0104 - Nur ein Greenhorn
fragte Bully erregt. „Das verstehe ich nicht.” Rhodan lächelte ohne Wärme. Er kam hinter seinem Tisch hervor und ging zum Fenster. Unter ihm breitete sich Terrania aus, die Stadt der Superlative. Für Rhodan, der gebürtiger Amerikaner war, hatte die terranische Metropole einen eigenartigen Reiz. Sie war für ihn zu einer zweiten Heimat geworden. „Es könnte auf der Erde eine Gruppe geben, die die jetzige Regierung stürzen möchte”, erklärte Rhodan. „Was müssen diese Leute tun? Wenn sie skrupellos sind, werden sie uns mit allen Mitteln unmöglich machen.” „Du hast leider nur zu recht”, gab Bully zu. „Ich glaube, daß wir uns noch viel intensiver mit der Schmuggelorganisation beschäftigen müssen.” Rhodan wandte sich vom Fenster ab. Er sah Bully und den Abwehrchef an. „Das werden wir auch, Freunde.
In vier Stunden werde ich eine Konferenz einberufen, zu der Allan seine Offiziere mitbringen wird. Außerdem werden die Verbindungsmänner zu unseren stellaren Handelsstationen anwesend sein. Ich denke daran, auch einige Mutanten heranzuziehen.” Diese Konferenz fand zur angegebenen Zeit statt.
Es war 18 Uhr Weltzeit, als sie der Erste Administrator eröffnete.
In der Abendpresse erschien an diesem Tage ein Interview mit Archibald Pincer, dem Präsidenten der International-Fruit- Company. Pincer verlangte von der Solaren Flotte, daß sie sich umgehend auf die Suche nach seinem Sohn John Edgar begeben solle, der sich anscheinend auf seiner Hochzeitsreise zur Wega verirrt hatte. Die Leser, die nicht über den Bericht schmunzelten, bekamen spätestens einen Lachanfall, wenn sie das Bild betrachteten, das ebenfalls abgedruckt war. Es zeigte einen jungen Mann mit träumerischem Blick und abstehenden Ohren.
Das war John Edgar Pincer. Der junge Pincer sah aus wie ein Mann, der sich in seiner eigenen Wohnung verirren kann, nicht aber wie ein kühner Raumpilot, der zu einer Hochzeitsreise in das Weltall startet.
Perry Rhodan schloß die Konferenz kurz nach 20 Uhr Weltzeit.
Er hatte mit den anwesenden Männern verschiedene Maßnahmen beschlossen, um den Schmuggel endlich zu beenden. Noch am gleichen Abend startete Stanour, der Abgesandte von Morg, vom Raumflughafen von Terrania. Die Bevölkerung der Erde ahnte nichts von den Schwierigkeiten, die auf sie zukamen. Hätte man einen unbefangenen Menschen nach dem wichtigsten Ereignis des Tages gefragt, hätte er vielleicht grinsend geantwortet: „Nun, ein junger Mann ist während seiner Hochzeitsreise abhanden gekommen.” Und damit hätte er sogar recht gehabt. Denn die einzige Chance des Solaren Imperiums, den drohenden wirtschaftlichen Boykott abzuwenden, ruhte in diesem Augenblick auf den schmalen Schultern von John Edgar Pincer, dem Greenhorn.
Die drei Händler blieben stehen und sahen sich unschlüssig um.
Pincer beobachtete sie mit angehaltenem Atem. Hinter ihm begann die Plattform leicht zu schwanken. Völlig geräuschlos war Lupatz zurückgekommen. Pincer stieß Schnitz leicht gegen den Rücken und nickte zu den Springern hinab. Der Eingeborene zwinkerte ihm zu und deutete auf die Tragsitze. „Ohneflügler verstecken in Hütte”, bedeutete er Pincer. „Schnitz machen großen Trick.” Irgendwie erinnerte Schnitz an einen Jahrmarktsgaukler, der jeden Augenblick mit einem neuen Einfall aufwartet, um sein staunendes Publikum zu verblüffen. In der Wahl seiner Mittel war Schnitz allerdings noch primitiver. Trotzdem ging eine Sicherheit von ihm aus, die Pincer seine Ruhe bewahren ließ. Diese Vogelwesen waren auf jeden Fall die optimistischsten Extraterrestrier, von denen Pincer je gehört hatte.
Pincer wandte sich seiner Frau zu. „Wir müssen uns in der Baumhütte verstecken. Schnitz will die Springer ablenken. Glaubst du, daß du an diesem Seil hinaufklettern kannst ?” Cora nickte. Sie drückte ihre Zigarette aus und hangelte sich an dem Strick empor.
Schnitz sah ihr mit Seelenruhe zu. „Jetzt Ohneflügler auch gehen”, forderte er Pincer auf. Der junge Mann hatte noch nie in seinem Leben einen derartigen Kletterversuch unternommen. Es schien ganz leicht zu sein, denn Cora hatte es ohne Mühe geschafft.
Pincer streckte seine Arme aus und umklammerte den Strick. Er hob sich hoch und hielt sich fest. Das Seil begann zu schwanken und trug Pincer ein Stück über die Plattform hinaus. Blätter und Äste streiften ihn. Er wagte nicht, einen Blick nach unten zu riskieren. Das Seil pendelte über die Bretter zurück. Schnitz' Krallenhand
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