0104 - Portaguerra
Portaguerra, wie die Alten ihn beschreiben«, stammelte er. »Ich weiß es ganz genau! Portaguerra ist zurückgekehrt!« Er schüttelte völlig fassungslos den Kopf. »Nur gut, daß er die Todeswand nicht verlassen kann!«
Ich ließ ihn in dem Glauben. Wozu sollte ich die Pferde scheu machen.
Sicher, die Mumie des ermordeten Magiers konnte den Bereich der Steilwand nicht verlassen und daher auch nicht das Hotel angreifen. Das behaupteten wenigstens die alten Sagen, denen ich nur zu gern glauben wollte.
Portaguerra hatte sich jedoch Helfer verschafft, mindestens drei, wahrscheinlich sogar vier. Denn nun stand für mich fest, daß auch Raoul Gasconne zu den Opfern der Mumie gehörte.
Bill Conolly hatte recht behalten. Jane und ich hatten einen brandheißen Fall übernommen.
***
Das Motorgeräusch des alten Fiat verriet, daß einiges nicht in Ordnung war. Zu allererst fehlte der Auspuff. Dicht hinter der italienisch-französischen Grenze hatte ihn ein auf der Straße liegender Stein abgerissen. Außerdem hustete der Motor, als wäre er nur durch Zufall in Gang geraten und müßte eigentlich schon längst auf dem Schrottplatz liegen.
»Hoffentlich kommen wir überhaupt noch bis Modane«, sagte die schwarzhaarige Frau auf dem Nebensitz. »Wir sind schon spät dran.«
»Das Berghotel auf dem Col du Lauterset gehört zu den besten Häusern«, tröstete sie der Fahrer. »Die haben bestimmt Nachtdienst.«
»Aber erst einmal müssen wir oben sein«, wandte Adriana ein.
»Sie haben da zwar eine Seilbahn, aber…«
»Nun hör schon auf!« rief Roberto Maledusa lachend. »Wir haben vor einem Jahr geheiratet, obwohl deine und meine Eltern dagegen waren. Wir haben uns eine Wohnung gekauft, obwohl uns niemand auch nur eine Lira gegeben hat. Wir werden es noch schaffen, in unser Urlaubsziel zu gelangen.«
»Da hast du auch wieder recht.« Die einundzwanzigjährige Adriana lehnte sich gegen die Schulter ihres nur um zwei Jahre älteren Mannes, allerdings nicht zu fest, damit er den alten Fiat sicher durch die Spitzkehren der schmalen Bergstraße steuern konnte.
»Mmh«, schnurrte sie und preßte ihre Lippen gegen seinen Hals.
»Du riechst gut.«
»Ich habe mir vor der Abfahrt in Turin die Haare gewaschen, das ist alles.« Roberto Maledusa grinste. Im Widerschein der Armaturenbrettbeleuchtung blitzten seine perlweißen Zähne. »Hör auf, oder ich fahre den Wagen in die Büsche, und dann wirst du mich kennenlernen!«
Der Fiat rollte über eine gerade Strecke. Daher konnte Roberto einen kurzen Blick auf seine Frau riskieren, die sich lachend gerade hinsetzte. Ihr enges T-Shirt spannte sich über ihren festen Brüsten.
Wie eine zweite Haut schmiegte es sich an ihren Körper und enthüllte, daß Adriana keinen BH trug. Im tiefen Ausschnitt schimmerte ihre dunkle Haut. Robertos Blick glitt zu ihrem schmalen Hals und weiter zu den üppigen Lippen, die ihm einen lockenden Kuß sandten.
»Fahr!« befahl Adriana, obwohl auch in ihren schwarzen Augen Verlangen nach Zärtlichkeit glitzerte. »Fahr, oder wir schlafen heute nacht im Wagen.«
»Wäre das so schlecht?« fragte er mit einem Unterton, der deutlich verkündete, was er eigentlich dachte.
»Lustmolch«, schimpfte Adriana und schob ihre Hand auf seinen Schenkel. »Wirst du dich jetzt auf die Straße konzentrieren?«
»Fällt mir schwer«, murmelte Roberto. »Das da vorne könnten schon die Lichter von Modane sein.«
»Wären wir an der Grenze nicht so lange aufgehalten worden, wären wir schon längst da«, beklagte sich seine Frau. »Aber mit diesen ewigen Kontrollen wegen Terroristenfahndungen… na ja, muß wohl sein.«
Sie schwiegen eine Weile. Jeder hing seinen Gedanken nach, und die waren ziemlich gleich. Roberto arbeitete in Turin in der Autoindustrie am Fließband, Adriana im selben Unternehmen in der Verwaltung. Beide hatten in den letzten drei Jahren jede Lira gespart, sich nichts gegönnt und davon die Wohnung gekauft, die noch nicht eingerichtet war. Trotzdem gönnten sie sich diesen Urlaub auf dem Col du Lauterset.
»Damit wir nicht durchdrehen«, hatte Roberto bei der Planung gesagt. »Ist ja recht schön, ein Jahr lang auf Matratzen zu schlafen, die nur auf dem Boden liegen. Aber einmal möchte ich mit dir auch in einem richtigen Bett liegen.«
»Als ob das nötig wäre«, hatte Adriana mit einem sinnlichen Augenaufschlag geantwortet, aber einverstanden war sie mit dem Urlaub in dem schönen Berghotel auf dem Col du Lauterset doch gewesen.
»Na
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