0104 - Nur ein Greenhorn
unten sehen konnte.
Das wenige, was er jedoch erblickte, genügte, um seinen Pulsschlag zu beschleunigen. Hundert Meter von dem Baum entfernt, auf dem sich Pincer befand, bahnten sich drei Springer einen Weg durch das Dickicht. Sie kamen genau auf das Versteck zu.
Da der Gesandte der Morg einen Schwanz besaß, der dicker als ein menschlicher Arm war, konnte man ihm nicht zumuten, auf einem Sessel Platz zu nehmen. Man hatte daher eine Lehne konstruiert, die den Beschaffenheiten eines Morg-Körpers angepaßt war, um ihm ein Höchstmaß an Bequemlichkeit zu bieten. In diesem Augenblick jedoch schien Stanour, der Morg- Gesandte, weit davon entfernt, von dieser Lehne Gebrauch zu machen. Erregt hatte er sich Perry Rhodans Platz genähert. Seine Stielaugen schimmerten bläulich. Er besaß sechs davon, und sie waren gleichmäßig über seinem ovalen Schädel verteilt. Im allgemeinen waren die Morg ein friedliches Volk, das sich nicht in kosmische Kämpfe verwickelte. Bei Stanour war von dieser Friedfertigkeit wenig zu bemerken. „Es werden immer mehr Süchtige gefunden, Administrator”, bellte er in seiner eigenartigen Sprache. „Pastonar, eine kleine Stadt im Westen des Landes Troatara, wird nur noch von Tollen bevölkert. Das Rauschgift bedeutet allmählich eine Gefahr für unser gesamtes Volk.” Eduard Deegan, Handelsbevollmächtigter der Erde auf Morg, übersetzte den Anwesenden die Worte des Extraterrestriers.
Außer Rhodan, Deegan und dem Morg befanden sich noch Allan D. Mercant, Chef der Solaren Abwehr, und Reginald Bull in dem Raum. Mit voller Absicht hatte Rhodan keine weiteren Männer hinzugezogen. Er wollte vermeiden, den Morg durch Anwesenheit vieler Untergebener glauben zu machen, daß er die Sorgen des Gesandten nicht wichtig nahm. Stanour kannte Rhodan und Bull persönlich, wer Mercant war, hatte man ihm erklärt, und er war durch die Tatsache, daß er mit diesen drei mächtigen Männern allein zusammentreffen konnte, schon etwas besänftigt worden.
„Morg ist nicht der einzige Planet, von dem wir solche Berichte erhalten”, sagte Rhodan. Man sah ihm an, daß er sich in den letzten Monaten zuviel zugemutet hatte. Die Erprobung des Lineartriebwerkes und der Zusammenstoß mit den Akonen war nicht spurlos an ihm vorübergegangen. Auch die Belastung, der er durch die verbrecherische Arbeit der Rauschgiftschmuggler ausgesetzt war, beeinträchtigte seinen Zustand. „Das Geschäft mit dem Gift scheint immer weitere Ausmaße anzunehmen”, fuhr Rhodan fort. „Die Lieferanten scheinen auf der Erde zu sitzen, während die Galaktischen Händler als Verteiler fungieren.” Deegan übersetzte dem Morg Rhodans Vermutung. Das Wesen, dessen Vorfahren noch in Sümpfen gelebt hatten, war jedoch nicht geneigt, etwas freundlicher zu werden. „Die Springer behaupten, daß die Terraner an der Verbreitung des Giftes die alleinige Schuld trifft”, rief der Morg. „Vergessen Sie nicht, Administrator, es ist irdisches Opium, das überall auftaucht. Die Springer behaupten, daß die terranischen Politiker verschiedene Rassen der Galaxis mit dem Gift verseuchen wollen, um sie dann kurzerhand dem Solaren Imperium einzuverleiben.” Nur zögernd übersetzte Deegan diese Anklage. Während er sprach, begannen Rhodans Kinnmuskeln zu arbeiten. Ansonsten blieb er gelassen.
Anders Bully, der sich jetzt nicht mehr beherrschen konnte.
„Diese Teufel”, rief er und sprang von seinem Platz auf.
„Systematisch wollen sie uns unmöglich machen. Wenn ich nur wüßte, welche erbärmlichen Wichte von unserer Seite dabei mitarbeiten. Ich würde sie persönlich zum Pluto verfrachten.” „Meine Agenten arbeiten Tag und Nacht”, meldete sich Mercant.
„Wir haben jeden Verdächtigen verhört. Es muß sich um eine vollkommen neue Gruppe handeln, die alten Hasen haben mit diesem üblen Geschäft nichts zu tun. Wahrscheinlich lebt der Anführer in der Maske eines Biedermannes mitten unter uns. Wie sollen wir ihn finden? Wollen wir jeden einzelnen Menschen einem Gedankentest durch Telepathen unterziehen? Das widerspricht nicht nur unseren ethischen Grundsätzen, es ist auch ein ziemlich aussichtsloses Unterfangen. Bis wir damit fertig wären, hätten die Springer bereits ihr Ziel erreicht, das heißt, die meisten Rassen, mit denen wir Handel treiben, würden uns den Zutritt in ihr Gebiet verwehren.” „Ich habe das Stanour schon selbst alles unzählige Male erklärt, Sir”, sagte Eduard Deegan niedergeschlagen. „Sie können sich
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