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0104 - Portaguerra

0104 - Portaguerra

Titel: 0104 - Portaguerra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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ich mich bei Jane, während wir zum Festsaal gingen. Er lag eine halbe Etage höher als die Halle und war in einem später erbauten Nebentrakt untergebracht.
    »Ich habe jedem von ihnen eine Schlaftablette gegeben«, antwortete meine Begleiterin. »Außerdem ist eines der Zimmermädchen bei ihnen. Es kann also nichts passieren. Aber frag mich nicht, John, wie es ihnen geht.«
    »Ich kann es mir vorstellen.« Ich warf einen Blick durch das Fenster, an dem wir soeben vorbeigingen, und stockte. »Moment! Was ist das?«
    Die Scheibe spiegelte. Aber als ich das Gesicht dicht an das Glas hielt und die Augen mit beiden Händen abschirmte, sah ich deutlich, daß eine Gondel auf die Bergstation zuschwebte. »Shaun hat doch gesagt, daß die Seilbahn nicht mehr fährt.«
    »Merkwürdig«, meinte auch Jane. »In der Bergstation brennt überhaupt kein Licht.«
    »Hallo, John, Jane!« Shaun kam wie auf ein Stichwort hinter uns die Treppe herauf. »Seid ihr auch zu den Futtertrögen unterwegs? Ich habe Hunger wie ein Wolf!«
    »Hier, die Seilbahn fährt!« sagte ich knapp und deutete durch das Fenster.
    »Ausgeschlossen!« rief Shaun, sah hinaus und schüttelte den Kopf. »Das gibt es doch gar nicht! Ist außerdem streng verboten. John, da stimmt was nicht! George, das ist der Junge in der Talstation, der macht schon mal gegen gutes Trinkgeld eine Ausnahme. Aber Domenico spielt nicht mit. Nicht, wenn es so gefährlich ist wie jetzt.«
    »Los, das sehen wir uns an!« rief ich. Unsere Wetterjacken lagen noch in der Halle, so daß ich nicht erst in mein Zimmer mußte. Als wir vor das Hotel traten, war die Gondel nicht mehr zu sehen.
    »Die sind schon in der Bergstation.«
    Shaun schlug ein scharfes Tempo an. Jane blieb an meiner Seite.
    Gleich darauf flammten die Lichter hinter den Fenstern der Seilbahnstation auf. Im nächsten Moment erscholl ein grauenhafter Schrei.
    Ich rannte los, überholte Shaun und flog der Bergstation entgegen, die düster und drohend wie ein Felsblock vor mir stand. Die Schreie im Inneren des Gebäudes rissen nicht mehr ab. Deutlich unterschied ich jetzt die Stimmen einer Frau und eines Mannes.
    Die Tür flog auf, mehrere Gestalten drängten ins Freie. Ich wurde durch die Lichtflut geblendet, aber ich wußte sofort, mit wem wir es zu tun hatten. Ich sah die Kapuzen über den Köpfen und die zerschlissenen Kleider.
    »Die Lerois-Brüder!« schrie Shaun Loughelin dicht hinter mir.
    Ich wandte für einen Moment den Kopf. Drüben am Hotel flammten Lichter auf. Die übrigen Gäste und das Personal hatten ebenfalls die Hilfeschreie gehört.
    Meine Hand flog an die Beretta. Ich riß die mit Silberkugeln geladene Pistole hervor und hob sie, aber ich kam zu keinem Schuß.
    Einer der Untoten zerrte eine sich heftig wehrende Frau mit sich, die beiden anderen schleppten zwischen sich einen bewußtlosen oder toten Mann.
    »Schieß doch, John!« schrie Jane. Sie war ein Stück zurückgeblieben und hatte nicht den Überblick wie ich.
    Ich ließ die Waffe sinken. Die Gefahr war zu groß, eines der Opfer zu treffen.
    »Shaun, hilf dem Mädchen!« rief ich dem Iren zu.
    Er reagierte sofort und schwenkte zur Seite. Wahrscheinlich konnte er den Untoten nicht aufhalten, aber da er ohne Waffen war, hatte er gegen einen Wiedergänger größere Chancen als gegen zwei.
    Ich selbst stellte mich den beiden Lerois-Brüdern in den Weg, die den Mann zwischen sich hielten. Noch immer konnte ich nicht erkennen, ob er überhaupt lebte. Verletzungen waren zwar nicht zu erkennen, aber das hatte nichts zu sagen.
    Ich vertrat Ihnen den Weg und sprach einen Bann der Weißen Magie, eine allgemeine Formel zur Abwehr des Bösen.
    »Gebt eure Gefangenen frei!« fügte ich scharf hinzu.
    Ich fühlte ihre Augen auf mich gerichtet. Den schauerlichen Anblick der zerschmetterten Körper kannte ich bereits. Der konnte mich nicht mehr erschrecken. Aber ich wußte nicht, über welche Fähigkeiten sie noch verfügten.
    Hinter mir erklangen Schreie und harte Schläge. Für einen Sekundenbruchteil wandte ich den Kopf. Ich mußte wissen, was aus Shaun wurde.
    Das war ein Fehler, denn diesen Sekundenbruchteil nutzten meine Gegner skrupellos aus. Ein schwerer Körper fiel auf mich.
    Ich riß die Fäuste hoch und wollte zuschlagen, aber ich hielt mich zurück. Sie hatten den Gefangenen auf mich geschleudert. Ich hielt ihn fest und fing die ärgste Wucht des Sturzes ab.
    Er lag regungslos auf mir. Ein schlaffer Körper ist bekanntlich schwerer als ein voll

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