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0104 - Portaguerra

0104 - Portaguerra

Titel: 0104 - Portaguerra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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stimmte. Das mußte einer der Lerois-Brüder sein. Er war abgestürzt und dabei getötet worden. Ich stand vor einem Untoten.
    Sein Mund klaffte auf. Der lautlose Schrei blieb ihm im Hals stecken. Er ergriff vor meinem Kreuz die Flucht, und ich kam nicht nahe genug an ihn heran, um ihn durch eine direkte Berührung mit dem Kreuz von seinem unnatürlichen Dasein zu erlösen.
    Drüben beim Hotel peitschten Schüsse. Das erinnerte mich an die Schreie vorhin. Es waren drei geisterhafte Bergsteiger in der Wand gewesen, die drei Lerois-Brüder. Hier hatte ich einen vor mir. Er hetzte mit unglaublichen Sätzen über das Hochplateau wieder auf die Todeswand zu.
    »Da drüben, John!« Shaun trat neben mich und deutete auf das Hotel. Von dem Haus her näherten sich zwei Männer. Ich konnte sie nicht genau erkennen, aber auch sie waren Untote. Sie schlugen einen weiten Bogen um mich und mein Kreuz, und erst, als sie nicht mehr zu sehen waren, erlosch das helle Leuchten des Silbers.
    »Oh, mein Gott!« stöhnte Shaun Loughelin. »Hätte ich es nicht mit eigenen Augen gesehen, würde ich es nicht glauben!«
    Ich ließ das Kreuz wieder unter meinem Hemd verschwinden.
    »Und dabei war das erst der Anfang«, prophezeite ich. »Komm, wir müssen nachsehen, was im Hotel passiert ist!«
    ***
    Jane kam mir auf der Hotelterrasse entgegen. In ihrem Gesicht stand noch der Schrecken geschrieben, den sie eben erlebt hatte, aber sie wirkte schon wieder gefaßt.
    »Zwei Untote, John!« rief sie mir zu. »Sie haben… Himmel, wie siehst du denn aus?«
    »Ich habe mit dem dritten Untoten gekämpft, Shaun auch.« Ich streifte die Astra-Pistole in Janes Hand mit einem flüchtigen Blick und deutete auf die geborstene Scheibe des Speisesaals. »Die Untoten?«
    Jane nickte und schob die Pistole mit dem Perlmuttgriff in eine Tasche ihres Strickanzugs. »Ich habe versucht, sie mit Schüssen zu vertreiben, aber sie haben sich nicht beeindrucken lassen.«
    Das überraschte keinen von uns. Gegen Untote halfen nur Silberkugeln.
    »Es waren die Lerois-Brüder, nicht wahr?« Jane seufzte schwer.
    »Sie ist völlig zusammengebrochen. Zwei Stubenmädchen kümmern sich um sie.«
    Ein korpulenter Mann mit Glatze stieg über die Scherben hinweg und kam zu uns. Jane stellte ihn als Pierre Lerois vor. Ich hatte den Hotelbesitzer noch nicht kennengelernt, weshalb ich nicht sofort mit der ganzen Wahrheit herausrücken wollte. Er zögerte jedoch nicht lange.
    »Ich habe flüchtig die Gesichter gesehen, Monsieur Sinclair«, sagte er mit einer Stimme, in der Schmerz und Verzweiflung mitschwangen. »Es waren Jacques und Jerome! Und ich habe… die … Verletzungen gesehen…«
    Er konnte nicht weiter sprechen, schlug die Hände vor das Gesicht und wurde von einem Weinkrampf geschüttelt. Shaun trat zu seinem Freund, legte den Arm um ihn und stützte ihn. Der Hotelbesitzer wankte neben Shaun in den Speisesaal.
    Wir gingen in die Bar, die völlig leer war. Jane holte Gläser und eine Flasche Cognac und schenkte für Monsieur Lerois einen kräftigen Schluck ein. Shaun mußte ihn zum Trinken drängen, danach beruhigte er sich etwas.
    »Ich habe schon mehrmals die Leichen von Abgestürzten gesehen«, sagte Pierre Lerois leise. »Meine Söhne sind abgestürzt! Sie sind tot.« Er sah mich hilfesuchend an. »Monsieur Sinclair! Wieso… wieso leben sie trotzdem und … kommen hierher?«
    Bei einem Schluck Cognac und einer Zigarette schilderte ich Monsieur Lerois und Shaun Loughelin in Kurzform meine Erfahrungen mit Untoten. Ich dosierte die Wahrheit sehr vorsichtig.
    Trotzdem war der Vater der drei Verunglückten hinterher völlig am Ende.
    »Ich bringe dich nach oben, du legst dich hin!« bestimmte Shaun und zog seinen Freund auf die Beine. »Los! Keine Widerrede!«
    »Aber das Hotel…«, wandte Lerois ein.
    »… läuft heute abend auch ohne dich und Anouk!« Shaun duldete keine Widerrede.
    »Moment«, sagte ich rasch. »Gib mir die Kamera, Shaun!«
    »Kamera?« Er griff unter seinen Anorak, den er noch nicht ausgezogen hatte, und machte ein erschrockenes Gesicht. »Ich habe sie verloren. Bestimmt ist bei dem Kampf draußen der Riemen gerissen.«
    »Auch das noch!« Ich erklärte Jane kurz, worum es ging, und machte mich auf die Suche. Sie wollte mich begleiten, doch ich ging lieber allein. Einer von uns sollte im Hotel bleiben, falls sich die Untoten noch einmal zeigten.
    Ich erreichte ohne Zwischenfall die Stelle, an der wir mit der lebenden Leiche gekämpft hatten. Im

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