett und fügte es in eine kleine Öffnung in der Wand. Das Brett war ringsum mit irgend etwas gepolstert und paßte haarscharf in die Öffnung des Lüftungsschachtes.
    »Jetzt nicht mehr«, Al grinste. »Jetzt sitzen wir so sicher wie in Abrahams Schoß. Und das soll ja so ziemlich der sicherste Ort der Weltgeschichte gewesen sein.«
    Ich sah mich um. Al hatte sich offenbar den Tresorraum der pleite gegangenen Firma als Wohn-Schlafzimmer ausgebaut. Ein eisernes Bettgestell stand herum, auf dem sogar richtige Matratzen lagen und ein Berg von gut acht Wolldecken. Ein paar romantisch zurechtgehauene Kisten ersetzten Tische, Stühle und Bänke.
    »Nehmen Sie Platz, G-man!« sagte Al und ließ sich auf sein Bett fallen.
    Verglichen mit damals sah er jetzt schon sehr alt aus. Um seine Knochen spannte sich die spröde, rissige Haut so eng, daß man fast jede kleine Sehne und jedes Äderchen unter ihr sehen konnte. Er trug noch immer den gleichen dunkelbraunen Anzug, in dem ich ihn damals kennengelernt hatte.
    »Ich sitze in der Patsche, Al«, sagte ich.
    Er kramte in einer Kiste herum und brachte eine Whiskyflasche mit Schraubbecher zum Vorschein.
    »Werden wir schon hinbiegen«, tröstete er. »Ich habe eine Masse Beziehungen, G-man. Trinken Sie erst mal einen!«
    Ich genehmigte mir einen. Als er mir den zweiten anbot, lehnte ich dankend ab. Immerhin war es fast achtzehn Stunden her, seit ich die letzte Mahlzeit zu mir genommen hatte. Und ich brauchte meine fünf Sinne in den nächsten Tagen.
    »Nun erzählen Sie mal!« forderte Al. Ich erzählte ihm die ganze Geschichte. Zu meiner Überraschung nickte er schon nach dem dritten Satz und sagte: »Ich kenne die Geschichte. Sie kursiert schon in jedem Zunftlokal.«
    »Und was halten Sie davon?«
    Al zuckte die Achseln.
    »Das liegt doch auf der Hand, G-man, jemand will Sie leimen. So leimen, daß Sie bis ans Ende der Zeiten nicht mehr gefährlich werden können. Ich werde mich morgen darum kümmern. Was brauchen Sie zunächst?«
    »Einen Platz, wo ich mich tagsüber versteckt halten kann.«
    »Der ist hier. Einen besseren können Sie gar nicht finden.«
    »Dann brauche ich was zu essen und Zigaretten. Geld habe ich.«
    »Dann ist das überhaupt kein Problem. Geben Sie ein paar Bucks her, ich besorge Ihnen was.«
    »Jetzt noch?«
    »Warum nicht? Ich kenne ein paar Spelunken hier unten am Hafen, die es sich zur Ehre anrechnen, wenn ich überhaupt etwas bei ihnen kaufe. Hatte ja schließlich mal einen Namen in der Zunft, nicht?«
    Ich grinste. Mit soviel Hilfsbereitschaft hatte ich allerdings nicht gerechnet. Ich gab ihm meine letzten zwanzig Dollar und sagte, er möchte eine kleine Flasche Whisky, eßfertipe Konserven und drei Packungen Zigaretten mitbringen. Den Rest des Geldes müßte er mir wiedergeben.
    »Klar«, sagte er. »Wenn Sie zu sehr in Druck kommen, kann ich Ihnen was von meiner eisernen Reserve leihen.«
    Er verschwand nach oben.
    Ich streckte mich auf seinem Bett aus und starrte zur Decke. Ich hatte mich durch meine Flucht in das waghalsigste Abenteuer meines Lebens eingelassen. Auf der einen Seite gab es Gangster, die mich auf die stille Tour hatten lahmlegen wollen, auf der anderen Seite verfolgten mich jetzt die eigenen Kollegen. Das war alles andere als rosig.
    ***
    »Ich habe jemand mitgebracht«, sagte Al King, als er wieder zurückkam.
    Neben ihm stand ein schwarzhaariges Männchen, dessen Haare sicherlich gefärbt waren. Mit Siebzig oder drüber hat man keine kohlrabenschwarzen Locken

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