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0103 - Im Bannstrahl des Verfluchten

0103 - Im Bannstrahl des Verfluchten

Titel: 0103 - Im Bannstrahl des Verfluchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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»Action« geschrien hätte.
    Doch es strahlten keine Lampen, und kein Regisseur zeigte sich. Nur die Szenerie blieb, wie sie war: erschreckend, unwirklich, von einer in sich ruhenden Grausamkeit erfüllt. Einer Grausamkeit, die jede Sekunde offen hervorbrechen konnte wie ein allesverschlingender Blizzard.
    Kim Lisöjn sah nur wenige Frauen, und sie waren alle ausnahmslos häßlich, gemessen an seinem Zeitgeschmack. Diese Fenna hatten sich Bärendecken über die Schultern geworfen, und darunter wurden Kleidungsstücke erkennbar, die vermutlich aus mürbe gekauten Robbenfellen gefertigt waren.
    Die Männer trugen Helme mit Stierhörnern an den Seiten und schleppten überall gefährlich aussehende Hiebund Stichwaffen mit sich herum, von denen sie sich auch nicht trennten, als sie sich rund um die Feuer verteilten, wo sie sich auf ihre massiven Schilde setzten.
    In den Feuern lagen bis zur Rotglut erhitzte Steine, auf die die Frauen Fleischbrocken warfen. Der Duft, der diesen Kochstellen entströmte, war für Kim Lisöjns Nase durchaus nicht appetitanregend, doch er hätte jetzt auch rohen Fisch verzehrt. Mit ansehen zu müssen, wie es sich die Fenna an ihren Feuern laut schmatzend schmecken ließen, brachte ihn fast um den Verstand.
    Er rollte sich zur Seite, riß den Mund auf, um sich bemerkbar zu machen, doch seine Stimmbänder reagierten nicht, als wären sie eingefroren. Seine Lippen zerplatzten bereits an den Frostbeulen.
    Mit stoischer Ruhe standen die Wachtposten links und rechts neben seinem Verschlag und stanken. Der Geruchs- und der Gesichtssinn schienen das einzige geblieben zu sein, was Kim Lisöjn noch mit der Welt verband. Nur noch eine Frage der Zeit, bis ihm auch jene Fähigkeiten genommen sein würden, um dann in den ewigen Schlaf des Vergessens hinüberzudämmern. In einen Schlaf ohne Wiederkehr…
    ***
    Astrid Läla hatte ihren ersten Schock überraschend schnell überwunden. Sie sprachen jetzt englisch zusammen, damit Nicole nicht von ihrer Unterhaltung ausgeschlossen blieb.
    Zamorra spielte einige Bänder ab und wußte danach, daß Kim Lisöjn vielleicht ein Eigenbrötler war, aber bei Gott kein Scharlatan. Auf seinem Gebiet war er zweifellos ein Genie. Unter anderen Umständen hätte Professor Zamorra ihm zu seinen Forschungsergebnissen neidlos gratuliert, denn Kim Lisöjn hatte tatsächlich eine Möglichkeit gefunden, mit den Seelen Verstorbener Kontakt aufzunehmen, wie die wispernden Tonbandstimmen, die sinnvollen Frage- und Antwortspiele stichhaltig bewiesen.
    Den zweiten großen Schlag an diesem Tage erlebte Professor Zamorra, als er entdeckte, daß Lisöjn einen, von Professor Zamorra selbst in die Öffentlichkeit gebrachten Beschwörungstext angewandt hatte.
    Normalerweise konnte kein Mensch mit diesen geheimnisvollen Formeln etwas anfangen, es sei denn, er schuf gewisse Bedingungen, die die Formeln erst wirksam werden ließen. Und über jene begleitenden Riten hatte Zamorra keine Zeile erwähnt. Aus gutem Grund.
    Ein sich jeder Wahrscheinlichkeit entziehender Umstand hatte jedoch bewirkt, daß die Beschwörungsformeln, von Kim Lisöjn angewandt, funktionierten. Es mußte an seinen umgebastelten Apparaten liegen, die vermutlich auf technischelektronischem Wege ein »magnetisches Reizklima« geschaffen hatten, das sonst eben nur durch okkulte Praktiken erreicht werden konnte.
    Eine andere Erklärung fand Professor Zamorra nicht. Es war die einzig mögliche.
    Obwohl Zamorra von sich behaupten konnte, einiges von Feldverstärkern, Frequenzmodul atoren oder auch von Leifheitindikatoren zu verstehen, so kam er mit dieser Massierung elektronischen Geräts doch nicht zurecht. Und er zweifelte daran, daß sich ein Physiker vom Fleck weg einen Überblick hätte verschaffen können.
    Doch selbst das war im Augenblick nur von sekundärer Bedeutung. Astrid Läla hatte ihm versichert, lediglich den Hauptschalter umgelegt, also nur den Strom ausgeschaltet zu haben. Damit konnte Professor Zamorra davon ausgehen, daß bislang nichts an der Versuchsanordnung Kim Lisöjns geändert worden war.
    Darauf baute sein ganzer Plan, der ihm mit dem Wegrinnen der Stunden immer abenteuerlicher und gefährlicher erschien.
    Er hatte sich den Nachmittag über durch einen Wust von Unterlagen gegraben, hatte manchmal über Kim Lisöjns tatsächlich kaum lesbare Schrift geflucht, und er hatte den Text auf dem verkohlten Blatt Papier trotz aller Widerwärtigkeiten entziffert.
    Er konnte daraus rekonstruieren, wie das

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