0104 - Portaguerra
zum Hotel hinauffahren?« fragte der Fremde. Seine Stimme klang seltsam kalt und ausdruckslos und erinnerte Roberto an künstlich erzeugte Stimmen, mit denen man bei Computern experimentierte. Er dachte jedoch nicht weiter darüber nach, da ihn die Aussicht lockte, der Fremde könnte Ihnen vielleicht helfen.
So war es dann auch. Ohne genauer zu erklären, wieso er das vermochte, führte der Mann mit dem verhüllten Kopf das junge Paar in die Seilbahnstation und ließ sie in die Gondel steigen.
»Einen Moment Geduld«, sagte er und verschwand in dem unbeleuchteten Kontrollraum.
»Richtig unheimlich«, flüsterte Adriana und drängte sich an ihren Mann. »Alles finster! Was ist das für ein Kerl? Und warum zeigt er sein Gesicht nicht?«
»Keine Ahnung«, murmelte Roberto. »Ich dachte zuerst, er würde sich ein paar Francs nebenbei verdienen wollen. Aber er hat kein Geld verlangt.«
Im nächsten Moment setzte sich die Gondel in Bewegung und schwebte aus der unbeleuchteten Station hinaus. Für das Ehepaar Maledusa gab es keine Umkehr mehr. Unaufhaltsam erfüllte sich das Verhängnis.
Roberto und Adriana saßen schweigend nebeneinander. Er hatte einen Arm um seine Frau gelegt und fühlte, daß sie zitterte. Er wollte etwas sagen, wollte ihr Mut machen und erklären, daß sie gar keinen Grund zur Angst hatten, doch über seinen Rücken lief eine Gänsehaut, als er die unbeleuchtete Bergstation sah. Wie ein großes, weit aufgesperrtes schwarzes Maul gähnte ihnen die Öffnung entgegen.
Es war nichts, absolut nichts zu sehen, und doch hatten die beiden das Gefühl, einer grauenhaften Gefahr entgegenzutreiben.
Es gab kein Entkommen. Sie konnten die Gondel nicht verlassen.
Ein harter Ruck lief durch die Gondel. Sie stand auf halber Strecke.
Im nächsten Moment flammten die kalten Neonröhren an der Decke der Bergstation auf.
Auf der Plattform standen drei Männer mit zerfetzten Kleidern und blutig geschlagenen Körpern.
In maßlosem Grauen starrten Roberto und Adriana auf die gekrümmten Hände, die nach der Tür der Gondel griffen. Ächzend packte Roberto den inneren Türgriff und hielt ihn mit aller Kraft fest, doch es half nichts.
Gegen diese drei Männer hatten sie keine Chance.
Mit einem Ruck rissen sie die Tür auf. Einer packte in die Gondel und krallte seine Finger um Adrianas Arme.
»Roberto, hilf mir!« schrie Adriana heiser vor Angst.
Ihre Beine schleiften über den Boden, als einer der Männer sie hastig in den Hintergrund der Station zerrte.
Roberto Maledusa wollte seine Frau retten. Mit geballten Fäusten warf er sich auf die beiden anderen Angreifer, doch im nächsten Moment hing er hilflos in ihren harten Griffen.
So sehr er sich auch sträubte, sie zogen ihn wie eine leichte Puppe mit sich.
Adrianas Schreie schrillten durch die Nacht. Roberto tobte, trat nach den Männern und brüllte sie an, doch es half alles nichts. Als sie die Bergstation verließen, sahen sie vor sich die Lichter des Hotels.
Soeben flammte die Außenbeleuchtung auf. Im Hotel waren die Schreie gehört worden.
»Hilfe!!« schrie Roberto noch einmal und stemmte seine Füße gegen den Boden. »Hier sind wir! Helft uns!«
Im nächsten Moment erhielt er einen fürchterlichen Schlag gegen den Hinterkopf. Er brach lautlos zwischen seinen beiden Entführern zusammen.
***
Ich zeigte Jane die Filmbilder. Sie wurde blaß.
»Im ersten Moment dachte ich, das wäre der Schwarze Tod.« Sie atmete tief durch. »Aber der kann es ja zum Glück nicht sein.«
»Dieser Portaguerra scheint aber auch nicht gerade der Sympathischste zu sein«, erwiderte ich.
»Er wäre nicht der erste wiedererstandene Magier, den du zur Strecke bringst, John«, meinte Jane aufmunternd.
»Das schon«, gab ich zu. »Dafür sitzt er an einer Stelle, an der ich ihn nur schwer oder gar nicht erwische, nämlich in einer Felswand, die sogar für geübte Bergsteiger weitgehend unbegehbar ist. Wie soll ich ihn jagen?«
Darauf hatte Jane auch keine Antwort. »Weißt du was, John?« Sie lächelte, daß sich in ihren Wangen Grübchen bildeten. »Es wird uns schon etwas einfallen, wenn es erst so weit ist. Und jetzt habe ich Hunger!«
So war Jane. Sie dachte eben praktisch. Wir wandten uns an den Kellner, der die Rezeption übernommen hatte. Inzwischen ging es ihm wieder etwas besser. Er hatte den ärgsten Schock hinter sich.
»Essen in zehn Minuten im Festsaal«, erklärte er. »Der Speisesaal ist unbenutzbar.«
»Was macht das Ehepaar Lerois?« erkundigte
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